Krefeld. Sophia Wolf aus Krefeld nutzt ein nachhaltiges Druckverfahren für ihre Kunst. In ihren Workshops zeigt sie, wie Risographie funktioniert.
Kunst und Natur, das gehört für Sophia Wolf einfach zusammen. Für ihre Werke lässt sie sich beispielsweise gern vom Meer inspirieren – mal springen Orcas übers Papier, mal zieren filigrane Korallen die Blätter. Deshalb ist der Naturschutz eine Herzensangelegenheit für sie, auch – oder gerade – wenn es um ihre Kunst geht. Denn, was viele nicht wissen, einige Techniken sind alles andere als umweltfreundlich. Dabei fing auch bei der 30-jährigen Krefelderin alles mit dem „klassischen“ Siebdruck an…
„Ich war schon immer kreativ“, erzählt Sophia Wolf. So studierte sie zwar Sozialwissenschaften, brachte sich aber ganz nebenbei das Siebdruckverfahren selbst bei. Ihre individuellen Geburtstagskarten kamen bei Freundinnen und Freunden gut an, dennoch begann sie nach dem Abschluss erst einmal in einer Werbeagentur zu arbeiten. „Ja, mein Lebenslauf ist eine Achterbahn“, gibt sie zu und lacht. Erst als sie in der Pandemie plötzlich viel Zeit zum Nachdenken hatte, wurde ihr eine Sache bewusst.
Junge Kunst feiern
Eigentlich wollte sie sich doch schon immer selbstständig machen! „Das war ein richtiger Jetzt-Oder-Nie-Moment“, erzählt die 30-Jährige. Und weil „Nie“ keine Option war, wählte sie das „Jetzt“. Sie kündigte ihren Job und baute eine Online-Galerie auf. Ihr Ziel: „Ich wollte einen Ort schaffen, an dem junge Kunst gefeiert wird.“ Und das nicht in einem Museum oder in einer Galerie, sondern auf einer eigenen Homepage namens „Woelfins“.
Dass sie sich zunächst für den Internet-Auftritt entschied, hat auch einen bestimmten Grund, wie Sophie Wolf erklärt: „Die Leute sollen keine Berührungsangst haben, sondern in einen freien und ungezwungenen Kontakt mit der Kunst kommen.“ Im besten Fall sollen sie die Werke, die sie zu einem erschwinglichen Preis anbietet, natürlich auch kaufen. Und noch ein Aspekt war ihr von Anfang an wichtig, vielleicht sogar am wichtigsten: „Ich wollte so nachhaltig wie möglich arbeiten.“
Risographie statt Siebdruck
Das Siebdruckverfahren eignet sich dafür nicht, das wurde der Krefelderin allein beim Gedanken an die chemischen Farben bewusst. Doch welche Möglichkeiten gibt’s noch? Sie begann zu recherchieren und stieß schnell auf die Risographie. Dabei handelt es sich ebenfalls um einen Schablonendruck, allerdings funktioniert das Verfahren vollautomatisch und ohne Chemikalien oder Hitze. Damit ist die Risographie wesentlich umweltfreundlicher als der Siebdruck. „Ich war direkt schockverliebt“, sagt sie.
Dabei sieht so ein Risograph nicht gerade wie ein hochmodernes Gerät aus. „Nee, eher wie ein uralter Kopierer“, gibt Sophia Wolf zu und öffnet direkt mal eine Klappe des grauen Ungetüms. Zum Vorschein kommen zwei Zylinder mit Farbkartuschen, auf denen jeweils ein Stahlsieb und eine Schablone liegen. Durch das Drehen der Zylinder wird die Farbe aus den Kartuschen und durch das Sieb sowie die Schablone auf das Papier gedrückt. Das Ergebnis: Kleine Punkte, die ein großes Bild ergeben.
Rebellisch und nachhaltig
Genau das macht auch den Charme des Verfahrens aus, findet die 30-Jährige: „Jeder Druck ist ein Unikat, weil der Farbauftrag jedes Mal variiert und die Schablonen immer etwas anders liegen.“ Unperfekt, ja fast rebellisch, bezeichnet sie die Technik, auf jeden Fall aber nachhaltig. Dazu kommt, dass sie nur Recycling-Papier nutzt. Und weil ihr das noch immer nicht reicht, spendet sie fünf Prozent des Umsatzes an das Umweltprojekt „Green Forest Fund“, das sich für Urwälder von morgen einsetzt.
Sophia Wolf ist überzeugt von ihrem Konzept und möchte daher auch andere Kunstschaffende miteinbeziehen. Mit einigen Künstlerinnen arbeitet sie bereits zusammen, stellt deren Werke in ihrer Online-Galerie aus. Aber nicht nur dort. Im April dieses Jahres hat sie am Uerdinger Marktplatz einen eigenen Laden eröffnet, in dem es Kunst zum Anfassen – und Selbermachen gibt. Denn in Workshops können Interessierte ausprobieren, wie denn nun eigentlich so eine Risographie funktioniert.
Keine Angst vor dem weißen Blatt
Das Praktische dabei: „Man hat keine Angst vor dem weißen Blatt Papier, weil man erstmal eine Collage erstellt“, erklärt die Krefelderin. Die Teilnehmenden schneiden aus Karton verschiedene Formen oder zerschnibbeln Zeitschriften, um einzelne Teile zu etwas Neuem zusammenzusetzen. „Das Schwierigste ist dabei, dass man in zwei Ebenen denken muss.“ Denn, wie eben erklärt, arbeitet ein Risograph mit zwei Schablonen und zwei Farben. Ansonsten sind der Kreativität aber keine Grenzen gesetzt.
Am Ende erhalten die Teilnehmenden zehn Exemplare ihrer Risographie, die sie natürlich gern auch untereinander tauschen können – um am Ende mit einer bunten Mischung nachhaltiger Kunst nach Hause zu gehen. In den kreativen Workshops findet Sophia Wolf selbst übrigens auch immer wieder Inspiration für ihre eigene Arbeit. So ist beispielsweise ihr neustes Projekt entstanden: ein „Leopardenfisch“.
>>> Kreative Auszeit zum Verschenken
Gemeinsame Zeit zu verschenken, das ist immer eine gute Idee. Und wenn dabei auch noch ein Kunstwerk entsteht – umso besser.
Sophie Wolf bietet regelmäßig Workshops in ihrer Galerie „Woelfins“, Am Marktplatz 30 in Krefeld, an. Der nächste Termin ist Freitag, 16. Dezember, von 18 bis 21 Uhr.
Weitere Infos und Anmeldemöglichkeiten sind zu finden unter www.woelfins.de. Wer „nur“ Kunst verschenken möchte, wird auf der Homepage ebenfalls fündig.