An Rhein und Ruhr. Was meint trans*? Wofür steht das Sternchen? Was ist ein Deadname? Antworten auf diese und weitere Fragen zum Thema Gender gibt unser Glossar.

Was steckt hinter der Buchstabenkombination LSBTQI*? Wofür steht das Sternchen? Und was ist eigentlich ein Deadname? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt das Glossar aus dem Buch „Blau mit ganz viel Glitzer“. NRZ-Redakteurin Sara Schurmann hat darin die Geschichte von Maria Vöckler, Mutter eines trans* Kindes, aufgeschrieben.

Luis Vöckler ist drei Jahre alt, als er das erste Mal seinen größten Wunsch äußert: Er ist ein Mädchen und will so wie sein Vorbild Eiskönigin Elsa sein. Das ist nur eine Phase, denken seine Eltern Maria und Cai und lassen ihm zu Hause den Spaß am Verkleiden. Doch mit der Zeit merken sie, dass in ihrem kleinen Sohn tatsächlich ein Mädchen stecken könnte. Für die ganze Familie beginnt ein Auf und Ab der Gefühle.

Das Buch „Blau mit ganz viel Glitzer“ erscheint im März beim Querverlag. Und weil darin einige Begriffe vorkommen, die vielleicht nicht alle Leserinnen und Leser kennen, ist in Zusammenarbeit mit verschiedenen Expertinnen und Experten ein Glossar rund um das Thema geschlechtliche und sexuelle Vielfalt entstanden. Hier ein Auszug daraus:

Cis

Cis Menschen identifizieren sich mit dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Der Begriff cis (lateinisch für „diesseits“) ist entstanden, um nicht nur trans* Menschen, sondern auch andere Menschen sprachlich beschreiben zu können. Das Begriffspaar cis/trans* schließt jedoch inter* Menschen aus, kann also nicht unkritisch verwendet werden.

Deadname

Deadname bezeichnet den alten Vornamen eines Menschen, der einen neuen Vornamen angenommen hat. Gerade für trans* Personen kann es verletzend sein, sie mit ihrem Deadname anzusprechen.

Divers

Seit Ende 2018 gibt es in Deutschland die Möglichkeit, beim Eintrag ins Personenstandsregister außer den Geschlechtern „männlich“ und „weiblich“ auch die dritte Option „divers“ zu wählen oder (wie schon vorher möglich) ganz auf einen Geschlechtseintrag zu verzichten.

Dysphorie

Dysphorie ist ein Gefühl von körperlichem oder sozialem Unwohlsein. Manche trans* oder nichtbinären Personen empfinden eine Dysphorie, wenn das Umfeld sie im falschen Geschlecht wahrnimmt oder wenn ihre eigenen Vorstellungen von ihrem Geschlecht nicht zu ihrem Aussehen, Verhalten und Charakter passen.

Geschlechtsidentität

Die Geschlechtsidentität ist unabhängig von körperlichen Merkmalen. Vielmehr beschreibt es das innere Wissen, entweder weiblich, männlich, trans*, zwischen oder jenseits der Geschlechter zu sein.

Inter*

Inter* Menschen entsprechen genetisch (aufgrund von Geschlechtschromosomen) und/oder anatomisch (aufgrund von Geschlechtsorganen) und/oder hormonell (aufgrund von Geschlechtshormonen) nicht eindeutig den stereotypen Normen für „das“ weibliche oder männliche Geschlecht. In vielen Fällen führt dies zu einer Verletzung ihrer Selbstbestimmung und körperlichen Autonomie, weil Betroffene oder Eltern unter gesellschaftlichem und/oder medizinischem Druck Operationen am gesunden Körper zustimmen. Inter* kann (auch) eine Geschlechtsidentität sein, muss aber nicht. Inter* Menschen können auch eine männliche, weibliche oder trans* Identität haben.

LSBTQI*

Die Buchstabenkombination steht für Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Trans*, Queer, Inter* und soll möglichst viele Menschen im queeren Spektrum abbilden. Das Sternchen am Ende gibt Raum für weitere sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten.

Nichtbinär

Nichtbinär ist kein einheitliches Identitätskonzept, sondern ein Überbegriff für alle Geschlechter, die nicht ausschließlich männlich oder ausschließlich weiblich sind.

Queer

Queer ist ein Sammelbegriff für Menschen, deren sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentität, Geschlechtsausdruck, biologisches und/oder soziales Geschlecht von gesellschaftlich festgelegten Normen (Hetero- und Cisnormativität) abweicht. Eine weitergehende Begriffsauffassung stellt grundsätzlich Normierungen und starre (Identitäts-)Kategorien infrage und bezieht Machtverhältnisse jenseits von Sexualität und Geschlecht (z.B. Behinderung, Rassismus, Klassismus) in ihre Analysen ein.

Sternchen

Mit dem Sternchen lassen sich nicht nur gleichzeitig Männer und Frauen, sondern auch andere Geschlechtsidentitäten darstellen. Das Sternchen kommt ursprünglich aus der Programmiersprache und steht dort für alle denkbaren Variationen.

Trans*

Trans* Menschen fühlen sich entweder nicht dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht zugehörig, können sich keinem Geschlecht oder mehreren Geschlechterkategorien zuordnen. Damit verbunden ist die Notwendigkeit der Angleichung an die geschlechtliche Identität. Der Begriff trans* umfasst somit unterschiedliche Menschen mit sehr unterschiedlichen Selbstdefinitionen und Biografien, die nicht unbedingt dieselben Erfahrungen teilen oder dieselben Interessen verfolgen. Der Begriff der Transidentität verdeutlicht, dass es um die Geschlechtsidentität und nicht um die Sexualität geht.

Transition

Transition bezeichnet den äußeren Übergang vom zugewiesenen Geschlecht hin zum Identitätsgeschlecht. Dazu können andere Kleidung und/oder Frisuren (soziale Transition), Namens- und/oder Personenstandsänderungen (rechtliche Transition) oder auch Hormontherapien und/oder Operationen (medizinische Transition) gehören. Der ebenfalls gebräuchliche Begriff der Geschlechtsangleichung impliziert eine verborgene Wahrheit von Geschlecht („im falschen Körper“), was sich für einige trans* Personen richtig anfühlt und für andere nicht.

Die oben genannten Definitionen wurden fachlich begleitet von der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Judith Lichtenberg, der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e. V. sowie der Inter*-Trans*-Beratung Queer Leben der Schwulenberatung Berlin.