Am Niederrhein. Von wegen Kuchenbacken und Kaffeekochen: Die Jungen Landfrauen Niederrhein machen so viel mehr. Was genau, verraten sie im Interview.

Kuchenbacken und Kaffeekochen? Alles Klischees. Die Jungen Landfrauen Niederrhein machen so viel mehr: Sie basteln, werkeln, radeln, paddeln… und haben dabei immer mächtig Spaß. Ja, sie wollen weg von dem „eingestaubten Image“, erklärt Sabrina Fell. Die 32-Jährige kommt selbst „vom Hof“, wie sie sagt, genauer gesagt vom Bruckmannshof in Xanten, und hat die Gruppe im Jahr 2018 mitgegründet. Die Idee dahinter: „Es gibt die Landjugend und die Landfrauen, aber nix dazwischen.“ Eine Untergruppe, für junge Frauen, das wäre doch was! Gesagt, getan. „Und es lief von Anfang an gut“, erzählt sie. Mittlerweile sind sie rund 130 Mitglieder, die übrigens nicht alle Landwirtinnen sind…

So wie Christina Mertens, die auf dem elterlichen Hof in Kevelaer lebt, aber hauptberuflich im Großhandel tätig ist. Gut, nebenbei hilft sie auch schon mal zuhause aus, wenn gerade Not am Mann, oder besser, an der Frau ist. Meistens erledigt sie dann den Papierkram, das liegt ihr einfach. Und auch Katharina Mott, die direkt „umme Ecke“ wohnt, ist keine Landwirtin, sondern Sachbearbeiterin geworden. So ganz lässt sie das Thema aber nicht los, gemeinsam mit ihren Geschwistern hat sie die Hofmanufaktur „Kevelaerer Landmomente“ ins Leben gerufen. Auf dem Büchelshof bieten sie unter anderem Eier, Milch, Kartoffeln, Obst oder auch Nudeln und Eis aus eigener Herstellung an.

Leben und arbeiten auf dem Land

Die 29-Jährige kümmert sich dabei ums Marketing, denn: „In den Medien wird die Landwirtschaft oft falsch dargestellt. Deshalb ist es umso wichtiger, die Menschen mitzunehmen und zu zeigen, wie es richtig läuft und woher die Produkte kommen.“ Ohne Landwirtschaft geht’s eben nicht – oder wo sollen sonst Brot, Käse, Fleisch, Gemüse herkommen? Deshalb postet sie regelmäßig Bilder auf Instagram, die informieren und aufklären sollen. Darüber hinaus bietet die Schwester Erlebnispädagogikkurse auf dem Hof an, den der Bruder in fünfter Generation weiterführt. Irgendwann aber, das steht schon fest, lebt auch Katharina Mott wieder auf einem Hof, „weil mein Freund ebenfalls Landwirt ist.“

Die einen leben, die anderen arbeiten auf dem Land. „Das ist ein abwechslungsreicher und interessanter Beruf“, sagt Julia Holzadt. Dem kann Anne Dicks nur zustimmen. Die beiden haben Landwirtschaft studiert, sich dann aber jeweils auf unterschiedliche Bereiche spezialisiert. Sich austauschen, sich vernetzen – das können die Jungen Landfrauen, wenn sie sich alle zwei Monate treffen. Aber natürlich soll dabei der Spaß nie zu kurz kommen, deshalb organisiert der Vorstand auch mal eine Fahrradtour, mal einen Paddelausflug. Oder einen „Spruchlatten-Workshop“. Was es damit auf sich hat? „Jede bekommt eine Holzlatte und kann die mit einem Spruch bemalen“, erklärt Christina Mertens. „Als Deko für den Garten oder die Terrasse.“

Traditionen weiterführen

Die Jungen Landfrauen wollen kreativ, kulturell, gesellig sein. Und, um noch einmal zum Klischee vom Kuchenbacken und Kaffeekochen zurückzukehren, auch das gehört doch irgendwie dazu. „Viele wissen überhaupt nicht, was die Landfrauen alles leisten“, betont Sabrina Fell. „Der Aktionismus auf Dorffesten, wie beispielsweise den Erntedankfesten, geht meistens von ihnen aus.“ Deshalb haben sie und ihre Kolleginnen eine große Hoffnung: „Wir wollen die Traditionen auf dem Land nicht aussterben lassen, sondern modern weiterführen.“

>>> Junge Frauen vom Niederrhein

Die „Jungen Landfrauen Niederrhein“ sind eine Untergruppe des Rheinischen Landfrauenverbandes – Bezirksverband Geldern, Bezirksverband Kleve und Kreisverband Wesel. Mitmachen können Frauen zwischen 20 und 40 Jahren, die sich mit dem Landleben verbunden fühlen und Lust auf gemeinsame Aktionen haben.

Auf Facebook und Instagram informieren die Jungen Landfrauen Niederrhein über ihre Veranstaltungen. Der „Spruchlatten-Workshop“ findet am 31. März, 16 bis 18 Uhr, sowie am 1. April, 11 bis 13 Uhr, in Nicoles Kreativwelt in Kevelaer statt. Die Kosten liegen bei 20 Euro (Mitglieder), bzw. 25 Euro (Nichtmitglieder). Weitere Infos: www.rheinische-frauen.de