San Francisco. Raketenabwehr ist eine israelische Spezialität. Abfangquote: bis zu 90 Prozent. Wie das Land seine Schutzschirme aufgebaut hat.

Zum zweiten Mal seit April hat Israel einen iranischen Luftangriff abgewehrt, immerhin gut 180 Raketen. Wiewohl es ein Todesopfer im Westjordanland und zwei Verletzte in Tel Aviv gab, wurden die meisten Raketen abgefangen oder haben ihr Ziel verfehlt. US-Präsident Joe Biden bezeichnete denn auch den Großangriff als „gescheitert“.

Das ist umso bemerkenswerter, als der Iran diesmal nicht auf Drohnen gesetzt hat, sondern auf ballistische Raketen. Dementsprechend war die Flug- und Vorwarnzeit deutlich kürzer als im April. Wie haben die Israelis trotzdem so viele abfangen können? Wie haben sie das nur geschafft?

  • Sie haben gute Geheimdienst-Quellen, auch von Partnern. Sie erfuhren vorab von vielen Zielen und leiteten vorsorglich Evakuierungen ein.
  • Sie erhalten Unterstützung von befreundeten Staaten, allen voran von den USA, die über 40.000 Soldaten in der Region stationiert haben. Im Mittelmeer haben die Zerstörer USS Cole und USS Bulkeley mehrere Raketen abgeschossen.
  • Sie verfügen über äußerst effektive Schutzschilde.

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Raketenabwehr ist eine Kernkompetenz der Israelis: Sie greifen auf viele Systeme unterschiedlicher Höhe und Reichweite zurück, die sich überlappen und im Verbund auf eine hohe Trefferquote von bis zu 90 Prozent kommen sollen: Iron Dome, David’s Sling, Arrow 2 und Arrow 3 sowie C-Dome. Zur Abwehr des Raketenangriffs des Irans dürften viele von ihnen zum Einsatz gekommen sein.

Nahostkonflikt - Safed
Das israelische Luftabwehrsystem Iron Dome feuert, um Raketen abzufangen. © DPA Images | Baz Ratner

Die Systeme ergänzen sich

Gegen Langstreckenraketen ist das Arrow-System im Einsatz. David’s Sling bekämpft Raketen mit einer Reichweite von 70 bis über 300 km. Darunter greift der Iron Dome (eiserne Kuppel) ein. Das System erkennt Artillerieraketen, Mörsergranaten, Drohnen und Mittelstreckenraketen und fängt sie ab.

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Es wurde 2010 in den Dienst gestellt. Es ist zum einen ausgereift und hat sich zum anderen bewährt. Es besteht aus mindestens zehn Systemen mit jeweils einem Radar, einer Kontrolleinheit und drei Startvorrichtungen mit 20 Abwehrraketen vom Typ Tamir.

Iron-Dome und C-Dome

Ist absehbar, dass eine Rakete in unbewohntes Gebiet niedergeht und damit keine Menschenleben gefährdet werden, lässt die „Eiserne Kuppel“ das Geschoss durch. Trotzdem kann der Iron Dome übersättigt werden, wie die Fachleute sagen. Das Radar kann zwar bis zu 200 anfliegende Raketen erkennen, aber wenn man ihre Zahl drastisch erhöht, ist die eiserne Kuppel überfordert. Begrenzt ist auch der Nachschub an Raketen.

Die jüngste Entwicklung – erst 2023 getestet – heißt C-Dome und kommt von der Marine. Es ist also für den Einsatz auf See konzipiert. Der C-Dome ist auf vier Korvetten der Sa‘ar-6-Klasse montiert. Er greift auf das Radar der Kriegsschiffe zurück. Bis zu zehn Flugkörper können in Seestartcontainern geladen werden.

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