Berlin. Der Iran reichert Uran an, aber können daraus auch schon Bomben entstehen? So weit ist das Atomprogramm der Mullahs wirklich.
Dass Israel den iranischen Raketenangriff erwidern wird, scheint nur noch eine Frage der Zeit: Bereits am Abend des 1. Oktobers, als fast 200 Geschosse aus dem Iran auf Israel abgefeuert wurden, sprach Benjamin Netanjahu von einem „Fehler“ der Mullahs und kündigte „Vergeltung“ an.
Brisant ist diese neue Eskalation des Nahostkonflikts nicht nur, weil der iranische Beschuss eine direkte Konfrontation beider Staaten auslöst, ohne dass Milizen wie die Hisbollah einen Stellvertreterkrieg für die iranische Regionalmacht führen. Bei einer direkten Auseinandersetzung riskiert Israel auch den Krieg mit einem Regime, das über hochangereichertes Uran verfügt.
Was Teheran mit dem Atomprogramm genau vorhat, ist eine Blackbox. Klar ist: Seit der Aufkündigung des Atomabkommens reichern die Mullahs weitaus mehr Uran an, als sie für den zivilen Gebrauch benötigen. Die unter anderem von dem damaligen SPD-Außenminister Frank-Walter Steinmeier ausgehandelte Vereinbarung, dass der Iran seine nuklearen Ambitionen herunterfährt, hielt offiziell nur drei Jahre. Es war der neu gewählte US-Präsident Donald Trump, der das Atomabkommen 2018 einseitig aufkündigte. Sein Vorwurf: Das „Terrorregime“ halte sich ohnehin nicht an den „katastrophalen“ Deal.
Iran: Uran auf über 60 Prozent angereichert – Atomwaffen benötigen 90 Prozent
Der Iran zeigte zwar Ende vergangenen Monats wieder Bereitschaft, Verhandlungen über das Atomabkommen aufzunehmen. Schließlich bedeuten die nach dem Scheitern auferlegten westlichen Sanktionen harte wirtschaftliche Einbußen für das Land. Doch eine Rüge der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) im Sommer dieses Jahres weckte Misstrauen: Teheran würde nicht ausreichend kooperieren, hieß es. Außerdem stellte die Behörde Uranpartikel an nicht offiziell deklarierten Orten fest.
Laut der Behörde ist der Iran das einzige Land, das offiziell nicht über Atomwaffen verfügt, aber dennoch sein Uran auf über 60 Prozent angereichert hat. Für Atomkraftwerke bedarf es lediglich einer Anreicherung auf circa 3,5 Prozent, für Atomwaffen auf 90 Prozent.
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Waffenfähiges Uran könnte innerhalb weniger Tage hergestellt werden
Bislang hatten die Mullahs immer bestritten, Atomwaffen herzustellen. Mit der zunehmenden Eskalation in Nahost seit vergangenem Jahr entschieden sie sich jedoch für eine andere Kommunikationsstrategie, wie die „Washington Post“ dokumentiert: Statt nukleare Ambitionen abzustreiten, fiel das Regime in Teheran immer wieder mit Drohkulissen auf, laut denen der Iran zwar keine Atomwaffen besitze, allerdings in Kürze über sie verfügen könnte: „Es geht nicht um mangelnde Fähigkeiten“, wird Mohammad Eslami, Chef der iranischen Atomenergieorganisation, zitiert.
Eine Analyse der US-Zeitung kommt zu dem Schluss, dass der Iran noch nicht über Atomwaffen verfügt. Innerhalb weniger Tage könnte aber waffenfähiges Uran für eine Bombe hergestellt werden, sagen US-Beamte. Um die Technologie eines dazugehörigen Atomsprengkopfes zu entwickeln, bräuchte es einige Monate, wenn nicht sogar ein Jahr.
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Israel könnte iranische Atomanlagen angreifen
Die Schwächung von Hamas und Hisbollah sowie der verhältnismäßig verlustarme Angriff auf Israel bedeuten, dass „die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass sich Iran zum Bau von Atomwaffen entschließt“, warnte Atomwaffenexperte David Albright gegenüber der „Washington Post.“
Um solchen nuklearen Ambitionen in Teheran Einhalt zu gebieten, wird seit dem 1. Oktober darüber spekuliert, ob die iranischen Atomanlagen Ziel eines israelischen Gegenschlags sein könnten. Auch Ex-Präsident und republikanischer Präsidentschaftskandidat Donald Trump riet Israel dazu. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Israelis diesmal iranische Atomanlagen angreifen werden, insbesondere wenn sie glauben, dass der Iran bereits wieder mit der Entwicklung von Atomwaffen begonnen hat“, analysierte Verteidigungsexperte Gregory Koblentz gegenüber der US-Zeitung.
Experte warnt vor Gegenschlag
Als die israelische Luftwaffe Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah in einem Bunker bei Beirut tötete, bewies das Militär bereits, dass es auch unterirdische und gut gepanzerte Räume zerstören kann. Ob dies Israel allerdings auch bei den iranischen Atomanlagen gelingt, bleibt fraglich. Laut der US-Zeitung befinden sich die Urananreicherungsanlagen in Bergtunneln.
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US-Beamte gehen davon aus, dass ein Schlag gegen das iranische Atomprogramm die Entwicklung höchstens verlangsamen könnte. Andere Stimmen warnen eindringlich: Ein Angriff „könnte zu einer Änderung der iranischen Atomabsichten führen – von einem verdeckten Schwellenprogramm zu einem offenen Waffenprogramm“, warnte ein ehemaliger US-Beamter gegenüber der „Washington Post“.
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