Wesel. Das Haus Constanze in Wesel war ein beliebtes Ausflugslokal – und wurde zum Schauplatz von Verbrechen. Nun hat der Eigentümer konkrete Pläne.

  • Das Haus Constanze in Wesel war lange Zeit ein beliebtes Ausflugslokal.
  • Viele Menschen fragen sich, wie es mit dem traditionsreichen Haus weitergeht.
  • Nun steht fest, dass es dort künftig keine Gastronomie mehr geben wird.

„Die erste Gaststätte gab es dort glaube ich schon im 16. Jahrhundert“, erklärt Klaus-Peter Reintges, Eigentümer des Haus Constanze. Diese wurde allerdings abgerissen und 1885 entstand dann an der Rosenallee 1 das Haus Constanze, wie man es heute kennt, mit dem markanten Türmchen im wilhelminischen Stil. „In den 1920er Jahren haben sie über diesen Protzbau geschimpft“, amüsiert sich Reintges. Aus alten Zeitungsartikeln habe er die Information, dass das Haus Constanze nicht immer beliebt war. „Aber ich finde das Haus in der heutigen Zeit sehr schön“, sagt der Unternehmer.

Nun hat Reintges final entschieden, dass es keine Gastronomie mehr im Haus Constanze geben wird. Das ist schade für Anwohner und Ausflügler: „Es kommen immer wieder Spaziergänger vorbei, die gerne einen Kaffee trinken würden“, weiß Reintges. Aber ohne geeigneten Gastronomen könne er eben nichts machen und musste deshalb umplanen.

„Wir haben die unterschiedlichsten Gespräche geführt. Aber nach langer Sucherei haben wir aufgegeben“, erklärt Reintges, der gerne wieder eine Gastronomie in dem Haus geschaffen hätte. Doch auch mit Hilfe der Wirtschaftsförderung in Wesel, war es nicht möglich, dort etwas vernünftiges aufzubauen. „Um so eine große Gastronomie mit Außenbereich zu betreiben, das ist schon ein riesen Projekt“, sagt Reintges.

Besitzer Klaus-Peter Reintges (links) bei einem Ortstermin im Sommer 2021.
Besitzer Klaus-Peter Reintges (links) bei einem Ortstermin im Sommer 2021. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Wendelin Knuf von der Wirtschaftsförderung Wesel bestätigt die schwierige Vermittlung für eine gewerbliche Nutzung im Haus Constanze: „Die Zeiten dafür, dort etwas Neues aufzubauen, sind einfach nicht gegeben“, erklärt der Leiter der Stabsstelle. Zunächst die starken Auflagen und wirtschaftlichen Ungewissheiten durch Corona, der Fachkräftemangel und die jetzigen Probleme durch die Energiekrise haben das Projekt scheitern lassen. „Die Interessenten haben am Ende immer kalte Füße bekommen“, sagt Wendelin. Für die Stadt Wesel sei dies allerdings ein großer Verlust.

Haus Constanze in Wesel: Die Fläche ist riesig

Ein Problem sei für Interessenten auch gewesen, dass das Haus eher abgelegen liege. „Dabei liegt das Haus mit dem Auto zehn Minuten vom Bahnhof und der Innenstadt in Wesel entfernt und noch näher an Hamminkeln“, sagt Klaus-Peter Reintges. Kurz habe er auch überlegt selbst eine Gastronomie in der Immobilie aufzumachen. „Da das aber nicht meine Kernkompetenz ist, habe ich das auch schnell wieder verworfen“, lacht er. Es gebe ein weit größeres Interesse an den Wohnungen in dem Objekt.

Das Haus Constanze war immer ein beliebtes Ausflugslokal. Nun werden die ehemaligen Räume der Gaststätte komplett zu Wohnungen umgebaut. Eine Gastronomie wird es dort nicht mehr geben.
Das Haus Constanze war immer ein beliebtes Ausflugslokal. Nun werden die ehemaligen Räume der Gaststätte komplett zu Wohnungen umgebaut. Eine Gastronomie wird es dort nicht mehr geben. © NRZ | Tobias Harmeling

Das gesamte Grundstück hat eine Fläche von rund 7000 Quadratmetern. Im oberen Bereich des Hauses gibt es bereits fünf vermietete Wohnungen auf 300 Quadratmetern. Der untere Bereich, der bislang immer als Gaststätte genutzt wurde, bietet ebenfalls noch mal eine Fläche von etwa 300 Quadratmetern, die nun zu drei barrierefreien Wohneinheiten umgebaut wird. Dies sei aber zur Zeit nicht gerade einfach: „In Zeiten, in denen man kaum Handwerker bekommt, muss man viel selbst machen“, erklärt Reintges. Irgendwann werden die Wohnungen aber fertig sein und entsprechend vermietet, ist er sich sicher. Einen genauen Zeitplan gibt es allerdings noch nicht.

Haus Constanze: Fall um einen Sektenführer sorgte für Schlagzeilen

Mit dem Kriminalfall rund um das Balance-Recovery Life-Center und den „spirituellen Führer“ Wilri W. gab es viel mediales Interesse um das Haus. „Man musste immer schauen, dass die Presse nicht zu negativ wird, damit unsere Mieter und Interessenten nicht erschreckt werden“, so Reintges. Zeitungen, Radio und Fernsehen konnte der jetzige Besitzer aber auch nicht all zu viel zu dem Fall berichten.

In der sektenähnlichen Gemeinschaft, die zwischen 2015 und 2020 in dem Haus in Wesel die Gastronomie und das Hotel betrieben hatte, kam es zu gefährlicher Körperverletzung, Misshandlungen und sexuellem Missbrauch durch Wilri W.. Dieser wurde im vergangenen Jahr vor dem Landgericht Duisburg zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.