San Francisco. Laserwaffen würden bei der Luftabwehr alles verändern. Schon 2025 will Israel so weit sein. Ist das Science Fiction oder realistisch?
Seit fast 30 Jahren tüftelt Israel an einer lasergestützten Luftabwehr. Auch andere arbeiten daran: Amerikaner, Briten, Russen, Chinesen. Die Bundeswehr hat erst im Sommer 2023 eine solche Waffe getestet. Es sieht aber so aus, als würden Israelis sie als erste einführen.
Der Druck ist groß, militärisch wie ökonomisch. Die Israelis müssen sich gegen Angriffe der Hamas in Gaza, der Hisbollah im Libanon und teils in Syrien, der Huthi-Rebellen im Jemen und des Irans wehren. Der nächste Angriff aus dem Iran soll sogar unmittelbar bevorstehen; beide Staaten sind gefangen in einer Endlosschleife der Vergeltungslogik.
Israel hat mehrere Systeme, die sich überlappen. Gleichwohl kann jede noch so ausgeklügelte Luftabwehr übersättigt werden, wenn die Zahl der anfliegenden Raketen zu groß ist. Beim jüngsten Angriff auf das Strandhaus von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in Caesarea wurden zwei Drohnen abgefangen, bereits die Dritte kam durch.
Auch beim jüngsten Angriff des Iran schlugen durchaus Raketen ein. Die Welt nahm nur deshalb davon kaum Notiz, weil der Schaden eher gering war. In den meisten Fällen sahen die Israelis gleich von einem Abschuss ab, weil keine wichtigen Ziele in Gefahr waren. Es geht immer auch um das Verhältnis von Kosten und Nutzen.
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Schier unbegrenzte Munition
Für jedes Geschoss feuern die Israelis dem Vernehmen nach zwei Abfangraketen ab, die nach unbestätigten, aber plausiblen Informationen jeweils 50.000 US-Dollar kosten. Es stellt sich die Frage, wie die Industrie die Nachfrage decken, den Nachschub garantieren kann; ohne dass die Verteidigung ruinös wird. Vor Problemen stehen auch die USA, weil sie Israel und die Ukraine beliefern und im Pazifik – in der Erwartung eines chinesischen Angriffs auf Taiwan – einen wachsenden Bedarf an Munition haben.
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Die Sachzwänge sind vor allem ökonomischer Natur. Wenn die Laserwaffe denn funktioniert, ist sie billiger. Zudem wäre Israel autark, nicht auf Lieferanten angewiesen.
Es gibt viele Skeptiker. Die Hamas gehört nicht dazu. Wie die „New York Times“ erfahren haben will, wollten die Terroristen den Angriff vom Oktober 2023 nicht länger hinauszögern, weil sie sich sorgten, dass Israel mit der Stationierung von Laserwaffen beginnen würde. Die Zeitung berief sich auf Dokumente, die von Israels Militär beschlagnahmt worden seien. Dass die Hamas an die Israelis glaubte, ist eine Ironie.
Zwei Dollar pro „Schuss“?
Vor wenigen Tagen kündigte Israel an, dass ein solches System binnen eines Jahres einsatzbereit sei. Es heißt „Iron Beam“ (Eisenstrahl) und kostet mehr als 500 Millionen Dollar. Entwickelt wurde es von der israelischen Waffenschmiede Rafael Advanced Defense Systems. Den ersten erfolgreichen Test hatte das System bereits im April 2022 bestanden. Die Hamas hatte für ihren Verdacht also einen realen Grund.
Laserwaffen zerstören Raketen, Drohnen, Raketen, Mörser mit gebündeltem Licht. Es legt fast 300.000 Kilometer pro Sekunde zurück, zwischen Abschuss und Einschlag vergeht kaum Zeit. Der Laser erhitzt das Ziel an sensiblen Punkten, am Triebwerk oder Sprengkopf, bis es explodiert oder vom Himmel stürzt. Jeder Abschluss soll nicht mehr als zwei Dollar kosten.
Abschreckungseffekt: Gewaltig
Wenn es denn funktioniert, hat Eyal Zamir den Mund nicht zu voll genommen. Der Generaldirektor des Verteidigungsministeriums in Tel Aviv sagt, „es läutet den Beginn einer neuen Ära der Kriegsführung ein“. So ein Laserschild wäre billiger und effektiver.
Israel würde sich besser schützen, ohne sich finanziell zu übernehmen. Man hätte eine Energiewaffe mit schier unbegrenzter Munitionsversorgung zu einem Bruchteil der bisherigen Kosten.
Wolken, Regen oder Nebel sind ein Problem
Die Laserwaffe würde Systeme wie Arrow, David’s Sling, Iron Dome, C-Dome nicht ablösen, sondern ergänzen, zumal diese darauf ausgelegt sind, Raketen abzuwehren. Drohnen sind kleiner, leichter, sie haben eine schwächere Radarsignatur und können während des Flugs die Richtung wechseln. Sie müssen schnell in kürzester Entfernung zerstört werden. Das entspricht dem Profil der Laserwaffe und würde sich für einen Ersteinsatz anbieten. Andere Staaten, die an Laserwaffen arbeiten, haben wiederum andere Ziele im Auge, auch größere Projektile, bis hin zu Flugzeugen und Satelliten.
Darüber hinaus hätte eine Laserwaffe einen großen Abschreckungseffekt. Wer würde noch die Israelis mit teuren Raketen angreifen – im Wissen, dass sie für ein paar Dollar unschädlich gemacht werden? So betrachtet, wäre die Laserwaffe ein „Game Changer“.
Die Amerikaner sind die Sponsoren
Das Streben nach Perfektion ist das Eine, die Tücken der Technik das Andere. Bei bewölktem, regnerischem oder nebligem Wetter soll das Lasersystem nicht gut funktionieren. Es verringere die Fähigkeit des Lasers, die Atmosphäre zu durchdringen, heißt es. Zudem würde es große Mengen an Energie benötigen, um in Betrieb zu bleiben.
Die Entwicklung geht auf ein amerikanisch-israelisches Abkommen von 1996 zurück. Sie wurde zwischenzeitlich unterbrochen und wieder aufgenommen, zeitweise mit dem US-Konzern Lockheed Martin. Bei einigen Milliardenhilfen der Amerikaner finden sich Posten, die sich auf ein „fortschrittliches Verteidigungssystem“ mit „sehr starkem Laserstrahl“ beziehen. Die USA sind die Sponsoren und im Erfolgsfall auch Nutznießer.
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