Duisburg-Wanheimerort. Der Waldfriedhof Duisburg ist der größte der Stadt. Das wussten Sie wahrscheinlich. Aber wetten, dass Sie diese 10 Fakten noch nicht kannten?

Vor 100 Jahren wurde der Waldfriedhof Duisburg eröffnet. Den meisten Duisburgern ist er als größter Friedhof der Stadt bekannt. Aber wussten Sie auch, welche Berühmtheiten hier bestattet wurden? Dass das Gelände, das sich zwischen den Stadtteilen Wanheimerort und Buchholz auf einer rund 68 Hektar großen Fläche erstreckt, nur durch ein Enteignungsverfahren in den Besitz der Stadt überging? Und welche der älteste Grabstein ist? Wir haben spannende Geschichten gesammelt, die auch Sie noch nicht kennen. Wetten!?

Duisburger Waldfriedhof: Die größte Grabanlage

Geschichten aus der Gruft: Der Waldfriedhof ist in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Im Bild die illuminierte Trauerhalle.
Geschichten aus der Gruft: Der Waldfriedhof ist in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Im Bild die illuminierte Trauerhalle. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Das größte Grab auf dem Waldfriedhof ist das der Familie von Peter Klöckner: „Drei Gräber befinden sich im Mausoleum, 18 weitere Grabstellen daneben“, erklärt Volker Lange, Sprecher der Wirtschaftsbetriebe Duisburg. Das Mausoleum der Großindustriellen-Familie ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich und kann nur bei speziellen Führungen besichtigt werden. An der Decke der verschlossenen Grabstätte prangt ein aufwendig gestaltetes Mosaik.

Gräber von Berühmtheiten

Dass auf dem Waldfriedhof Duisburger Berühmtheiten wie der Bildhauer Wilhelm Lehmbruck oder der Duisburger Karl Jarres ihre letzte Ruhe fanden, ist weitgehend bekannt. Zusätzlich zu den überall erwähnten Grabstellen gibt es aber noch weitere bekannte Persönlichkeiten, die hier beigesetzt wurden. „Zu nennen wäre unter anderem der bekannte Fußballtrainer Dettmar Cramer“, erklärt Volker Lange. Cramer (1925-2015) war Bundesliga-Trainer (unter anderem bei Bayern München) und in der Öffentlichkeit als „Fußball-Napoleon“ bekannt. Er prägte flotte Sprüche wie „Der springende Punkt ist der Ball“.

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Auch Friedrich Klönne wurde auf dem Waldfriedhof beerdigt. Dem „Vater der Wedau“ haben die Duisburger den Sportpark Wedau zu verdanken. „Als Hüttendirektor der Firma Krupp hat Klönne im Jahre 1919 mit dafür gesorgt, dass die Firma Krupp große Teile ihres Baggergeländes an der Wedau der Stadt schenkte“, erklärt Volker Lange und bezieht sich dabei auf die Chronik des Wedauer Fischerei Vereins.

Enteignungsverfahren

Mit 68 Hektar ist der Waldfriedhof der größte Friedhof in Duisburg.
Mit 68 Hektar ist der Waldfriedhof der größte Friedhof in Duisburg. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Anfang der 1920er Jahre beschloss der Duisburger Rat, einen neuen Zentralfriedhof einzurichten. Wo sich dieser befinden sollte, war schell klar: Die Stadtobersten entschieden, für den neuen Friedhof die Hanielsche Forstfläche an der damaligen Düsseldorfer Chaussee in Wanheimerort zu nutzen. Doch die Familie Haniel wollte die Fläche nicht ohne Weiteres abgeben. Die Stadt setzte sich schließlich mittels eines Enteignungsverfahrens durch und zahlte Haniel eine Entschädigungssumme in unbekannter Höhe.

Viele Glaubensrichtungen

Neben christlichen Verstorbenen sind auf dem Waldfriedhof auch jüdische, muslimische sowie griechisch-orthodoxe Gläubige beerdigt. „Es gibt sicher noch weitere Glaubensrichtungen, aber diese sind nicht einzeln erfasst“, so Lange. Fest steht: Neben evangelischen und katholischen Grabfeldern wurde 1927 auch ein jüdisches Grabfeld auf dem Waldfriedhof angelegt, in dem bis 1942 bestattet wurde.

Während des Zweiten Weltkrieges mussten alle jüdischen Gräber eingeebnet werden. Die Grabmale wurden verkauft. Nach Ende des Krieges ordnete die britische Militärregierung an, dass die Stadt die Grabmale zurückkaufen und wieder aufstellen müsse. Die letzte Beisetzung erfolgte im Jahr 1981. Im Jahr 2018 wurde eine Teilfläche des Waldfriedhofes an die jüdische Gemeinde Duisburg/ Mülheim/Oberhausen verkauft. Die erste Bestattung fand dort am 6. Dezember 2018 statt.

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Die Errichtung des ersten muslimischen Grabfeldes wurde im Jahr 1992 beschlossen. Da Muslime ihre Toten anders bestatten als Christen, sind die muslimischen Gräber auf dem Waldfriedhof so ausgerichtet, dass die Verstorbenen mit dem Gesicht in Richtung Mekka gelagert werden können.

In einer Ausstellung in den Arkaden wird die Geschichte des Friedhofes dargestellt.
In einer Ausstellung in den Arkaden wird die Geschichte des Friedhofes dargestellt. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Grab mit Gitarren

Unzählige Kerzen, mehrere Gitarren, eine davon sogar mit leuchtenden Stegen am Griff: Eines der auffälligsten Gräber auf dem Waldfriedhof ist wohl das der Sinti- und Roma-Familie Mettbach, das sich zwischen Haupteingang und dem Neuen Jüdischen Friedhof befindet. Die Musik spielte im Leben der Familie anscheinend eine große Rolle, das sehen Passanten auf den ersten Blick. „Mehr Infos liegen uns zu diesem Grab aber nicht vor“, bedauert Volker Lange.

Ältester Grabstein

Der älteste Grabstein, der auf dem Waldfriedhof steht, ist ein Findling aus dem Jahr 1924, auf dem die persönlichen Daten des Verstorbenen nicht eingraviert sind, sondern auf einer Plakette an dem Stein befestigt wurden.

Unter Denkmalschutz

Unter Denkmalschutz stehen laut Denkmalliste der Stadt Duisburg die alten jüdischen Gräber, das Mausoleum der Familie Klöckner sowie die Gebäude am Eingangsbereich Düsseldorfer Straße, also die alte Trauerhalle, die Wohngebäude sowie die Arkaden.

Grabstelle der Familie König von der König-Brauerei.
Grabstelle der Familie König von der König-Brauerei. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Nutzung für andere Zwecke

Während des Zweiten Weltkrieges wurden Teile des Friedhofs noch nicht für Beerdigungen genutzt. Das Essen war knapp und die Versorgung der Bevölkerung nicht gesichert. Die Friedhofsareale, die man nicht für Beisetzungen benötigte, wurden daher kurzerhand an Privatpersonen vermietet, die hier Gemüse anbauten. „Nach dem Krieg hat die Stadt Duisburg diese Flächen dann aus demselben Grund selber genutzt“, erklärt Volker Lange.

Der größte der Stadt, aber auch im Ruhrgebiet?

Mit seinen knapp 68 Hektar Fläche ist der Waldfriedhof zwar der größte Friedhof in Duisburg. Der größte im Ruhrgebiet ist er aber lange nicht: Den ersten Platz in dieser Rangliste nimmt der Dortmunder Hauptfriedhof mit 110 Hektar Fläche ein.

Diebstahl auf dem Friedhof

Metalldiebstahl ist auf Friedhöfen immer ein Problem: Vor einigen Jahren wurden die Büsten auf den Gräbern von Lehmbruck und Köhler-Osbar entwendet. „Auf Lehmbrucks Grab steht jetzt ein Duplikat“, sagt Volker Lange.

In der Trauerhalle finden manchmal auch Vorführungen statt, so gastierte zum Beispiel „Der Tod
In der Trauerhalle finden manchmal auch Vorführungen statt, so gastierte zum Beispiel „Der Tod" mit seinem Programm „Gevatter Unser“ auf dem Waldfriedhof. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

>>> Das ist die Geschichte des Waldfriedhofs Duisburg

  • Im Duisburger Stadtrat beschloss man Anfang der 1920er Jahre, einen neuen Zentralfriedhof mit Leichen- und Trauerhalle sowie einem Krematorium anzulegen. Die Gesamtkosten schätzte man auf ca. 15 Millionen Mark.
  • Am 14. April 1923 erteilte der Regierungspräsident in Düsseldorf die Genehmigung für den Bau. Unter anderem gab es die Bedingung, eine Leichenhalle mit Möglichkeiten für Obduktionen zu errichten. Auch eine Mauer oder Abgrenzung, verschließbare Friedhofstore und eine reichhaltige Bepflanzung waren vorgeschrieben.
  • Die Stadt entschied, dass die Belegung des Friedhofes nach Konfessionen getrennt erfolgen sollte.
  • Am 14. Juni 1923 fand die erste Beisetzung auf dem Waldfriedhof statt. Doch erst im November waren Friedhof und Verwaltungsgebäude weitestgehend fertiggestellt. Das Datum einer offiziellen Einweihungsfeier ist nicht bekannt.
  • Das Krematorium nahm im August 1932 seinen Betrieb auf.
  • Am 30. November 1944 wurde das Krematorium bei einem Luftangriff stark beschädigt und musste wiederaufgebaut werden. Erst ab dem Jahr 1950 konnten wieder Einäscherungen durchgeführt werden.
  • Anfang des Jahrtausends musste neu geplant werden: Weil sich landesweit die lmmissionsschutzverordnung geändert hatte, war der Weiterbetrieb des alten Krematoriums nicht mehr zu vertreten. Der Rat stimmte deswegen im Juni 2000 der Planung eines neuen Krematoriums zu. Im September 2002 wurde die gesamte Anlage eingeweiht.
  • Zwanzig Jahre später mussten Filteranlage und Kühltechnik saniert werden, um das Krematorium wiederum auf den neuesten technischen Stand zu bringen.
  • Aufgrund seines Waldcharakters mit den 6000 Bäumen, die teilweise bis zu 170 Jahre alt sind, wurde der Friedhof offiziell von Zentralfriedhof in Waldfriedhof umbenannt.
  • Als Abgrenzung zum „Alten Friedhof“ am Sternbuschweg erhielt der Friedhof im allgemeinen Sprachgebrauch auch die Bezeichnung „Neuer Friedhof“.
  • In der Trauerhalle finden zuweilen auch Vorführungen statt. So gastierte zum Beispiel „Der Tod" mit seinem Comedy-Programm „Gevatter Unser“ auf dem Waldfriedhof.