Berlin. Die Zeit der Mäßigung läuft ab. Israel schließt Angriff auf Irans Atomanlagen nicht aus. US-Präsident Biden ist dagegen, Trump dafür.

Israel behält sich vor, die iranischen Atomanlagen anzugreifen – auch gegen den Rat der USA, die einen Flächenbrand befürchten. Es gebe keine Zusicherung, dass die Israelis auf einen solchen Vergeltungsschlag verzichten würden, berichtet CNN mit Verweis auf das amerikanische Außenministerium. US-Präsident Joe Biden hatte vor so einem Schlag gewarnt. Ex-Präsident Donald Trump hat hingegen dazu geraten: „Zielt zuerst auf das Nukleare.“

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Der stellvertretende US-Außenminister Kurt Campbell sagte, die wichtigste Botschaft laute, „lasst uns bei allem, was wir gegenüber dem Iran tun, mit großer Vorsicht vorgehen.“ Er räumte aber auch ein, „es gab im Laufe der letzten Monate überraschende Momente, ich glaube, das ist kein Geheimnis“. Im Klartext: Die Israelis tun, was sie für richtig halten. Biden hatte sowohl vor einem Vorgehen gegen das iranische Atomprogramm als auch vor einem Angriff auf Ölfelder gewarnt.

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Er rät zur Mäßigung, wohingegen Israel womöglich eine Entscheidung um die Vorherrschaft in der Region sucht, denn:

  • Im Libanon hat man die Hisbollah-Milizen schwer getroffen.
  • Auch die Hamas im Gazastreifen ist geschwächt. Es ist nicht mal sicher, ob ihrer Anführer Yahya Sinwar überhaupt noch am Leben ist.
  • Der iranische Raketenangriff auf Israel richtete wenig Schaden an.

Hoffnung auf Friedenslösung sinkt

Dazu passt die pessimistische Einschätzung der Erfolgschancen einer Verhandlungslösung. Laut „New York Times“ überwiegt bei den US-Unterhändlern der Eindruck, dass weder die Hamas noch Israel eine Verständigung suchen, also eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln. Die Positionen haben sich verhärtet.

Der Hamas-Angriff auf Israel jährt sich am 7. Oktober. Eine geläufige Erklärung war damals, dass die Hamas einen großen Krieg auslösen sollte. Tatsächlich war aber der Iran bislang nicht bereit, für die Hamas oder die Hisbollah einen Großkonflikt einzugehen.

Vergeltungsschlag am 7.Oktober?

Indes lieferte der Iran den Israelis einen Anlass für einen Vergeltungsschlag. Mit ihren F-35I Stealth-Kampfjets können die Israelis unentdeckt in den Luftraum Irans eindringen. Nicht zufällig hatte der Iran die Luftwaffenstützpunkten Nevatin und Tel Nof bombardiert; just in der Erwartung, die F-35I zu zerstören, was offensichtlich misslang.

Die US-Regierung halte es für möglich, aber nicht für wahrscheinlich, dass die Israelis ihren Vergeltungsschlag am Jahrestag starten, berichtet die „New York Times“. Das sei schwer zu sagen, würde aber vom Anliegen dieses Tages ablenken, den Angriff de Hamas, so US-Regierungsbeamte. Es werde „wahrscheinlich davor oder danach geschehen“.