Voerde. Sabine Friemond aus Voerde bietet einen Workshop an, um Jugendliche beim Schreiben ihres eigenes Buchs zu unterstützen. Am Ende winkt ein Preis.

Berufswunsch: Schriftstellerin. Nee, das Ziel hatte Sabine Friemond nie, weil es für sie schlichtweg unerreichbar schien. Dabei hat sie sich schon als Kind gern Geschichten ausgedacht. Nur hat sie die Sätze eben nie zu Papier gebracht, weil, so sagt sie selbst, „alles bei mir im Kopf stattfand“. Erst als sie im Deutschunterricht einen Aufsatz schreiben sollte, den ihre Lehrerin als den „besten der Klasse“ bezeichnete, da wurde vielleicht ein erster, klitzekleiner Grundstein gelegt… Vielleicht ist der Berufswunsch Schriftstellerin ja doch nicht so unerreichbar? Gut, es dauerte noch einige Jahre, bis sie 2019 schließlich ihren ersten Kriminalroman veröffentlichte. Aber sie hat es geschafft! Und genau diese Mutmachgeschichte möchte sie nun in ihrem Schreibworkshop all jenen Jugendlichen mitgeben, in deren Köpfen spannende, romantische, lustige oder auch total abgedrehte Ideen herumspuken. So wie bei ihr damals.

Denn ja, es dauerte bei Sabine Friemond zwar eine gewisse Zeit, bis sie Autorin wurde, aber ihre Liebe zu Büchern zieht sich schon durch ihr ganzes Leben. Sie ist gelernte Buchhändlerin, führt als solche die Lesezeit in Voerde, und weiß daher genau: „Es gibt durchaus noch junge Menschen, die Sprache und Literatur wertschätzen.“ Emma beispielsweise, die gerade erst im Laden stand und die Regale nach Neuerscheinungen abgesucht hat, „liest richtig anspruchsvolle Bücher“. Und das mit gerade einmal 15 Jahren. Jugendliche wie sie sind es, die sie schließlich auf die Idee gebracht haben: „Einige haben Ambitionen, schreiben aber vielleicht nur in ihrem stillen Kämmerlein.“ Wie wäre es also, ihnen eine kleine Starthilfe zu geben, sie professionell zu unterstützen? Ein Workshop, das wäre doch was, für Schülerinnen und Schüler, die gern ihr eigenes Buch schreiben möchten.

Fast wie im Matheunterricht

Mitmachen können Interessierte im Kreis Wesel ab der neunten Klasse, die Notizen mit ihren Ideen am besten gleich zum Workshop mitbringen sollten. Das Thema ist frei wählbar, der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. „Unter Einhaltung von Toleranz und Rücksicht aufeinander natürlich“, betont Sabine Friemond. Ansonsten darf’s aber eine Liebeskomödie, ein Historienroman, Science-Fiction „oder auch etwas ganz Verrücktes“ sein. Und wie geht’s dann, mit der ausformulierten Idee, weiter? Einfach drauf losschreiben? Die Schriftstellerin schüttelt den Kopf. „Wichtig ist ein komplett durchdachter Plot.“ Und das ist nicht so einfach, wie sie aus eigener Erfahrung nur allzu gut weiß. „Manchmal schludere ich da selbst“, muss sie gestehen, „weil sich die Geschichte beim Schreiben noch etwas weiterentwickelt.“ Dennoch ist es entscheidend, und macht vieles einfacher, wenn die Handlung logisch aufgebaut ist.

Sabine Friemond aus Voerde hat selbst bereits vier Bücher geschrieben, das fünfte ist aktuell in Arbeit.
Sabine Friemond aus Voerde hat selbst bereits vier Bücher geschrieben, das fünfte ist aktuell in Arbeit. © FUNKE Foto Services | Karl Banski

Ein bisschen ist das doch wie im Matheunterricht. „Für mich ist ein Krimi wie eine Riesengleichung“, erklärt Sabine Friemond, „es gibt viele Zahlen, die am Ende eine Lösung wie x=1 geben.“ Wenn aber zwischendurch etwas nicht stimmt, dann stimmt auch das Ende nicht. „Das ist dann der absolute Horror!“ Deshalb, das rät die Expertin, die Geschichte immer durchplanen und dann erst loslegen. Aber auch fürs Schreiben selbst kann sie den Jugendlichen einiges aus ihrem Erfahrungsschatz mitgeben. „Zielführendes Denken ist wichtig, um den roten Faden nicht zu verlieren“, sagt sie. Was ist wichtig? Was nicht? Gleichzeitig aber, und das musste sie selbst auch erst lernen, „darf man keine Angst davor haben, auch mal zu fabulieren.“ Einfach zu schreiben, „die Finger über die Tastatur galoppieren zu lassen“, das macht nicht nur ihr riesigen Spaß, sondern kommt auch bei den Leserinnen und Lesern gut an.

Handwerkszeug einer Schriftstellerin

Ja, es gibt einiges, das Sabine Friemond den angehenden Autorinnen und Autoren mitgeben kann – zum einen das Handwerkszeug, das es für eine gute Geschichte braucht, zum anderen den Mut, sich überhaupt an ein eigenes Buch zu herantrauen. Und danach? „Geht’s um die Ausdauer“, antwortet sie. Deshalb ist das Datum für den Workshop, 27. Mai, bewusst so gewählt, dass die Schülerinnen und Schüler die ganzen Sommerferien fürs Schreiben nutzen können. Und auch während dieser Phase möchte sie weiter unterstützen, möchte sie intensiv begleiten. Wer Fragen hat, kann sich bei ihr melden. Denn die nächste Etappe ist der 14. August, bis dahin können die Jugendlichen ihre ersten 20 Seiten sowie ein Konzept abgeben. „Ich möchte die guten Ideen aus ihnen herauskitzeln“, sagt sie, „und bin schon jetzt gespannt auf die Ergebnisse.“ Den besten Text wählt sie am Ende aus und dann wird’s richtig spannend!

Sabine Friemond hat durch ihre Arbeit als Schriftstellerin und Buchhändlerin einige Kontakte, die sie nutzen möchte, um einen Verlag für das Gewinnerbuch zu finden. Aber natürlich, betont sie, „ist das wahnsinnig schwierig“. Deshalb hat sie auch schon einen Plan B, wenn es nicht klappen sollte. „Die Lesezeit druckt dann als Herausgeber das Buch, um es in den Verkauf zu geben.“ Und wenn das eigene Buch dann im Ladenregal steht, auch das weiß sie aus eigener Erfahrung, ist das einfach ein tolles Gefühl! Bei ihrem ersten Krimi, „Hochbahn“, war sie regelrecht sprachlos, daran kann sie sich noch gut erinnern. Mittlerweile sind drei weitere Bücher, „Teufelskuhle“, „Tendering“ und „Brandmal“, hinzugekommen – und das nächste ist aktuell in Arbeit. Für die Recherche hat sie bereits einen Bekannten im „nächsten Dorf“ angerufen, der trocken sagte: „Ach du! Sind wir jetzt dran?“ „Klar“, so ihre Antwort, „und jetzt mal raus mit euren Leichen!“

Mörderischer Spaß am Schreiben

Ja, Sabine Friemond ist froh, dass sie Schriftstellerin geworden ist, einfach, weil die Gespräche mit den Leuten, die Recherche zu den Fällen und natürlich das Schreiben der Bücher einfach so viel Spaß macht. „Mörderischen Spaß“, fügt sie lachend hinzu. Übrigens, ihre ehemalige Deutschlehrerin kommt manchmal in ihre Buchhandlung, „und einmal habe ich ihr gesagt, wie wichtig damals ihr Lob für mich war.“ Und wer weiß, vielleicht kann sie mit ihrem Schreibworkshop bei dem ein oder anderen Jugendlichen ebenfalls einen klitzekleinen Grundstein für einen ganz und gar nicht unerreichbaren Beruf legen…

>>> Schreibworkshop in der Buchhandlung Lesezeit

Sabine Friemond bietet in Zusammenarbeit mit der Bürgerstiftung Kreaktiv den kostenlosen Schreibworkshop am Samstag, 27. Mai, ab 14 Uhr in der Buchhandlung Lesezeit an.

Eine Anmeldung ist erforderlich per E-Mail an claudia.kasselmann@volksbank-rhein-lippe.de. Wer noch Fragen hat, kann sich vorab bei Sabine Friemond melden unter 02855/9698690.