Kreis Wesel. Ist die Koexistenz mit dem Wolf gescheitert? Was der Kreis Weseler Nabu-Vorsitzende und ein Linken-Politiker statt Abschuss-Debatte fordern.

Das österreichische Bundesland Tirol hat, wie berichtet, den Abschuss von Wölfen erleichtert – auch, weil aus Sicht der Regierung im Gebiet der Almen Herdenschutz nicht machbar sei. Wäre das Vorgehen in Tirol auch in NRW denkbar? Ja, es sei eine Möglichkeit, für Abhilfe zu sorgen, sagt die CDU-Landtagsabgeordnete Charlotte Quik, die eine friedliche Koexistenz als gescheitert betrachtet. Das möchte der Nabu-Kreis-Vorsitzende Peter Malzbender so nicht stehen lassen. Dass die Wölfe laut Quiks Aussage für einen „blutigen Frühling“ sorgten, bezeichnet er als Populismus. Ja, der Wolf sei ein Raubtier. Er verstehe auch die Schafhalter und ihren Mehraufwand. Er betont aber: „Lanuv und Ministerium sind zum Ergebnis gekommen, dass wir keinen Problemwolf haben.“ Und: Der Wolf scheue den Menschen, einen Angriff habe es in Deutschland noch nie gegeben.

Nabu-Vorsitzender Kreis Wesel: Kein Beweis, dass Gloria ihr Verhalten an Nachkommen weitergibt

Landrat Ingo Brohl sprach sich im Sinne der Akzeptanz der Wiederkehr des Wolfes dafür aus, „dass einzelne, problembehaftete Tiere leichter und schneller entnommen werden müssen, bevor sie ihr Verhalten an Nachkommen und ein Rudel weitergeben“. Es gebe keinen Beweis, dass Gloria ihren Nachkommen das beigebracht habe, so Malzbender.

Aus Sicht des Nabu-Vorsitzenden im Kreis Wesel sind vor allem Hunde zum Schutz der Weidetiere geeignet: „Warum kann das Land nicht auch Nebenerwerbsschäfern diese Hunde zur Verfügung stellen?“ Als positives Beispiel führt er den Schäfer Maik Dünow an, der mit Hilfe seiner Herdenschutzhunde gute Erfahrungen macht. Allerdings: Diese Hunde kosten – nicht nur in der Anschaffung, sondern auch in der Haltung. Malzbender kritisiert außerdem, dass Schafhalter innerhalb der Landwirtschaft zu wenig mit unterstützt würden.

Linken-Politiker: Nicht gegen den Wolf, sondern für die Schafe handeln

Auch Sascha H. Wagner, Mitglied der Linken im Kreistag, hat sich im Zuge der Debatte um den Wolfsabschuss geäußert: „Es ist absolut verständlich, dass Herdenbetreiber und -betreiberinnen mehr Schutz fordern. Die Aufnahme von Wölfen in die Jagdgesetze hilft den Schäfereien jedoch nicht.“ Nicht gegen den Wolf, sondern für die Schafe müsse gehandelt werden, findet er in einer schriftlichen Stellungnahme. Es bedürfe daher eines Rechtsanspruchs auf angemessene finanzielle Unterstützung und Rechtssicherheit beim Herdenschutz sowie eine bundeseinheitliche Regelung zum finanziellen Ausgleich von Schäden durch Wolfsübergriffe.

Nicht nur der Wolf bedrohe die Schafbestände, die viel größere Gefahr gehe von der fehlenden Unterstützung für die Weidetierhaltung aus. „Schäferinnen und Schäfer erhalten oft keine Flächenprämie, obwohl kaum eine andere Nutztierhaltung so wichtig für die Pflege von Naturlandschaften oder der Deiche und für den Schutz der biologischen Vielfalt ist wie die Weidetierhaltung.“ Die Landesregierung müsse hier mehr Druck auf die Bundesregierung ausüben, fordert er.