San Francisco. Die USA helfen Israel mit der Raketenabwehr THAAD. Sie ist modern und hat die perfekte Abschussquote. Die USA gehen freilich ein Risiko ein.
Noch ist Israels Vergeltungsschlag gegen den Iran eine Drohung. Hinter den Kulissen stellen sich Israelis und Amerikaner aber längst auf die nächste Eskalationsstufe ein: Auf einen neuerlich iranischen Angriff – auf die Vergeltung für die Vergeltung.
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Deswegen entsenden die USA eine Batterie ihres ebenso modernsten wie teuren und seltenen Raketenabwehrsystems nach Israel: Das Terminal High Altitude Area Defense (THAAD).
Die US-Army besitzt davon gerade mal sieben Stück. Eine weitere Batterie ist bestellt. Kein Vergleich mit den alten Patriot-Systemen, die in Fort Bliss in Texas stationiert sind und an denen man minutenlang vorbeifährt und die auch andere Armeen besitzen, zum Beispiel die Bundeswehr. THAAD findet man weltweit nur noch in Südkorea, in Saudi-Arabien und in den arabischen Emiraten, in lauter Staaten, die für die USA von herausragendem strategischen Interesse sind.
Was die Amerikaner riskieren
Das System ist in Israel hochwillkommen, militärisch wie politisch:
- Militärisch, weil es Israels Luftabwehr stärkt. Auch wenn der jüngste iranische Angriff glimpflich ausging, sind die Israelis mit ihrer Luftabwehr an Grenzen gestoßen, weil es viele Geschosse waren, fast 200, und weil ihre Flugzeit oft nur wenige Minuten betrug.
- Politisch, weil es erstmals in Israel selbst stationiert und von Amerikanern bedient wird. Es geht um 100 US-Soldaten, die so eng in den Konflikt involviert werden. Sie laufen Gefahr, Opfer eines iranischen Angriffs zu werden. So einen Schritt scheuen die Amerikaner im Ukraine-Krieg. In Israel gehen sie ein Risiko ein.
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Das System kann ballistische Raketen auf eine Entfernung von 150 bis 200 Kilometern abfangen. Es war einmal in Israel bei einer Übung, später wurde es zeitweise in der Region stationiert. Nun wird es erstmalig nach Israel verlegt, mitten im Nahost-Konflikt.
Trefferquote: 100 Prozent
Hersteller ist das US-Unternehmen Lockheed Martin. In den Dienst gestellt wurde THAAD erst 2008. In 16 Tests hatte es eine 100prozentige Trefferquote. Erstmals eingesetzt wurde es im Januar 2022, um eine Rakete über Abu Dhabi abzuschießen.
Jede Batterie besteht aus sechs Abschussrampen mit je acht Abfangraketen, einem Radar und einem Feuerleitsystem. Es ist auf Lastwagen montiert, kann aber auch von einem Flugzeug aus gestartet werden. Das Radar kann auch auf ein Schiff montiert werden – THAAD „kommuniziert“ mit anderen Systemen. Es ist vielseitig und flexibel.
Das Radar erkennt die herannahende Bedrohung in einer Entfernung von bis zu 200 Kilometern, identifiziert sie und fängt die Rakete in ihrer letzten Flugphase ab, auch außerhalb der Atmosphäre. Die Abfangrakete explodiert nicht in der Nähe des anderen Sprengkopfes, sie kollidiert mit der Rakete; bringt sie vom Kurs ab und zerstört sie.
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