An Rhein und Ruhr. Anders als in Berlin wird gefundene Munition in NRW in modernen Betrieben unschädlich gemacht. Wie viel Geld für die Beseitigung ausgegeben wird.

Der Brand im Berliner Grunewald bringt die Feuerwehr an ihre Grenzen. Durch das Feuer, das von einem Sprengplatz der Berliner Polizei ausging, kommt es immer wieder zu Detonationen von Munition im Boden. Aber auch in NRW gibt es Einrichtungen, in denen Kampfmittel zerstört werden. So der Munitionszerlegebetrieb Hünxe. Sprengplätze wie im Grunewald hingegen, betreibe man nicht, teilt das NRW-Innenministerium mit.

Gefundene Kampfmittel in dezentralen Lagern aufbewahrt

„Die Situation in NRW ist nicht mit der Organisation der Kampfmittelbeseitigung in Berlin zu vergleichen“, betont eine Sprecherin des Innenministeriums. So betreibe man keinen Sprengplatz, sondern entsorge die aufgefundenen Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg in einer Außenstelle der Bezirksregierung Düsseldorf in einem modernen Zerlegebetrieb. „Dieser Betrieb ist entsprechend der gesetzlichen Vorgaben genehmigt und unterliegt der Überwachung durch das Störfallrecht“, so die Ministeriumssprecherin.

„Weiterhin werden die aufgefundenen Kampfmittel der Weltkriege in mehreren dezentralen Lagereinrichtungen aufbewahrt.“ Wo genau diese Lager sich befinden und was dort gelagert ist, könne man aus Sicherheitsgründen jedoch nicht beantworten.

„Störfallbetrieb“ in Hünxe

Der Munitionszerlegebetrieb (MZB) der Bezirksregierung liegt in Hünxe, im Kreis Wesel, unweit des Flugplatzes Dinslaken/Schwarze Heide. Dabei handele es sich um einen sogenannten „Störfallbetrieb“, erklärt die Sprecherin weiter. „Das heißt, bei der Genehmigung ist das Szenario Waldbrand mit bedacht worden.“ Dafür gebe es entsprechende Schutzkonzepte.

Als Störfallbetriebe werden Betriebe wie der MZB Hünxe bezeichnet, die unter die Störfall-Verordnung fallen. Dies sind Betriebe, in denen gefährliche Stoffe in größeren Mengen vorhanden sind und bei denen die Betreiber eigene Sicherheitsvorkehrungen treffen müssen.

Moderne Technik gegen Munition

Bis 2020 wurde der MZB Hünxe vom Land für mehrere Millionen Euro modernisiert. Der Jahresstatistik „Kampfmittel“ des Ministeriums zufolge habe dies großen Einfluss darauf gehabt, wie viel Munition man vor Ort habe zerstören können. So wurden 2019 noch rund 60.000 Kilogramm Kampfmittel zerstört. 2021 waren es bereits 92.000 Kilogramm.

Zudem genehmigte die Bezirksregierung Düsseldorf 2017 im MZB Hünxe die Errichtung einer WAS-Schneideanlage in einem Bunker. Diese Anlage arbeitet mit einem Hochdruckwasserstrahl, dem Sand als Schleifmittel zugesetzt wird, um auch harte Materialien wie Stahl zerschneiden zu können.

Auch die Bezirksregierung Düsseldorf, bei der das Land einen Kampfmittelräumdienst unterhält, betont den Unterschied zur Situation in Berlin: „Das Land Nordrhein-Westfalen betreibt keinen Sprengplatz“, teilt eine Sprecherin der Bezirksregierung mit.

Bomben kosten NRW Millionen

Die Zahl der in NRW gefundenen Kampfmittel sei indes während der Coronajahre recht stabil geblieben, informiert das Innenministerium. Zwar nahm die Gesamtzahl der geräumten Kampfmittel zu, die Jahresstatistik belegt – demnach wurden in 2021 insgesamt rund 26.000 Kampfmittel geräumt, während es in 2020 rund 19.000 und in 2019 rund 15.000 waren. Jedoch, so ein Ministeriumssprecher, handele es sich dabei nicht nur um Fliegerbomben, sondern um jede Art von Kampfmitteln. Also auch Granaten, Minen und Patronen. So wurden 2021 rund 2100 Fliegerbomben geräumt, 2020 rund 1950 und in 2019 rund 2160.

Auch die Kosten blieben ähnlich hoch. 2019 wendete das Land 22,7 Millionen Euro für die Kampfmittelbeseitigung auf. 2020 waren es 23,02 Millionen Euro und im vergangenen Jahr 21 Millionen Euro.