Voerde. Autorin Sabine Friemond hat ihren vierten Roman „Brandmal“ in Götterswickerhamm angesiedelt. Auch mehrere Voerder spielen darin eine Rolle.

Ein Jahr lang versank die kleine Stadt am Niederrhein wieder in ihre Normalität, in den Ortsteilen ging man mehr oder weniger gemächlich seinen Arbeiten nach, es wurde geheiratet, Kinder wurden geboren, einige Menschen verstarben eines natürlichen Todes bis, ja bis Heimatforscher Fokko Hieronimus über einen gewaltsam zu Tode gekommenen Mann stolperte. Bewusst drapiert an der Gerichtslinde in Voerde-Götterswickerhamm. Und es wird nicht der einzige Tote bleiben.

Monate hatten Christin Erlenbeck und ihre Familie gebraucht, um über die Möllener Geschehnisse hinwegzukommen. Nun wird die sympathische Pfarrerin wieder in einen Mordfall verstrickt. Und der geht unter die Haut, denn verdächtigt wird ihr Ehemann Freddie. Sabine Friemond hat ihren vierten Kriminalroman „Brandmal“ um die Pfarrerin Christin Erlenbeck in Götterswickerhamm angesiedelt. Und wieder gibt es einen Bezug zu historischen Ereignissen, zu Denkmälern im Ortsteil. Die NRZ hat sich mit der Autorin am Tatort umgeschaut.

Auf geheimnisvolle Art verwoben

Da ist einmal die Präparandenanstalt, einst Schule für angehende Lehrer, dann eine Art Erziehungsheim und schließlich auch ein Hort für lungenkranke Männer. Auf geheimnisvolle Art sind Vergangenheit und Gegenwart verwoben und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Denn auch Freddies nicht ganz so harmlose Jugendzeit wird hier aufgezeichnet, seine Anfänge bei der Polizei in Duisburg und schließlich erfährt der Leser auch, wie es zu der Entstellung in seinem Gesicht kam. Gerade dies macht den frisch gebackenen Ehemann zum Hauptverdächtigen in dem Mordfall, als sich nämlich herausstellt, dass es gerade dieser Ermordete war, der ihm fünfzehn Jahre zuvor aufgelauert, ihn zusammengeschlagen und mit Feuer entstellt hat.

Schweren Herzens müssen seine Freunde gegen ihn ermitteln, kommt er in U-Haft. Die angehende Polizistin Laura Bauer geht eigene Wege, schleust sich in die rechte Duisburger Szene ein, denn natürlich glaubt sie an die Unschuld des Freundes. Christin Erlenbeck hingegen wendet sich an Fokko Hieronimus, lässt sich von ihm in die Vergangenheit einführen, stellt Verbindungen her. Stück für Stück enthüllt sich ihnen so ein Drama aus Tod, Verlust und einer ewig schwelenden Rache, die sich schließlich entlädt. Freunde der Krimireihe werden eine neue Art des Schreibens feststellen, dunkler, vielleicht auch spannender. Dabei kennt man Fokko Hieronimus als lustigen Gesell, der es versteht, bei seinen Führungen durch Götterswickerhamm nicht nur die Fakten der Vergangenheit auferstehen zu lassen, sondern sie mit zahlreichen lustigen Anekdoten zu verzieren.

Lange Zeit habe er gar nicht gewusst, dass er eine Rolle in dem Roman einnehmen würde, verrät der Heimatforscher. „Es ist schon etwas komisch, plötzlich eine Leiche zu finden, wenn es auch nur im Roman ist. Dann weiterzulesen und in die Geschichte einzutauchen, in denen man selber eine Rolle spielt.“ Hieronimus weiß von vielen Menschen, die sich für einen Freitod im Rhein entschieden. Auch darum geht es im Roman. „Man sprach immer nur von ‘in den Rhein gegangen’. Als Kind konnte ich mir nicht viel darunter vorstellen. Später natürlich schon.“ Sabine Friemond habe in seinen Augen, die Gefühle dieser unglücklichen Menschen, gut beschrieben. „Die Gefühlskulisse ist ergreifend“, so Hieronimus.

Sehr viel Geschichte

Obwohl seit Jahren Heimatforscher, musste auch er sich noch einmal in die Geschichte von Götterswickerhamm vertiefen. Von der Präparandenanstalt kannte er nur das Allgemeine, für den Feinschliff forschte er weiter. Ariane Möllenbeck, heutige Besitzerin eines Teils des denkmalgeschützten Hauses konnte helfen. „Götterswickerhamm bietet sehr viel Geschichte“, erzählt Autorin und Buchhändlerin Sabine Friemond. „Das bot sich für den nächsten Krimi einfach an.“ Sie buchte eine Ortsteilführung bei Fokko Hieronimus – und das Kopfkino ging los. Von diesem Zeitpunkt an stand das Telefon von Hieronimus kaum noch still. Immer wieder löcherte ihn Sabine Friemond mit weiteren Fragen. „Das war für mich auch sehr interessant. Ich musste mich jetzt um den Feinschliff meines eigenen Geschichtswissens kümmern“, so der Heimatforscher.

Eine zentrale Rolle im Buch

Zu jenem Zeitpunkt wusste Hieronimus noch nicht, dass auch er eine zentrale Rolle im Buch spielen sollte. Das kam erst im Sommer, das Buch war fast fertig, Sabine Friemond schickte ihm einige Auszüge. Fokko Hieronimus schaut in sein Smartphone, lacht und zeigt die Anfragen. „Das war schon gewaltig. Da kamen Fragen wie ‘Was sind das noch einmal für Sanddinger?’“. Buhnen, Kribbenköpfe – antwortete ihr geduldig der Heimatforscher. Immerhin spielen auch sie – vor allem beim Showdown – eine Rolle.

Ach ja, nicht nur Fokko Hieronimus spielt im Roman mit, auch Pastoralreferent Markus Gehling kommt darin, wenn auch nur kurz, vor. Wieder einmal Menschen, die man kennt, die dem Leser, der Leserin den Krimi noch interessanter machen.

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Das Buch ist für 14 Euro in den Buchhandlungen von Mila Becker „Buch & Präsent“ in Friedrichsfeld und in der „Lesezeit“ in der Innenstadt zu beziehen. In der Buchhandlung der Autorin, der Lesezeit in Voerde, wird es auch, wenn gewünscht, signiert. Aber auch in allen anderen Buchhandlungen kann der Krimi unter ISBN 978-3-95441-627-1 bestellt werden.