An Rhein und Ruhr. Mit dem schönen Wetter zieht die Nachfrage nach eigenen Gartenbrunnen an. Lohnt es sich? Und wie lange muss man auf einen Brunnenbauer warten?
Die Sonne unternimmt vorsichtige Versuche, sich den Weg durch die Wolken zu bahnen, die Pflanzen danken es mit sprießenden Trieben und gieren allmählich nach Wasser. Um unabhängig zu sein und im besten Fall Kosten zu sparen, setzen viele Hausbesitzer auf einen eigenen Brunnen zur Gartenbewässerung. Die Auftragsbücher bei Brunnenbohrfirmen füllen sich mit dem besseren Wetter wieder, in Moers müsse man aktuell einen Monat auf den Bau eines Brunnens warten, hieß es. Bei Bau und Betrieb eines Brunnens gibt es einiges zu beachten.
Grundsätzlich sollten sich Gartenbesitzer fragen, für welchen Zweck das Wasser gebraucht wird, rät Andreas Noje, Geschäftsführer beim Eigentümerverband Haus und Grund in Essen.
Bußgelder bis zu 50.000 Euro
Wer das Brunnenwasser zur Gartenbewässerung einsetzen möchte, komme mit einem Schlag- oder Rammbrunnen aus. Der muss bei der jeweiligen Kommune lediglich gemeldet werden. Tut man das nicht, können Strafen von bis zu 50.000 Euro drohen.
Wer aber einen Brunnen zur Brauch- oder gar Trinkwassernutzung anlegen will, muss sich diesen von der Unteren Wasserbehörde genehmigen lassen – teils kostenpflichtig.
Auch wer in einem Wasserschutzgebiet oder in einer Region mit Altlasten wohnt, sollte sich im Vorfeld einer möglichen Brunnenbohrung bei der Unteren Wasserbehörde informieren, ob das Projekt überhaupt realisierbar ist.
Je tiefer, desto teurer
Die Brunnenbauer der „Telab Garten-Pumpen GmbH“ in Moers haben die Lizenz, um in Wasserschutzgebieten bohren zu dürfen. Aber: Der Aufwand ist höher, der Preis damit auch. Zwischen 3000 und 4000 Euro müsste man kalkulieren, meint Telab-Geschäftsführer Patrick Weser.
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Günstiger sei ein Brunnen zur Gartenbewässerung in einem nicht schützenswerten Gebiet. Je nach Tiefe müsse man mit allem Drum und Dran 100 bis 120 Euro pro Meter einplanen. Er wisse, so sagt er, dass es billigere Anbieter gebe, die den laufenden Meter für um die 70 Euro anbieten. Aber der Unterschied liege oftmals in der Materialverwendung - oder auch an der Art der Abrechnung. „Hier passiert viel im Schwarzbereich“, sagt Christine Buddenbohm, Geschäftsführung im Bereich Unternehmensentwicklung beim Zentralverband des Deutschen Baugewerbes im Gespräch mit der NRZ. Sprich: Brunnen werden ohne offizielle Rechnung gebohrt und abgerechnet. Es sei „gang und gebe“, weswegen der Verband auch immer wieder verdächtige Annoncen dahingehend prüfe.
Nachfrage nach solarbetriebenen Pumpen für Brunnen
Auch sie stellt fest: „Die Nachfrage nach Brunnen ist enorm hoch.“ Viele Gartenbesitzer wollten unabhängig bei ihrer Wasserversorgung sein. Zudem steige auch die Nachfrage nach solarbetriebenen Pumpen, um auch hier autark zu sein, ergänzt Patrick Weser. Die Branche stelle sich allmählich auf diese Nachfrage ein, schildert er im Gespräch mit der NRZ.
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Ab wann sich ein Brunnen zur Gartenbewässerung lohnt, ließe sich schwer sagen. Schließlich hänge es davon ab, ob man viele Pflanzen oder Wiese hat oder wie tief man bohren muss, bis Grundwasser kommt. Je tiefer desto teurer. Während seine Mitarbeiter in Moers im Schnitt zehn Meter tief bohren, müssen sie in Duisburg oder Krefeld eher 15 bis 20 Meter runter. Besonders tief liegen die Brunnen in Alpen im Kreis Wesel: zwischen 35 und 38 Meter.
Der Verein VSR-Gewässerschutz rät Gartenbrunnenbesitzern, ihr Wasser alle zwei bis drei Jahre auf zum Beispiel Bakterien oder Nitratwerte analysieren zu lassen. So erfahren sie, wofür ihr Wasser geeignet ist und wofür nicht. Sehr hohe Nitratwerte von 400 bis 500 seien zwar seltener geworden, aber in der Breite des nitratbelasteten Brunnenwassers habe sich nicht viel getan, meint VSR-Sprecher und Physiker Harald Gülzow. Wasserproben kann man zum Beispiel an den VSR schicken oder an einem Labormobil abgeben. Eine klassische Untersuchung kostet 19 Euro, eine bakteriologische 39 Euro.
Wichtig: Wer Grundwasser über einen Brunnen entnimmt, muss es auch wieder zuführen, meint Gülzow. Sprich: Das Wasser muss irgendwo versickern.