Wesel/Duisburg/Essen. Wilri W. hat Menschen in Wesel misshandelt und manipuliert. Der Podcast „In den Fängen des Wunderheilers“ arbeitet die Geschehnisse auf.

„Sektenguru von Wesel vor Gericht“, „Guru soll Sektenmitglieder vergewaltigt und misshandelt haben“, „Unfassbare Taten im Haus Constanze“. Diese schrecklichen Schlagzeilen drehen sich um das sogenannte Haus Constanze in Wesel, im kleinen Ortsteil Diersfordt. Das Haus Constanze, ein ehemaliges Gasthaus, sorgte für bundesweite Schlagzeilen, da ein selbst ernannter „spiritueller Führer“ namens Wilri W. dort eine Sekte bildete. Über Jahre verübte er zahlreiche Gewaltverbrechen an Menschen, denen er eigentlich helfen wollte. 2021 wurde er zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt.

Labile Menschen wurden abhängig gemacht

Wilri W. lockte mit „Selbstheilungsseminaren“ psychisch labile Menschen an und machte sie von sich abhängig. Er erschuf darüber hinaus eine Gruppendynamik innerhalb der Gemeinschaft, die es seinen Anhängern schwer machte, die Gruppe zu verlassen.

Wilri W. prügelte in immer wiederkehrenden Wutausbrüchen mit diversen Gegenständen auf seine Anhänger ein, wenn diese vermeintliche Fehler machten und verletzte sie teilweise schwer. Zeitweise mussten die Sektenmitglieder auch unter Schlaf- oder Essensentzug leiden, sie wurden eingesperrt und Fluchtversuche wurden verhindert. Zudem kam es auch zu sexuellem Missbrauch durch Wilri W.

Im Podcast „In den Fängen des Wunderheilers“ werden in vier Folgen all die Geschehnisse rund um Wilri W. und das Haus Constanze aufgearbeitet. Es wird erklärt, was das Balance-Recovery LifeCenter für eine Sekte war und wie sie in Wesel entstand. Dazu kommen viele verschiedene Personen zu Wort – von ehemaligen Mitgliedern des Balance-Recovery LifeCenters selbst, bis hin zum Sprecher des Landgerichts Duisburg, wo am Ende das Urteil gegen Wilri W. gefällt wurde.

Sektenexpertin klärt auf, warum Sekten anziehend wirken können

Beispielsweise spricht die Geschäftsführerin der Beratungsstelle Sekteninfo NRW, Sabine Riede, über die kleine Gruppierung, die von der Institution bereits seit 2015 beobachtet wurde. Riede erklärt, wie Menschen sich generell vermeintlichen Wunderheilern wie Wilri W. hingeben und warum sie in solchen Gruppen bleiben, obwohl ihnen dort Schreckliches widerfährt.

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Geschädigte erzählen im Podcast aus ihrer Zeit im Balance-Recovery LifeCenter, unter dem Einfluss von Wilri W. Sie beantworten die Fragen, wie sie zu der Gemeinschaft kamen und was sie im Haus Constanze erlebten. Sie blicken auf die Phase ihres Lebens zurück: „Die Frage ist ja: Wie kommt ein vernünftig denkender Mensch darauf, bei so etwas mitzumachen?“, fragt sich beispielsweise ein ehemaliges Mitglied bis heute. Ein anderes Mitglied reflektiert: „Heute denke ich, das ist einfach nur eine Form der Gehirnwäsche, das ist wirklich einfach nur jemanden brechen und manipulieren.“

Anhänger glaubten dem „spirituellen Führer“ – trotz der Gewalt

Der selbst ernannte „spirituelle Führer“ schaffte es, die Gemeinschaft – trotz der Gewalt – zusammenzuhalten und die Mitglieder von seinen fragwürdigen Methoden und selbsterfundenen Therapie-Ansätze zu überzeugen. Die Anhänger glaubten Wilri W. und ließen die extremen Maßnahmen über sich ergehen. Manche Gewalttaten hat Wilri W. seinen Opfern sogar in Rechnung gestellt, da er sie als „Teachings“, also Therapie-Maßnahmen, auslegte.

Neben psychischen und physischen Schäden hinterließ die Sekte einen großen finanziellen Schaden. Der ehemalige Besitzer des Haus Constanze, Branko Jovancevic, der das Gasthaus drei Jahre lang an die Sekte verpachtete, sah laut eigener Aussage nie Geld von der Gruppe. Weder Miete noch Nebenkosten oder einen vereinbarten Kaufpreis für einen Teil des Grundstücks habe er erhalten. Er schätzt seinen Schaden auf einen hohen sechsstelligen Betrag. Das Haus wurde, nachdem die Sekte wegen Zahlungsunfähigkeit ausziehen musste, zwangsversteigert.

„In den Fängen des Wunderheilers“ ist ein Podcast der NRZ und in Zusammenarbeit mit Radio K.W. entstanden und hat vier Folgen. Die erste Folge ist ab dem 16. März auf der Seite der NRZ, auf Spotify, Apple Podcast oder überall da, wo es Podcasts gibt, zu finden. Bis zum 6. April kommt jede Woche eine neue Folge raus.