Washington. Wer bewirbt sich an der Seite von Trump-Herausforderin Kamala Harris um das Amt des Vizepräsidenten? Vier Männer stehen im Mittelpunkt.
Als Vizepräsidentin afroamerikanischer und südasiatischer Herkunft verkörpert Kamala Harris wie keine andere das ethnisch vielfältigste Kabinett in der US-Geschichte.
Nun hat die designierte demokratische Präsidentschaftskandidatin auch die Unterstützung vom ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama, wie der am Freitag in einem Video auf der Plattform X bekannt gab. Doch wen wird sie zu ihrem potenziellen Stellvertreter ernennen, mit dem sie Donald Trump bei der Wahl am 5. November besiegen will? Alles deutet darauf hin, dass Harris einen „Running Mate“ aussuchen wird, der unentschlossene Wähler in den kritischen „Swing States“ begeistern kann. Mittlerweile haben sich vier Kandidaten als Favoriten herauskristallisiert.
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Eine endgültige Entscheidung will die Demokratin vor dem 7. August treffen. Danach könnte sie in einigen Staaten Probleme haben, gemeinsam mit ihrer Nummer Zwei auf dem Wahlzettel zu stehen.
Josh Shapiro: „Stimme der nächsten Generation“
Als einer der Topfavoriten gilt Pennsylvanias Gouverneur Josh Shapiro (51). 2022 feierte er einen Erdrutschsieg gegen Doug Mastriano, einen rechtsgerichteten Trumpisten aus Pennsylvanias Staatssenat Der politisch moderate Shapiro war zuvor Pennsylvanias gewählter Generalstaatsanwalt. Dort hatte der Absolvent der Elite-Uni Georgetown den Bericht einer Geschworenenkammer veröffentlicht, der die sexuelle Misshandlung von Kindern durch ranghohe Vetreter der Katholischen Kirche in seinem Staat aufdeckte.
Der ehemalige Präsident Barack Obama sagte Shapiro nach seinem Wahlsieg vor zwei Jahren, dass er eine der „führenden Stimmen der nächsten Generation von Demokraten“ sein müsse. Schon aus geografischen Gründen könnte Shapiro eine Brücke vom liberalen politischen Establishment der US-Ostküste zu den konservativen Wählern des mittleren Westens schlagen. Harris würde auch deswegen auf ihn setzen, weil der Gouverneur ihr helfen könnte, in Pennsylvania die Direktstimmenmehrheit und somit die 19 Wahlleute des Staats zu gewinnen.
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Die Republikaner machen keinen Hehl daraus, dass die mögliche Nominierung Shapiros ihnen Sorgen bereitet. Sie meinen, dass der jüdische Gouverneur unter anderem bei Wählern gut ankommen würde, die zuvor Joe Biden den Rücken gekehrt hatten, weil sie sich mehr US-Hilfe für Israel im Gaza-Krieg erhofften. „Der ist schlichtweg ein verdammt starker Kandidat“, sagte ein enger Berater Trumps. Wenn Shapiro nicht den Zuschlag bekommt, „dann kann das eigentlich nur an anderen Faktoren liegen, beispielsweise, wenn die persönliche Chemie zwischen ihm und Harris nicht stimmt“.
Mark Kelly: Astronaut und „American Hero“
Chancen hat auch Senator Mark Kelly (60) aus Arizona. Er übernahm dort nach einer Stichwahl den Sitz des verstorbenen John McCain. Ein Vorteil für Kelly besteht darin, dass er mehr als andere Anwärter auf die Kandidatur die stereotypischen Eigenschaften eines „amerikanischen Helden“ verkörpert. Der langjährige Soldat flog als Pilot der US-Luftwaffe während der Operation Wüstensturm – Anfang der 90er Jahre wollten die USA damit Saddam Hussein aus Kuwait vertreiben – mehr als drei Dutzend Kampfeinsätze.
Später wurde Kelly Astronaut im Dienste der US-Raumfahrtbehörde NASA. Während seiner 15-jährigen Karriere dort verbrachte er insgesamt 54 Tage im All und flog mehrmals zur Internationalen Raumfahrtstation ISS. Interesse an der Politik entwickelte er erst 2011, nachdem seine Frau, die Kongressabgeordnete Gabby Giffords, in Arizona während eines blutigen Amoklaufs angeschossen wurde. Kelly kämpft seitdem unermüdlich für schärfere Waffenkontrollen. Der Astronaut, der seit 2021 im Senat sitzt, ist wie auch Shapiro ein gemäßigter Demokrat. Kelly zögert aber nicht, gelegentlich von der Parteilinie abzuweichen. So bezeichnete er den Zustrom illegaler Immigranten in seinen Staat als „Krise“.
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Roy Cooper: Ein enger Freund von Harris
Als weiterer Vertreter eines Swing States kommt Gouverneur Roy Cooper (67) aus North Carolina infrage. Cooper führt in einem Staat die Regierungsgeschäfte, den die Demokraten seit der Obama-Administration nicht mehr gewonnen haben. Ähnlich wie Shapiro in Pennsylvania könnte er Harris helfen, einen wichtigen Swing State, den die Republikaner bereits für sich verbucht hatten, zu gewinnen.
Cooper legt sich häufig mit dem republikanisch dominierten Staatssenat im Streit um Abtreibungs- und Wählerrechte an. Er könnte insofern einen Wettbewerbsvorteil haben, als er Harris persönlich länger und besser kennt als jeder der anderen Kandidaten. Die Freundschaft rührt noch aus der Zeit her, als sie Kaliforniens oberste Staatsanwältin war und Cooper der Chefankläger in North Carolina.
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Andy Beshear und zwei Außenseiter
Auf der sogenannten „kurzen Liste“ der Favoriten steht offenbar auch Andy Beshear (46), der als demokratischer Gouverneur des erzkonservativen Staats Kentucky ein politisches Unikum ist. Beshear ist einer der beliebtesten Regierungschefs in den USA. Er kämpft unermüdlich für Abtreibungsrechte und steuerte seinen Staat souverän durch die Corona-Pandemie sowie eine Serie von verheerenden Unwettern.
Zwar hat Beshear Interesse an dem Job als Harris-Vize signalisiert. Gegen den Gouverneur spricht allerdings die Tatsache, dass er aus einem erzkonservativen Staat kommt, den Trump sowohl 2016 als auch 2020 klar gewann. Trotz seiner Popularität bei den Wählern ist unwahrscheinlich, dass er das Ruder zugunsten der Vizepräsidentin herumreißen könnte. Potenzielle Anwärter mit Außenseiterchancen sind auch Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom und Verkehrsminister Pete Buttigieg, der sich 2020 selbst um die Präsidentschaft beworben hatte.
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