Wesel. Trotz hoher Wasserpreise und Trockenheit – der Bau privater Brunnen ist in Wesel eher rückläufig. Laut der Firma Erdbohr ist der Aufwand riesig.
Während der Corona-Pandemie entdeckten auch am Niederrhein viele ihren grünen Daumen im eigenen Garten. Pflanzten nicht nur Blumen und Beete an, sondern verpasstem dem Grün gleich auch einen neuen Zaun und vielleicht der Terrasse noch ein moderneres Outfit.
In Anbetracht der steigenden Preise auch für Wasser und der zunehmenden Trockenheit in den Sommermonaten könnte man nun vermuten, dass es auch einen „Run“ auf den privaten Brunnen im Garten gegeben hätte. Doch der ist ausgeblieben, wie Michael Mülder, Geschäftsführer der Firma Erdbohr in Wesel, berichtet: „Das Interesse an privaten Brunnen ist zurückgegangen – das Geld ist bei vielen knapper geworden, die Leute sind zurückhaltender.“
Was anhand zahlreicher Faktoren aber erklärbar sei, wie der Brunnenbauermeister betont. So habe sich der allgemeine Grundwasserstand in der Region um gut ein dreiviertel Meter verändert – von 5 Meter auf 5,75 Meter. „Das Grundwasser allgemein fällt leider“, weiß Michael Mülder. Allein in Wesel schwankt der Grundwasserspiegel zwischen 4,50 Metern in Blumenkamp, 5,20 Metern in Bislich und 11 Metern am Fusternberg. In Rheinnähe macht ein Brunnen deutlich mehr Sinn als in der Innenstadt, „da holen Sie mit einer Saugpumpe gar kein Wasser“, so Michael Mülder. Neben den Kosten in Höhe von 3500 bis 4000 Euro ist der Brunnenbau mitunter sehr aufwendig. Hinzu kommt die regelmäßige oder die mit 15 Jahren doch endliche Lebenserwartung, obendrauf kommen die Stromkosten.
In Wesel und anderen Kommunen gibt es ein Meldepflicht für Brunnen
Zudem ist die Meldepflicht bei der jeweiligen Kommune vorgeschrieben – und in Trinkwasserschutzgebieten wie Obrighoven oder Flüren bekäme man ohnehin keine Genehmigung. Auch beispielsweise in Brünen, Hünxe und Drevenack mache ein Brunnen aufgrund der Tiefe des Grundwasserspiegels kaum Sinn. „Der Wasserstand muss oberflächennah sein, das ist der Knackpunkt“, weiß der Erdbohr-Geschäftsführer. Ein weiterer entscheidender Faktor: Die Grundwasserqualität, die nicht überall perfekt ist. In Flüren ist das Wasser beispielsweise sehr eisenhaltig.
„Bau ich mir selbst“ – das war früher oft die Devise. Bei Erdbohr konnten auch Privatleute die nötigen Geräte für den Brunnenbau anmieten und dann selbst Hand anlegen. Doch Michael Mülder und sein Team, die in diesen Tagen den neuen Firmensitz am Rhein-Lippe-Hafen bezogen haben, verabschiedeten sich zum 31. Januar diesen Jahres von ihrem Pumpenfachhandel für Privatkunden – und konzentrieren sich hier künftig auf gewerbliche Handwerksbetriebe sowie kommunale Unternehmen.
„Solch ein Brunnen ist eben nicht mehr einfach anzulegen – und die Betreuung der Privatkunden für uns zu arbeits- und beratungsintensiv“, erklärt Michael Mülder. Auch in den landwirtschaftlichen Betrieben sei der Bedarf an Brunnen nicht signifikant gestiegen. Und so machen inzwischen Erdwärme, Altlastenerkundung sowie Baugrunderkundung den Hauptanteil des Geschäftsfeldes bei Erdbohr aus. Gestiegen ist auch der Bedarf an Brunnen für die Löschwasserversorgung, was einhergeht mit den zunehmenden Auflagen.