Düsseldorf. Der Düsseldorfer Appell bezieht klar Position gegen die Impfgegner-Demos und gegen Rechts. Sondersitzung soll über weiteres Vorgehen entscheiden.

Wieder einmal zogen am Wochenende tausende Impfgegner, Querdenker, Anhänger von Verschwörungstheorien und Rechte durch Düsseldorf. Einhaltung von Corona-Regeln? Fehlanzeige. Ungehindert konnten die Schwurbler ihre Theorien verbreiten (NRZ von gestern). Nicht mehr tatenlos dabei zusehen möchte der Düsseldorfer Appell, allen voran der Sprecher des Appells und Superintendent der Evangelischen Kirche Düsseldorf, Heinrich Fucks.

„Mit großer Sorge nehme ich die nun wöchentlich stattfinden Demonstrationen der Impfverweigerer und Maßnahmengegner wahr“, so Fucks, der die Träger des Düsseldorfer Appells am Freitag zu einer Sondersitzung einlädt, „um zu überlegen, wie sichtbar darauf zu reagieren ist“.

Düsseldorfer Appell denkt über Aktion nach

Denn bei den momentanen Demos „marschiert eine Koalition durch Düsseldorf, in der Menschen mit extrem rechten, rassistischen, antisemitischen Gesinnungen gemeinsam mit Vertretern verschiedener Verschwörungstheorien zusammengehen“, so Fucks. Man gebe sich friedlich, freiheitlich und demokratisch. Doch das Gegenteil dürfte für die meisten gelten, die an diesen Märschen teilnehmen. „Die Teilnehmenden der Demonstrationen wollen provozieren und Respektlosigkeit gegenüber den demokratisch verantworteten Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung zeigen.“

Um dagegen vorzugehen, wolle der Düsseldorfer Appell selbst über Aktionen nachdenken. Eine klassische Demonstration wäre aber derzeit „nicht angesagt“, vielmehr wäre eine Variante mit Abstand eine Option, wie es sie schon in anderen Städten gab. Außerdem plant der Düsseldorfer Appell eine Website, um die eigenen Positionen mehr „in die Öffentlichkeit zu bringen“.

Gleichzeitig wolle man auch Kritik an den Maßnahmen üben. „Dieses ganze Hin und Her der Politik trägt nicht dazu bei, dass sich Menschen sicher fühlen. Es ändert sich ständig etwas“, so Fucks.

Das sieht auch Oliver Ongaro, Sprecher von „Düsseldorf stellt sich quer“ als Problem. „Weite Teile der Gesellschaft fühlen sich einfach nicht mehr mitgenommen. Das führt zu großen Unmut.“ Und dieser Unmut sei „größer als noch 2020“.

Ongaro: „Düsseldorf darf kein Hotspot werden“

Um dem entgegen zu wirken, hält man auch bei DSSQ eine Aktion für möglich, auch gemeinsam mit dem Düsseldorfer Appell. Es sei jedoch „schwierig, selbst 5000 Menschen auf die Straße zu bringen“, gibt Ongaro zu. Dafür sei das Infektionsgeschehen zu hoch. Trotzdem sei es wichtig, sich zu positionieren. „Es geht nicht, dass Düsseldorf ein Hotspot für solche Menschen wird. Das passt außerdem einfach nicht zu unserer Stadt.“ Gleichzeitig müsse an die Corona-Demonstranten appelliert werden. „Da laufen auch Leute mit, die einfach Angst haben. Wir müssen denen klar machen, dass da Neonazis dabei sind und sie definitiv mit den falschen Leuten unterwegs sind.“

Den Eindruck, dass die „Aggressivität der Impfgegner immer mehr zunimmt“ hat zudem Stadtdechant Frank Heidkamp. Das spalte die Gesellschaft. Auch er spricht sich daher für ein klares Zeichen aus, damit sich die Gesellschaft wieder für das Gemeinwohl einsetze. Ob eine Demo dabei das richtige Mittel sei, weiß er jedoch nicht. Er plädiert mehr dafür, „alle Medien zu nutzen, um klar Position zu ergreifen“.

Ähnlich sieht das auch die Düsseldorfer DGB-Vorsitzende Sigrid Wolf. Einfach eine große Gegendemonstration zu machen sei ein „fatales Signal“, nicht nur wegen der hohen Inzidenzen. Sie glaubt auch, dass dadurch den Coronagegner eine zu hohe Aufmerksamkeit zukomme, auch wenn sie „mit Sorge sieht, was sich da für ein Becken an Menschen bildet“. Wolf befürwortet eher eine weitere, großaufgelegte Impfkampagne. „Nur mit mehr Impfungen schaffen wir es aus der Pandemie raus.“