Duisburg/Moers. Nach dem Abbruch eines Kreisliga-Spiels beim TuS Asterlagen haben zwei Schiedsrichter aus dem Fußball-Kreis Moers Konsequenzen angekündigt.

Spielabbruch, Jagdszenen auf dem Platz, zwei verletzte Schiedsrichter: Die Eskalation beim Amateur-Fußballspiel zwischen dem Duisburger Verein TuS Asterlagen und dem Büdericher SV hat für Entsetzen und für eine neuerliche Debatte um Gewaltausbrüche auf Kreisliga-Plätzen gesorgt. Bundesweit berichteten Medien. An diesem Mittwoch will das Sportgericht des zuständigen Moerser Fußballkreises über den Fall verhandeln, es werden drastische Strafen für den Verein aus dem Duisburger Ortsteil und die beteiligten Spieler erwartet. Erste Schiedsrichter aus dem Fußballkreis Moers ziehen bereits jetzt Konsequenzen und wollen Vereine, die für Spielabbrüche verantwortlich waren, nicht mehr pfeifen. Das betrifft nicht nur den TuS Asterlagen.

Einer der Schiedsrichter ist Clas Brose aus Moers. Der 49-Jährige pfeift seit 17 Jahren in seiner Freizeit Amateurfußball-Duelle am Niederrhein. Er will künftig darauf verzichten, Spiele des SV Scherpenberg, des TuS Asterlagen und des VfL Repelen als Unparteiischer zu leiten und hat das nach eigenen Angaben dem Schiedsrichter-Ausschuss des Kreises mitgeteilt. „Ich gehe diesen Schritt, weil ich beobachte, dass die Gewalt gegen Schiedsrichter und auch gegen Gegenspieler mittlerweile enorme Ausmaße angenommen hat“, sagt Brose auf Anfrage unserer Redaktion. Der gegenseitige Respekt sei abhanden gekommen.

TuS Asterlagen trennt sich nach Spielabbruch von einem vermeintlichen Täter

Mindestens ein weiterer Referee hat sich diesem Teil-Boykott angeschlossen. „Das hat einen guten Grund: Es sind immer wieder dieselben Sportplätze, auf denen die Eskalationen stattfinden“, sagt der Moerser Kevin Gerlach gegenüber unserer Redaktion. „Die Vereine müssen endlich etwas kapieren.“ Der 34-Jährige ist schon mehrere Jahre als Schiedsrichter aktiv und engagiert sich ehrenamtlich beim GSV Moers als Funktionär. Vor einigen Jahren war er nach eigenen Angaben selbst als Unparteiischer in einen gewalttätigen Vorfall auf einem Platz verwickelt. „Das kommt jetzt wieder hoch.“

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Insgesamt gab es im Moerser Fußballkreis in der nun zu Ende gegangenen Saison drei Spielabbrüche: Spieler des SV Scherpenberg und des VfL Repelen waren ebenfalls für Gewaltszenen verantwortlich, die Strafen wurden bereits verhängt. Beim Kreisliga-A-Relegationsspiel des TuS Asterlagen am vergangenen Samstag war der Schiedsrichter von dem Schlag eines Spielers im Gesicht getroffen worden. Sein Assistent Tobias Koch (Rot-Weiß Moers) ging kurz darauf zu Boden und wurde dort offenbar von mindestens einer weiteren Person gewaltsam angegangen. Der Verein hat sich mittlerweile entschuldigt und von einem vermeintlichen Täter getrennt. „Diese Vorfälle im letzten Halbjahr haben mich zum Nachdenken gebracht und meistens sind es immer wieder die gleichen Vereine, die solchen Spielern eine ‘Bühne’ geben“, meint Clas Brose.

Fußballkreis Moers hat Verständnis für die Aussagen der Schiedsrichter

Beim Fußballkreis Moers stoßen die Aussagen der beiden Unparteiischen auf Verständnis. „Den Standpunkt finde ich nachvollziehbar. Es ist immer noch ein Hobby. Die Schiedsrichter haben keine Lust, sich für die paar Euro, die sie bekommen, auf die Mappe hauen zu lassen“, sagt der zuständige Obmann Jakob Klos.

Kevin Gerlach und Clas Brose können sich vorstellen, dass noch weitere Kollegen ihrem Beispiel folgen – einen allgemeinen Streik halten sie allerdings nicht unbedingt für sinnvoll. „Wenn die Spiele an einem Wochenende ausfallen, würde die Wirkung wohl verpuffen und ein längerer Streik ist eher unrealistisch“, glaubt Gerlach. Er hält es für wichtig, dass jeder Schiedsrichter seine eigene Entscheidung treffe im Umgang mit problematischen Mannschaften. Einen Hebel sieht der 34-Jährige auch bei den friedlichen Clubs. „Man sollte keine Freundschaftsspiele mehr gegen auffällige Vereine austragen, das wäre ein gutes Zeichen.“

Dem Fußballverband Niederrhein macht Entwicklung Sorgen

Grundsätzlich macht sich Gerlach angesichts solcher Vorfälle wie beim TuS Asterlagen auch Sorgen um den Nachwuchs bei den Unparteiischen: „Jeder hat das mitbekommen. Welcher 14-Jährige sagt denn nach so einem Wochenende, dass er gerne Schiedsrichter werden will?“

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Der Fußballverband Niederrhein (FVN), bei dem es rund 2600 ehrenamtliche Schiedsrichter gibt, teilt diese Sorgen. „Natürlich schreckt es den Nachwuchs ab, wenn so etwas passiert“, sagt FVN-Sprecher Henrik Lerch. Vizepräsident Peter Frymuth wird noch deutlicher und äußerte sich in einem Interview mit der Rheinischen Post tief besorgt über die Entwicklung in den unteren Klassen. Einige Spieler würden die Schiedsrichter offenbar als Freiwild empfinden, so Frymuth. „Dieser Vorfall sollte alle sensibilisiert haben, sich nun endlich gegen diese Entwicklung zu stellen“, betonte der Funktionär. „Wenn wir darauf keine Antwort finden, wird es schwierig, den Spielbetrieb in allen Bereichen aufrechtzuerhalten. Es werden sich dann schlicht keine Schiedsrichter mehr finden.“