Essen/ Meerbusch. Eine Arthrose ist für Betroffene oft eine Krux. Drei Ärzte erklären, was Erkrankte gegen Schmerzen tun können und wann eine Operation ratsam ist.

Es gibt 800 verschiedene Rheuma-Erkrankungen, Millionen Menschen leiden daran. Anlässlich des Weltrheuma- und Arthrose-Tages am 11. Oktober haben drei Ärzte des St. Elisabeth Hospitals zwei Stunden lang NRZ-Leserinnen und -Lesern Fragen rund um die Arthrose beantwortet.

Wir geben eine Auswahl der vielen Fragen zu Symptomen, Diagnosen und Therapiemöglichkeiten, die Privat-Dozent Dr. Tim Claßen, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Orthopädische Rheumatologie des St. Elisabeth Hospitals, sowie die Oberärzte Michael Metz und Frank Lorenz beantwortet haben.

Michael Metz, Frank Lorenz und Dr. Tim Claßen (v.l.) haben zwei Stunden lang NRZ-Leserinnen und -Lesern Fragen rund um die Arthrose beantwortet.
Michael Metz, Frank Lorenz und Dr. Tim Claßen (v.l.) haben zwei Stunden lang NRZ-Leserinnen und -Lesern Fragen rund um die Arthrose beantwortet. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Seit einigen Monaten habe ich permanente Schmerzen von der Hüfte bis in die Zehen. Die Hüfte schmerzt, selbst wenn ich sie nicht belaste. Ist eine Arthrose in der Hüfte daran schuld? Oder was könnte die Ursache sein?

Bei einer Hüftarthrose können Schmerzen entstehen, die bis ins Bein und Knie ausstrahlen. Es gibt aber auch andere Ursachen für die Schmerzen. Gerade, wenn sie bis in die Zehen ziehen, kann das zum Beispiel auch an einer Erkrankung der Lendenwirbelsäule liegen.

Von der Lendenwirbelsäule ziehen Nerven durch das Becken bis in die Füße. Wenn die gereizt werden, kann das zu Schmerzen in der Hüfte und in den Zehen führen. Gerade die Taubheit in den Zehen kann ein Hinweis für eine wirbelsäulenbedingte Ursache sein.

Bevor man die Hüfte operiert, muss klar sein, ob es auch an der Hüfte liegt. Das sollte man mit einer klinischen Untersuchung und einer radiologischen Diagnostik prüfen. Auf dem Röntgenbild erkennt man eine Hüftdysplasie (Fehlstellung der Hüftgelenkpfanne).

Ich habe schon jetzt Schmerzen in der Hüfte und Leiste, Treppensteigen bereitet mir große Probleme. Wie geht es für mich weiter?

Eine Dysplasie in der Hüfte führt meistens zu Arthrose, weil der Knorpel zu stark belastet wird und kaputt geht. Wenn Ihre Eltern schon darunter litten, scheinen Sie eine familiäre Veranlagung zu haben.

Das lässt sich jetzt nicht mehr verhindern, da hilft auch keine Hüftgelenksarthroskopie. In diesem Fall hilft es aber, die Muskeln mit gezieltem Krafttraining zu stärken. Stärkere Muskeln fangen die Belastung vom Gelenk ab. Bei Bedarf hilft es auch, das Gewicht zu reduzieren, um die Gelenke weniger zu belasten.

Wenn die Schmerzen dennoch zu stark werden, muss man über eine Operation nachdenken, bei der das Hüftgelenk künstlich ersetzt wird. Davor müssen Patienten aber keine Angst haben. Schon am OP-Tag wird man wieder mobilisiert, am Tag danach übt man, wieder zu laufen. Natürlich sollte man den Rehabilitationsverlauf abwarten, aber in der Regel ist man danach wieder schnell auf den Beinen.

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Mein Orthopäde hat eine Arthrose in meinem rechten Sprunggelenk festgestellt. Er hat mir geraten, es direkt operieren zu lassen. Ich habe mir aber zuerst Einlagen für die Schuhe bestellt. Seitdem ich damit gehe, sind die Schmerzen fast weg. Soll ich es trotzdem operieren lassen?

Schmerzen entscheiden, wann und ob etwas gemacht werden muss. Solange man mit den Einlagen zurechtkommt, muss man nichts operieren lassen. Es schadet auch nicht, eine Ibuprofen-Tablette zu nehmen, wenn mal Schmerzen auftauchen. Gerade beim Sprunggelenk kommt als Operation in der Regel eher die Versteifung und nicht ein Gelenkersatz in Frage.

Ich bin 92 Jahre alt, lebe in der eigenen Wohnung. Nun bin ich gefallen und kann nur noch mit einem Rollator laufen. Kann ich in meinem Alter überhaupt noch operiert werden?

Das Alter allein ist kein Hindernis. Eine Operation muss man aber immer abwägen. Aber wenn das Herz keine Beschwerden macht und ein Umfeld vorhanden ist, das sich nach einer Operation um den Menschen kümmern wird, kann man über eine Operation nachdenken. Denn: Wir operieren Beschwerden, nicht Arthrose oder Röntgenaufnahmen.

Seitdem ich MTX-Spritzen (Methotrexat) gegen Rheuma bekommen habe, habe ich trockene Schleimhäute im Mund, er ist klebrig und schleimig. Was kann ich tun?

Trockene Schleimhäute können rheumatologisch bedingt sein, es gibt zirka 800 Rheumaerkrankungen. Man könnte versuchen, Öle zu nehmen oder den Mund zu spülen. Auf jeden Fall sollte das beim Hals-Nasen-Ohrenarzt und auch bei einem Rheumatologen abgeklärt werden.

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Ich habe seit einem Jahr eine Arthrose im rechten Knie, mache jetzt eine Akupunktur und gehe zweimal pro Woche eine Stunde auf den Heimtrainer. Ist das gut? Oder was kann ich noch machen?

Eine Akupunktur kann man gut machen, auch das Training auf dem Heimtrainer ist gut. Noch besser ist aber, die Muskeln durch Krafttraining zu stärken – in diesem Fall vor allem den Quadrizeps, den großen Beinmuskel. Mit trainierten Muskeln sind Patienten nach einer OP schneller wieder auf den Beinen.

Generell sind gemäßigte Sportarten super: Schwimmen, Radfahren und Walken. Schädlich für die Gelenke sind eher die Bewegungen mit plötzlichen Stopps wie beim Badminton, Tennis oder Fußball. Dehnübungen sind empfehlenswert, sie wirken wie eine Traktionstherapie beim Physiotherapeuten, sie entlasten die Gelenkkapsel.

Joggen ist nicht unbedingt ratsam, das liegt allerdings in der Eigenverantwortung eines jeden Einzelnen. Massagen haben eher keinen Sinn, weil es sich nicht um ein muskuläres Problem handelt.

Kann eine Ernährungsumstellung die Arthrose lindern?

Es gibt keine belastbaren Studien dazu, aber einen Versuch ist es wert. Will man Gelenkprobleme minimieren, sollte man auf Schweinefleisch verzichten. Dabei handelt es sich um purinarme Kost. Man kann auch auf ketogene, also kohlenhydratarme, Ernährung umstellen.

Mein Fuß tut mir sehr weh, auch ist er geschwollen. Woher kommen die Schmerzen?

Die Arthritis kann rheumatologisch bedingt sein. Empfehlenswert ist die Vorstellung bei einer Fußchirurgin, um das abzuklären.

Gibt es ein Mittel um die Arthrose zu verlangsamen? Ich esse kein Fett, kein rohes Fleisch und mache jetzt Krafttraining, ist das gut?

Noch gibt es kein Medikament gegen Arthrose. Aber Krafttraining, aber unter Anleitung, ist sehr gut. Lieber mehrere Einheiten als ein langes Training. Bei akuten Beschwerden sind niedrig dosierte Schmerztabletten wie Diclofenac und Ibuprofen empfehlenswert.