An Rhein und Ruhr. Gegen Corona-Spaziergänge, Querdenker und Rechte formieren sich in NRW immer mehr Gegenproteste. Was Aktionsbündnisse in der Region planen.

Ein Meer aus Kerzenlichtern flutete am Montagabend (10. Januar) den Vorplatz des Dinslakener Rathauses. Mit einer Mahnwache wollte die Initiative „Omas gegen Rechts“ an alle Corona-Toten aus Dinslaken und Voerde erinnern. Für jede verstorbene Person brannte eine Kerze (62 Kerzen für Dinslaken, 30 für Voerde).

Doch bei der Veranstaltung ging es auch darum, ein Zeichen zu setzen gegen Corona-Spaziergänger und Querdenker, Anhänger von Verschwörungsmythen und Rechtsextremisten. Mit 150 Teilnehmenden rechnete Mitinitiatorin Sybille Schaal von den „Omas“, es versammelten sich mehr als 600 Personen, die den Toten gedachten und Flagge gegen Corona-Leugner zeigten.

„Wir haben nicht damit gerechnet, dass so viele Menschen kommen würden. Selbst die Polizei war überrascht“, freut sich Schaal. Es sei wichtig, gegen Impfskeptiker und Rechte auf die Straße zu gehen, selbst wenn der Gegenprotest am Montagabend in Dinslaken angesichts der Mahnwache nicht allzu laut gewesen sei, so die Mitbegründerin der Omas. „Wir wollen den Rechten, die die Corona-Pandemie für sich vereinnahmen, dennoch nicht die Straßen und den Rathausplatz überlassen. Vor allem nach dem die Rechten vom ‘Dritten Weg’ in den letzten Wochen immer wieder zu ‘Spaziergängen’ aufgerufen haben.“

Kundgebung am 31. Januar in Moers

Doch Dinslaken ist nicht die einzige Stadt am Niederrhein, in der sich Widerstand formiert: Auch in Moers wird es am 31. Januar eine „größere Kundgebung geben“, erklärt Angelika von Speicher vom Aktionsbündnis „Niederrhein stellt sich quer“. Unter dem Motto „Solidarität der Vielen“ werde derzeit eine Veranstaltung am Moerser Rathaus geplant. „Es wird eine größere Sache. Es wird ein Programm geben, ebenso Musik. Auch Bürgermeister Christoph Fleischhauer wird kommen“, kündigt von Speicher an.

In den vergangenen Wochen hat das Bündnis bereits jeden Montag kleinere Kundgebungen veranstaltet, um gegen die parallel laufenden Corona-Demos zu protestieren, berichtet die Stadträtin aus Neukirchen-Vluyn. „In Moers haben wir an den letzten Montagen regelmäßig Gegenprotest organisiert, da kamen jedes Mal etwa 100 Teilnehmende. Wir versuchen, jeden Montag dagegen zu halten.“

Sorge bereitet ihr, dass Neo-Nazis, Identitäre und Rechtspopulisten immer mehr Anschluss bei Impfskeptikern fänden und die Corona-Demos unterwandern würden. „Das Gefährliche ist, dass verunsicherte Menschen sich vereinnahmen lassen und mit den Rechten mitmarschieren.“ In den Sozialen Medien mussten sie und andere Kollegen aus dem Kreis sich auch schon mit Drohungen aus der rechten Ecke auseinandersetzen. „Auf Telegram gibt es immer wieder Drohungen. Gegenüber Linken-Politiker Sascha Wagner gab es ja auch schon offene Morddrohungen. Man sieht, dass die Gewaltfantasien immer mehr werden“, sorgt sich von Speicher.

Auch in Düsseldorf laufen Pläne

In Düsseldorf will man prüfen, was im Rahmen der aktuell geltenden Corona-Regeln an Gegenprotest möglich ist. „Das Entscheidende ist die maximal mögliche Teilnehmerzahl bei größeren Veranstaltungen. Wir bewegen uns ja immer noch im Fahrwasser des Infektionsgeschehens“, erklärt Oliver Ongaro, Sprecher vom Aktionsbündnis „Düsseldorf stellt sich quer“ (DSSQ). Am Donnerstag werden sich die Initiativen von DSSQ zusammenschließen, am Freitag werde es Gespräche mit dem Bündnis „Düsseldorfer Appell“ geben.

Obwohl es im neuen Jahr bereits zwei Corona-Spaziergänge in der Landeshauptstadt gab, sei Düsseldorf nicht zu einem Sammelort von Impfgegnern geworden. „Düsseldorf ist kein Corona-Leugner-Hotspot. Ich bin mir nicht mal sicher, ob so viele von denen, die da zuletzt mitgelaufen sind, überhaupt aus Düsseldorf kommen.“

Unabhängig von der Größe des Gegenprotestes wird in den nächsten Wochen auf jeden Fall etwas organisiert, stellt Ongaro klar: „Wäre die Ansteckungsgefahr durch Omikron nicht so hoch, würden wir auf jeden Fall viele Leute auf die Straße bekommen, um solchen Aufmärschen wie am vergangenen Samstag entgegenzutreten.“ Zwar gab es in den letzten Wochen immer mal wieder kleinere Aktionen, dennoch hofft Ongaro, „dass wir es bald mit unseren Bündnispartnern schaffen werden, einen Gesamtausdruck hinzubekommen und deutlich und mit vielen Leuten gegen Querdenker zu demonstrieren.“

Wie die nächsten Gegenprotestaktionen in Dinslaken aussehen werden, ist indes noch nicht klar. Mehrere Initiativen und die „Omas“ treffen sich am Donnerstag corona-konform in einer virtuellen Runde, um weitere Aktionen auszuloten, verrät Sybille Schaal.