An Rhein und Ruhr. Haustiere, die während der Pandemie angeschafft wurden, landen vermehrt in Tierheimen. Boom der Haustiere-Abgabe ist noch lange nicht vorbei.

Die Einsamkeit während des Lockdowns und die Zeit, die durch weggebrochene Freizeitaktivitäten plötzlich zur Verfügung stand, hat viele Menschen dazu veranlasst, sich ein Haustier anzuschaffen. Vor allem Hundewelpen waren sehr gefragt (wir berichteten).

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Nun, da viele Menschen aus dem Homeoffice zurück ins Büro kehren und die Zeit der Langeweile bei den Kindern vorbei ist, geben immer mehr Familien die Tiere wieder ab. Sie landen im Tierheim. Die Abgabe-Anfragen drehten sich im Moment darum, dass die Besitzer mit dem pubertierenden Hund nicht zu Recht kommen „und sich einen vernünftigen Hundetrainer nicht leisten können, aber auch zeitlich dem Hund nicht gewachsen sind“, berichtet Timo Franzen vom Tierheim in Düsseldorf.

Düsseldorfer Tierheimleiter: Tiere sind keine Konsumgüter

Er betont: „Ein Lebewesen ist kein Konsumgut!“ Natürlich bewegten die Tierheimmitarbeiter menschliche Schicksale: „Aber jemand, der sich ein Tier nach Hause holt, weil er vielleicht zum Homeoffice-Dienst verdonnert wurde, und es danach wieder abgibt, kann hier wenig Verständnis erwarten“, lautet die klare Meinung des Tierheimleiters. Die Anschaffung eines Tieres zur Überbrückung der pandemiebedingten Einsamkeit könne er nicht gutheißen.

Auch Nicola Kreuzmann, Leiterin des Tierheims in Moers, berichtet, dass sie und ihr Team „leider relativ früh“ die Rückgabe von Tieren zu spüren bekommen haben. Bereits seit dem ersten Lockdown, im März und April 2020, sei die Nachfrage nach Tieren, insbesondere Hunden sehr hoch, der Welpenhandel boomt und viele nutzten die Chance der freien Zeit, um sich einen Welpen anzuschaffen, oftmals gedankenlos. „Was ist, wenn ich wieder Vollzeit arbeiten muss? Wer versorgt die Tiere im Krankheits- oder Urlaubsfall? Viele stellen sich diese wichtigen Fragen überhaupt nicht“, ärgert sich die Tierheimleiterin.

Kompromiss bei der Hunderasse führt oft zur Abgabe

Sie berichtet von der Anfrage einer Frau, die für sich und ihre Familie einen Labrador suchte. „Es sollte schnell gehen, da sie gerade im Homeoffice arbeitete und es somit zeitlich gerade passte. Sie hat aufgrund der hohen Nachfrage keinen Labradorwelpen bekommen, entschied sich dann für einen elf Monate alten Malinois, der im Internet angeboten und ihr auf einem Parkplatz übergeben wurde“, berichtet die Tierheimleiterin. Nach kurzer Zeit merkte die Familie, dass der Hund jedoch gar nicht zu ihnen passte. Er sei „deutlich aggressiv gegenüber Kindern und Artgenossen“.

Dies sei nur eine Anfrage „bei der wir als Tierheim für das verantwortungslose Handeln dieser angeblichen Tierfreunde gerade stehen sollen“. Als das Moerser Tierheim mitteilte, dass der Hund nicht aufgenommen werden könnte, „bekamen wir die Äußerung zu hören, dass wir doch für solche Sachen zuständig sind. Das sind wir eben nicht! Die Verantwortung beginnt bei der Anschaffung eines Tieres und sollte gut überlegt sein, egal um welche Tierart es sich handelt“, stellt Kreuzmann klar.

Illegaler Welpenhandel nimmt auch in NRW zu

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Im Zuge dessen erwähnt auch Beatrix Laporta vom Tierheim Leygrafenhof im Kreis Kleve, dass der illegale Verkauf von Welpen in Pandemiezeiten „an irgendeinem Autobahnkreuz entschieden zugenommen“ habe. „Da, wo die Tiere herkommen, wird sauberer Tierschutz nicht gerade groß geschrieben“, betont sie. Diese Tiere seien oft krank oder traumatisiert und landeten deswegen nicht selten im Tierheim, denn: Hinzu kommt die Problematik, dass die Hundeschulen zeitweise geschlossen waren.

Welpenspielstunden und Junghundetraining sowie fachliche Beratung bei Verhaltensauffälligkeiten fehlten. Genau aus diesem Grund blickt Alexandra Schepermann, Vorstandsmitglied beim Tierschutzverein Duisburg, das die dortigen Tierheime betreut, „mit großer Sorge in die Zukunft“, denn sie befürchtet: „Jetzt, da Urlaub wieder vermehrt möglich ist, denke ich, dass wir Anfang bis Mitte August noch einmal einen richtigen Schub bekommen und noch mehr Menschen ihre Tiere abgeben werden, leider.“ Trotzdem, sagt Schepermann, sei das Abgeben der Tiere an ein Tierheim immer noch besser, „als sie auszusetzen.“