Washington. In ihrem neuen Buch spricht die Ex-First-Lady über geheime Einsätze und ihre Ehe mit Donald – wobei sie einen Aspekt vollkommen auslässt.
Von Barack Obama ist nicht bekannt, dass er seine Gattin zum Public Viewing im kleinen Kreis eingeladen hätte, um im Weißen Haus der Tötung von Al-Qaida-Boss Osama bin Laden durch US-Spezialeinsatzkräfte per Livestream zuzusehen.
Donald Trump ist, wie seine Frau in ihren am Dienstag erschienenen Memoiren („Melania“, 184 Seiten, 178 Fotos) ausbreitet, anders.
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Als 2019 der irakische Radikal-Islamist Abu Bakr al-Baghdadi auf Trumps Befehl hin neutralisiert wurde, bekam das frühere Model eine persönliche Einladung für den „Situation Room“. „Sieh Dir diese unglaubliche Aktion in Arbeit an“, sagte der damalige US-Präsident.
Was die 54-Jährige dabei empfand, darüber gibt das Prosa-Selfie keine Auskunft. Melania Trump, so viel vorab, bleibt auch nach der Lektüre die rätselhafteste Ex-First Lady der jüngeren amerikanischen Geschichte. Und man hat das Gefühl: War so gewollt.
Worüber Melania Trump in ihren Memoiren nicht schreibt
Die gebürtige Slowenin, die ihre Ostblock-Kindheit in einem unternehmerisch erfolgreichen Haushalt samt Nanny in den schönsten Farben malt („Ich habe mich nie isoliert gefühlt oder beschränkt in meinen Erfahrungen“), versagt sich jedes Wort über die Untiefen ihrer Ehe.
Was dachte sie, als kurz vor der Wahl 2016 Tonbandaufnahmen von einem Auftritt Donald Trumps durchsickerten, in denen er damit hausieren ging, einflussreiche Männer wie er könnten Frauen ungestraft zwischen die Beine greifen? Fehlanzeige.
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Auch was in ihr vorging und wie sich die Ehe danach entwickelte, als 2018 die Schweigegeld-Affäre um ihren Mann mit der Porno-Darstellerin Stormy Daniels in die Öffentlichkeit geriet, bleibt eine Leerstelle.
Melania Trump schlägt die Hand ihres Mannes weg: „Eine unschuldige Geste“
Stattdessen spürt der Leser, dass die dritte Ehefrau des New Yorker Immobilienunternehmers dessen Opferrolle eines angeblich von den Medien bösartig Verfolgten komplett übernommen hat.
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Nicht ihrem Mann, aber der veröffentlichten Meinung, gibt Melania Trump die Schuld an der 2018 die Gemüter bewegenden Anweisung ihres Mannes, die Kinder von Einwanderern an der amerikanisch-mexikanischen Grenze zur Abschreckung von ihren Eltern zu trennen. Darum habe sie damals die berühmt-berüchtigt gewordene Designer-Jacke mit dem Slogan „Es kümmert mich nicht wirklich, und dich?“ getragen.
Auch die um die Welt gegangene Szene, als sie bei einem Besuch beim israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu und dessen Frau ihrem Mann die Hand wegschlug, gehe auf Tatsachenverdrehung zurück: „Der rote Teppich bot einfach nicht genug Platz für vier von uns nebeneinander“, schreibt sie. „Es war eine unschuldige Geste, mehr nicht.“
Melania Trump lässt es menscheln
Abgesehen vom Thema Abtreibung, wo ihr die evangelikal grundierten Eingriffe in die persönliche Freiheit von Frauen, wie Trump und die Republikaner sie propagieren, ein Graus zu sein scheinen, sind substanziell andere Meinungen, als ihr Mann sie hat, nicht erkennbar.
Frau Trump hält Herrn Trump für einen starken, oft missverstandenen Führer, der sein Land und die Menschen grenzenlos liebe. Leider hätten „Medien, Big Tech und der tiefe Staat” 2020 alles unternommen, um ihm eine zweite Amtszeit zu verwehren.
Auch sie glaubt, dass es bei Joe Bidens Wahlsieg 2020 nicht mit rechten Dingen zugegangen sei. „Man kann nicht tagelang Stimmen auszählen, wie sie es getan haben. Es war ein Chaos. Ich bin nicht die einzige Person, die die Ergebnisse infrage stellt.“ Dass 60 einschlägige Klagen ergeben haben, dass die Wahl nicht zu beanstanden war, war ihr keine Silbe wert.
Wer die oft frostig wirkenden Auftritte der Eheleute Trump noch vor Augen hat, wird an vielen Stellen des Buches ins Aufwärmbecken getaucht. Melania lässt es menscheln. So erkundige sich Donald Trump bis heute immer noch regelmäßig bei ihrem Doktor über ihren Gesundheitszustand. Was in sozialen Medien die Frage aufbringt: „Warum fragt er sie nicht einfach selbst?“
Privat sei Trump übrigens „ein Gentleman, der Zärtlichkeit und Rücksichtnahme zeigt“. Nicht „schrill oder dramatisch“, sondern „echt und fürsorglich“.
Das hat Melania Trump beim Sturm aufs Kapitol gemacht
Bei ihrer ersten Begegnung im New Yorker Kit Kat Club, damals eine Edel-Disco, habe sie eine „magnetische Anziehungskraft“ verspürt; trotz des hohen Altersunterschieds. Sie war 28, er 52. „Unsere Chemie war unbestreitbar.”
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Das hartnäckige Gerücht, sie sei eine „Goldgräberin“, die Trump nach dessen Scheidung von Ehefrau Nr. 2, Marla Maples, des Geldes wegen geheiratet habe, bedient sie kühl: „Ich hatte mir mein Vermögen verdient und hätte leicht die Aufmerksamkeit diverser Stars auf mich ziehen können, wenn ich das gewollt hätte.“
Zu den Episoden, die über das gesamte Buch verstreut sind, gehört die Reminiszenz an Opa Anton Ulčnik (mütterlicherseits), der Berühmtheit für den Anbau der „Raka-Zwiebel” erlangt haben soll. Auch dass der saudische König Salman ihr gegen muslimischen Usancen die Hand geschüttelt habe, war der Autorin einige Zeilen wert. Ebenso eine bis heute andauernde Brieffreundschaft mit dem britischen König Charles.
Unverändert dubios bleibt ihre Rolle während des blutigen Sturms aufs Kapitol in Washington, den ihr Gatte am 6. Januar 2021 inspiriert hatte. Hatte sie ihn dazu gedrängt, die Gewaltexplosion einzudämmen? Warum verweigerte sie ein Statement, das den Angriff auf die Herzkammer der Demokratie verurteilt?
Melania Trump war zur Tatzeit nach eigenen Angaben intensiv mit der fotografischen Dokumentation von Renovierungsarbeiten im Weißen Haus beschäftigt und bekam stundenlang nichts mit. Ah so.
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