Washington. Im parteiinternen Rennen um die Biden-Nachfolge hat Vizepräsidentin Kamala Harris die beste Ausgangsposition. So könnte es nun weitergehen.
Im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf kommt es zu einer nie dagewesenen Wende. Letztlich hat US-Präsident Joe Biden so gehandelt, wie von ihm erwartet worden war: Er hat aus Altersgründen seine Kandidatur für die Wahl im November aufgegeben und den Weg für seine Vize-Präsidentin Kamala Harris freigemacht. Sie ist seine Wunsch-Nachfolgerin.
Die 59-jährige ehemalige Senatorin und Generalstaatsanwältin von Kalifornien muss jedoch noch auf dem Parteitag der Demokraten gewählt werden. Dort könnte sie mit einem eigenen Vize-Präsidentschaftskandidaten um die Zustimmung der Partei bitten. Zuvor müsste Biden „seine“ 3900 Delegierten auf dem Nominierungsparteitag Mitte August in Chicago offiziell von ihrer Gefolgschaftsverpflichtung entbinden.
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Als potenzielle Vize werden die Namen von Senator Mark Kelly (Arizona), einem ehemaligen Nasa-Astronauten, sowie der Gouverneure Andy Beshear (Kentucky) und Roy Cooper (North Carolina) gehandelt. Ihre Gouverneurskollegen Gavin Newsom (Kaliforniens) und Gretchen Whitmer (Michigans) sollen signalisiert haben, dass sie nicht die zweite Geige spielen wollen.
Wenn Harris in Bidens Fußstapfen tritt, hätte sie gegenüber Dritt-Kandidaten, die sich auf dem Parteitag zur Wahl stellen könnten, einen großen Vorteil: Zugriff auf die mit über 200 Millionen Dollar gefüllte Wahlkampfkasse Bidens.
Wie Harris jetzt an die Spitze rücken kann
Um zu verhindern, dass der Parteitag ein ihm vorgesetztes Personalpaket ablehnt, könnte es auch vorher zu einer Mini-Vorwahl mit vier, fünf willigen Kandidaten kommen. Die Siegerin oder der Sieger würden sich am Ende die offiziellen Weihen in Chicago abholen.
Führt auch dies nicht zu einer gütlichen Einigung ohne größere Friktionen, käme es in Chicago zum ersten Mal seit 1968 zu einer „offenen convention“. Das heißt: Der neue demokratische Präsidentschaftskandidat oder die -kandidatin würde erst zwischen dem 19. und 22. August bestimmt, womöglich in einer Art Kampfabstimmung.
Im ersten Wahlgang dürften nur die 3900 „pledged” (also klar zugeordneten) Delegierten aus den 50 Bundesstaaten wählen. Bekommt keine der angetretenen Kandidaten eine Mehrheit, dürfen in Runde zwei 700 sogenannte „Super-Delegierte” mitmachen; das sind Partei-Offizielle und gewählte Beamte.
Chancen von Harris gegen Trump unklar
Ob Harris eindeutig bessere Sieg-Chancen gegen Trump hätte als Biden, ist im Moment nicht klar auszumachen. In einigen Umfragen liegt sie vor Biden, in anderen hinter ihm, in wieder anderen nahezu gleichauf. 44 Prozent der Amerikaner insgesamt und 70 Prozent der demokratischen Wähler wären nach aktuellem Stand mit einem Harris-statt-Biden-Wechsel einverstanden.
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Wie wird sich der Last-Minute-Personalwechsel bei den Demokraten auf das Präsidentschaftsrennen auswirken? Trumps Berater Jason Miller erklärte, es mache keinen Unterschied. Egal, wen die Demokraten aufböten, der- oder diejenige sei mitverantwortlich für die „wirtschaftliche Zerrüttung“ des Landes. Trump hat Harris kürzlich massiv attackiert: „Sie ist so schlecht, sie ist so erbärmlich.“
Harris leistete sich Patzer
Harris, Tochter eines Jamaikaners und einer Ärztin aus Indien, durchbrach 2021 als erste Frau und erste Schwarze im Amt der Vize-Präsidentin eine Glasdecke. Allerdings blieb sie im Amt über weite Strecken eher blass. Auch, weil Biden ihr mit dem Dossier illegale Einwanderung/Grenze zu Mexiko eines der schwersten innenpolitischen Themen überantwortet hatte. Harris leistete sich in Interviews und bei öffentlichen Auftritten Patzer und wirkte teilweise überfordert.
In den vergangenen Monaten stabilisierte sich Harris. Sie gewann vor allem durch resolute Auftritte in der Debatte um das Recht auf Abtreibung an Statur. Als ehemalige Generalstaatsanwältin könnte sie bei einer TV-Debatten-Konfrontation mit Trump dessen strafrechtliche Verwicklungen fachlich punktgenau aufgreifen.
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