An Rhein und Ruhr. Bei der Hundesteuer gibt es zwischen Städten große Unterschiede. Unser NRW-Vergleich zeigt die extremsten Steuersätze für Halter in der Region.
Ein neuer Vierbeiner bringt große Freude ins Haus, der Hundesteuerbescheid kann sie aber schnell trüben. Denn die Steuersätze in NRW hängen stark vom Wohnort ab. Jede Kommune legt die Hundesteuer selbst fest, was zu großen Unterschieden führt. Der Hundesteuervergleich 2023 des Bundes der Steuerzahler NRW offenbart eine Spanne von 0 Euro in Ahlen bis 180 Euro in Hagen. Wer einen im Landeshundegesetz als gefährlich eingestuften Pitbull Terrier hält, zahlt in zwei Städten sogar 1200 Euro im Jahr.
Während die Steuer für Halterinnen und Halter eine ärgerliche Ausgabe darstellt, spielt sie eine wichtige Rolle in den Haushaltsplänen der Städte und Gemeinden. Von Januar bis September 2022 hat die Hundesteuer eine Rekordsumme von 104,5 Millionen Euro in die kommunalen Kassen gespült, wie das Statistische Landesamt vermeldete. Zwar deckt sie nur 0,2 Prozent aller bereinigten Einzahlungen ab, ist dafür aber nicht zweckgebunden. Das heißt: Die Städte können die Einnahmen frei verwenden. Der Städtetag NRW sieht es eher als Bagatellsteuer. Es gebe deshalb keinen Überblick über Differenzen zwischen einzelnen Kommunen, heißt es. Die NRZ hörte sich um:
Hundesteuer in NRW: 18 Kommunen erhöhen die Steuern
9700 registrierte Hunde in Mülheim bescheren der Stadt voraussichtlich Einnahmen in Höhe von 1,59 Millionen Euro. Im Haushalt der Stadt Oberhausen sind sogar 1,9 Millionen Euro eingeplant, dort leben mehr als 12.600 Hunde. Landesweit haben 18 Kommunen ihren Steuersatz in diesem Jahr sogar erhöht, dazu zählt Bedburg-Hau im Kreis Kleve, wo die Hundehaltung nun 70 Euro kostet. „Der zu erwartende Mehrertrag beläuft sich auf etwa 15.000 Euro jährlich und fließt den allgemeinen Finanzmitteln des gemeindlichen Haushalts zu“, teilt die Gemeinde mit.
Der Bund der Steuerzahler fordert eine Abschaffung der Steuer. Diese sei in Zeiten von steigenden Lebenshaltungskosten nicht zeitgemäß, kritisiert Rik Steinheuer. „Die Hundesteuer spült einiges an Geld in die Kassen, ist nicht zweckgebunden und kann völlig frei verwendet werden“, sagte der Vorsitzende.
Hundesteuervergleich in NRW: Isselburg günstig, Ruhrgebietsstädte am teuersten
Ein Blick in den Hundesteuervergleich zeigt auch in der Region große Unterschiede. An Rhein und Ruhr ist die Steuer für den ersten Hund in Isselburg (50 Euro) am günstigsten. In Sonsbeck und Kranenburg (54 Euro), sowie in Hamminkeln, Kleve, Emmerich und Rees (60 Euro) sind die Kosten ebenfalls überschaubar.
100 Euro zahlen Herrchen und Frauchen aus Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn, noch teurer wird es in Moers und Dinslaken (120). Auffallend hoch sind die Hundesteuersätze im Ruhrgebiet: Duisburg (132 Euro), Oberhausen und Essen (156) und Mülheim(160) gehören zur Spitzengruppe im Land.
Hundesteuer: Zwei NRW-Städte kassieren 1200 Euro für Kampfhunde
Noch größer ist die Kluft bei der Besteuerung von gefährlichen Hunden. In der Region liegt Essen mit 852 Euro vorn. Mit 1200 Euro kassieren Solingen und Heimbach landesweit die meisten Steuern für Listenhunde. Auf Anfrage argumentiert die Stadt Solingen mit einer erhöhten Gefahr für Menschen und Tiere durch die potenziell aggressiveren Rassen: „Das Ziel der erhöhten Hundesteuer ist es, diese Hunde so weit wie möglich in der Stadt zu vermeiden.“ Aktuell leben dort 35 gefährliche Hunde, sie allein bescheren der in der Stadt Steuereinnahmen von 42.000 Euro.
Andere Kommunen verzichten auf die Zusatzsteuer für Kampfhunde. Dazu zählt Duisburg, wo einer NRZ-Umfrage zufolge die meisten „gefährlichen Hunde“ oder „Hunde besonderer Rassen“ leben. „Um zu vermeiden, dass möglicherweise viele betroffene Hundehalterinnen und -halter ausschließlich wegen des erhöhten Steuersatzes ihre Tiere aussetzen oder sich zur Abgabe an Tierheime, die diese Tiere häufig kaum noch vermitteln können, veranlasst sehen, wurde bislang auf die Einführung einer Kampfhundesteuer verzichtet“, sagt Sprecher Malte Werning. Die Stadt Oberhausen argumentiert ähnlich.
Hundesteuer: Diese Möglichkeiten zum Sparen haben Halter in NRW
Für Menschen, die von den hohen Hundesteuern in ihrer Heimat überfordert sind, gibt es einige Möglichkeiten zu sparen. Ein positiver Wesenstest kann Halter von Listenhunden in manchen Städten vom höheren Steuersatz befreien. Vergünstigungen gibt es in vielen Kommunen auch für Empfänger von Sozialleistungen.
In 170 Städten und Gemeinden in NRW werden Hundebesitzer meist für ein Jahr von der Steuer befreit, wenn sie ihren Hund aus einem Tierheim haben. So soll ein Anreiz geschaffen werden, die Tierschutzorganisationen zu entlasten. „Das ist ein Modell, das in allen Kommunen wünschenswert wäre“, sagt Lea Schmitz, Sprecherin beim Deutschen Tierschutzbund. Der Verband weist darauf hin, dass viele Tierheime unterfinanziert sind, während Kommunen Rekordeinnahmen aus der Steuer vermelden. „Die Hundesteuer ist eine willkürlich festgelegte Luxussteuer. Solange sie nicht dem Tierschutz zugute kommt, kann sie aus unserer Sicht abgeschafft werden“, sagt Schmitz.