Berlin. Scholz, Merz, Weidel und Habeck treffen im TV-„Quadrell“ aufeinander. Wann die Sendung losgeht, wie sie abläuft und welche Regeln gelten.

Es ist das erste und bis dato einzige Mal, dass vier Kanzlerkandidaten in einem TV-Format vor einer Bundestagswahl miteinander diskutieren: Beim „Quadrell“ sind am Sonntag, 16. Februar, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz, Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck und AfD-Chefin Alice Weidel zu Gast. Ab 20.15 Uhr ist die Sendung auf RTL, ntv und „Stern“ zu sehen. Auch RTL+ streamt die TV-Debatte. Durch den Abend werden Pinar Atalay und Günther Jauch führen.

Was ist das Besondere am „Quadrell“?

Bislang ist es einmalig in der TV-Geschichte: Die Spitzenkandidatinnen und -kandidaten der vier Parteien mit der höchsten Chance auf den Einzug in den Bundestag diskutieren miteinander. In den Jahren zuvor hatte es immer wieder TV-Duelle und 2021 auch mehrere Trielle zwischen Armin Laschet (CDU), Olaf Scholz (SPD) und Annalena Baerbock (Grüne) gegeben.

Im Vorfeld der TV-Debatten zur Bundestagswahl 2025 hatte es Robert Habeck abgelehnt, an einem von ARD und ZDF geplanten Duell mit der Spitzenkandidatin der AfD, Alice Weidel, teilzunehmen. Seiner Meinung nach hätte es ähnlich wie 2021 ein TV-Triell zwischen den Spitzenkandidaten von CDU/CSU, SPD und Grünen geben sollen. Dem „Quadrell“-Format von RTL, ntv und „Stern“ stimmte er schließlich zu. Auch in anderen Formaten ist er in dieser Vierer-Konstellation bereits zu sehen gewesen. Weitere TV-Duelle und Sendungen mit allen vier Kandidatinnen und Kandidaten sind in Planung.

Auch interessant

„Quadrell“: Um welche Themen wird es gehen?

Welche Themen auf der Agenda des Abends stehen werden, wollen Senderverantwortliche und das Moderationsteam vorab nicht verraten. Wahrscheinlich ist aber, dass viele der drängendsten Themen wie Migration und Asyl – insbesondere nach dem mutmaßlichen Anschlag in München – zur Sprache kommen werden.

Vier Porträts der Kanzlerkandidatinnen und -kandidaten.
Am Sonntag diskutieren Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, oben, l-r), AfD-Parteivorsitzende Alice Weidel, CDU-Bundesvorsitzender Friedrich Merz und Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck im „Quadrell“ von RTL, ntv und „Stern“ miteinander. © DPA Images | Kappeler

„Es soll darum gehen, was die Zuschauer gerade am meisten interessiert“, sagte Moderatorin Pinar Atalay in einer Pressekonferenz am Freitagvormittag. Dies werde man berücksichtigen. Den Kandidaten und der Kandidatin sind die Fragen vor der Sendung nicht bekannt. Wer die erste Frage beantworten darf, entscheidet das Los.

Co-Moderator Günther Jauch deutete an, dass es in Anlehnung an seine Sendung „Wer wird Millionär?“ Wissensfragen mit vier Antwortmöglichkeiten geben könne. Der finale Fragenkatalog und die -formate seien – Stand Freitagmittag – aber noch in Arbeit. Im Vorfeld hatten Zuschauerinnen und Zuschauer online die Möglichkeit, Publikumsfragen einzureichen. Man werde vorab prüfen, ob diese in den Fragenpool aufgenommen werden.

Auch interessant

Welche Regeln gelten? Wie läuft die Sendung ab?

Das „Quadrell“ wird 120 Minuten dauern. Laut Moderatorin Pinar Atalay sei das eine enorme Konzentrationsleistung für die Kandidaten und die Kandidatin. Wichtig sei ihr, dass die vier Gäste „miteinander ins Gespräch kommen“.

Es wird daher kein starres Regelwerk geben. Dass die Kandidatin und die Kandidaten einander aussprechen lassen, werde sie mit ihrem Co-Moderator Günther Jauch gewährleisten. Es wird keine Einspieler zu den vier Gästen geben.

199182_1325_199182_cover.jpg

#9 Lars Klingbeil über seinen Soldatenvater und das Sterben im Krieg

Meine schwerste Entscheidung

Zeitkonten über die Redezeiten der vier Kandidaten werden geführt und sollen während der Sendung immer wieder eingeblendet werden. Am Ende der Sendung sind 60-sekündige Schlussplädoyers geplant, in denen die Kandidaten und die Kandidatin eine Botschaft direkt an die Wählerinnen und Wähler adressieren können.

Hilfsmittel sind ausdrücklich erlaubt. „Wir haben das nicht reglementiert“, sagte Gerhard Kohlenbach in einer Pressekonferenz am Freitag. Neben Stift und Papier ist es also möglich, weitere Gegenstände mit ins Studio zu nehmen.

Wird es einen Live-Faktencheck geben?

Eine andere Frage, die für Zuschauer relevant ist: Wird das in der Sendung Gesagte überprüft? Journalistinnen und Journalisten des Magazins „Stern“ werden während der Sendung wichtige oder auch umstrittene Aussagen von Scholz, Merz, Weidel und Habeck einem Faktencheck unterziehen. Dieser soll gründlich und so schnell wie möglich erfolgen.

Wird es Publikum beim „Quadrell“ geben?

Bei dem „Quadrell“ am Sonntag wird es kein Studiopublikum geben. Die Sendung wird live aus dem TV-Studio in Berlin-Adlershof gesendet, in dem auch das TV-Duell am vergangenen Sonntag zwischen Olaf Scholz (SPD) und Friedrich Merz (CDU) stattfand.

Auch interessant

Wie die Kandidaten und die Kandidatin im Studio an ihren Pulten stehen werden, sei der Sitzordnung im Bundestag nachempfunden. Entsprechend werden die Kanzlerkandidaten aus Zuschauersicht wie folgt angeordnet sein: Links steht Olaf Scholz (SPD), daneben Robert Habeck (Grüne) und Friedrich Merz (CDU). Rechts steht Alice Weidel von der AfD.

Wer moderiert die Sendung?

Mit Pinar Atalay moderiert eine ehemalige „Tagesthemen“-Sprecherin die Debatten-Sendung. Bereits im Jahr 2021 hat die Journalistin das TV-Triell vor der Bundestagswahl auf RTL gemeinsam mit Peter Kloeppel moderiert. Aktuell hat sie in der Sendung „RTL Direkt spezial“ die Spitzenpolitikerinnen und Spitzenpolitiker aller Parteien, die realistische Chancen auf den Einzug in den nächsten Bundestag haben, zu Gast.

Peter Kloeppel und Pinar Atalay stehen jeweils an einem Pult in einem TV-Studio.
Pinar Atalay hat bereits 2021 das TV-Triell vor der Bundestagswahl moderiert – gemeinsam mit ihrem Kollegen Peter Kloeppel. © dpa | RTL

Günther Jauch ist primär als Show-Moderator bekannt. Mit seiner nach ihm benannten politischen Talkshow, die von 2011 bis 2015 im Ersten lief, hat er bereits bewiesen, dass er auch Politikerinnen und Politiker interviewen kann. Im Jahr 2013 war er außerdem beim TV-Duell zwischen Angela Merkel (CDU) und Peer Steinbrück (SPD) Teil des Moderationsteams.

Das Moderationsteam freue sich auf die Sendung, sagten Jauch und Atalay in der Pressekonferenz am Freitag. „Es gibt noch sehr viele Unentschlossene“, sagte Atalay. Das mache die Sendung so wichtig und spannend. Laut Günther Jauch sei er neben den Inhalten auch auf den persönlichen Umgang unter den Kandidaten gespannt. Sympathien und Antipathien entwickle man als Wähler nicht nur, indem man Wahlprogramme lese.

Was bedeutet das Wort „Quadrell“?

„Uns ist bewusst, dass das Wort ‚Quadrell‘ nicht existiert“, sagte RTL-Nachrichtenchef Gerhard Kohlenbach in der Pressekonferenz am Freitagvormittag. Es sei angelehnt an die Duelle und Trielle, die es in der Vergangenheit vor Wahlen gegeben habe und sei aus seiner Sicht für das Publikum verständlich. Die Vorsilbe „qua-“ weist auf das lateinische Wort für „vier“ („quartus“) hin. Kohlenbach sagte, er freue sich, „wenn wir mit dem Wort im Duden landen.“

Gibt es Programm vor dem „Quadrell“?

Bereits vor dem Quadrell sprechen Roberta Bieling und Nikolaus Blome im „Kreuzverhör“ ab 19 Uhr mit Sahra Wagenknecht (BSW), Christian Lindner (FDP) sowie Gregor Gysi (Die Linke). „Für die drei Parteien geht es um alles und nichts“, sagte Bieling in einer Pressekonferenz am Freitagvormittag. Die große Frage: Werden die drei Parteien es über die Fünf-Prozent-Hürde schaffen?

Auch interessant

Wie geht es nach der Sendung weiter?

Ab 22.15 Uhr wird Frauke Ludowig in der Sendung „Wer war am besten? Der Talk zum Quadrell“ gemeinsam mit dem Tanzsportler und Moderator Joachim Llambi, der Moderatorin Panagiotta Petridu und dem Autor Micky Beisenherz das TV-Quadrell einordnen. Außerdem werden erste repräsentative Zahlen des Meinungsforschungsinstituts Forsa ausgewertet, die während des Quadrells erhoben werden. Diese sollen zeigen, wen die Zuschauerinnen und Zuschauer am überzeugendsten fanden.

Überraschend wird auch Peter Kloeppel die Sendung neben Ludowig moderieren. Für den Abend kehrt er aus seinem Ruhestand zurück. Über ihre Gäste sagte Ludowig vor der Sendung, es handele sich um „meinungsstarke Menschen“ und „eine Runde an Gästen, die es nur bei RTL gibt.“