Berlin. Mit dem Wahlsieg von Donald Trump steht auch Ehefrau Melania wieder im Rampenlicht. Doch die 54-Jährige fremdelt mit ihrer Rolle.
Am Wahlabend steht Melania Trump neben ihrem Mann auf der Bühne in West Palm Beach, Florida. Sie trägt ein graues Kostüm, neben ihr überragt ihr Sohn Barron mit seinen 2,06 Metern alle anderen. Es ist die Rückkehr auf die große Bühne, ein Schritt, über den zuvor lange spekuliert worden ist. Donald Trump hat sich soeben zum Wahlsieger bei der US-Präsidentschaftswahl erklärt. Er gibt ihr einen Kuss, sie lächelt.
Etwas steif und ungelenk sieht das Ganze aus, wie so oft, wenn das Ehepaar zusammen auftritt. „Schauspielerei ohne Chemie“ hatte ein Nutzer einmal im Onlinedienst X gelästert. Melania habe ihren Mann wie einen „Schwiegervater“ begrüßt, stichelte ein anderer mal über eine frühere Wahlkampfveranstaltung in New York.
Seit Trumps Niederlage bei der US-Präsidentschaftswahl 2020 hat sich Melanie rar gemacht. Es gab kaum öffentliche Auftritte. Immer wieder zirkulierten Scheidungsgerüchte. Bereits während eines Israel-Besuchs im Mai 2017 schossen Spekulationen über den abgekühlten Zustand ihrer Ehe hoch. Als Trump beim Gang über den roten Teppich seine Hand nach der First Lady ausstreckte, schlug sie ihm diese weg. Melania kommentierte die Szene danach nicht. Sie hat die Rolle der Sphinx verinnerlicht. Selbst nach der Verurteilung Trumps wegen der Verschleierung von Schweigegeld-Zahlungen an die Pornodarstellerin Stormy Daniels vor gut einem halben Jahr schwieg Melania eisern.
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Melanie Trump schwärmt in Biografie von ihrem Mann
Umso überraschender, dass sie in diesem Jahr Trump zweimal den Rücken stärkte. Nach dem fehlgeschlagenen Attentat auf den Ex-Präsidenten am 13. Juli veröffentlichte die sonst so distanziert wirkende 54-Jährige eine Art Liebeserklärung. Der Attentäter habe ihren Mann, „seine Leidenschaft, sein Lachen, seinen Einfallsreichtum“, auslöschen wollen, schrieb sie auf X.
Auch in ihrer im Oktober erschienen Biografie „Melania“ lobt sie Trump überschwänglich. „Ich war von seinem Charme fasziniert und von seiner magnetischen Energie angezogen“, schreibt sie. Obwohl Trump für seine sexistischen und frauenfeindlichen Entgleisungen berüchtigt ist, verbreitet Melania ein Gegen-Narrativ: Ihr Mann habe sich „privat als Gentleman offenbart, der Zärtlichkeit und Nachdenklichkeit gezeigt hat“.
Der schwülstige Ton und das Timing vier Wochen vor der Präsidentschaftswahl sprechen dafür, dass Melania eine ordentliche Portion Wahlkampf-PR verpackt hat. Aber sie demonstriert auch Geschäftssinn in eigener Sache: So werden im Buch eine Halskette zum Muttertag und Fotos von Melanias Gesicht als digitale Sammlerstücke zum Kauf angeboten.
An der Seite von Präsident Trump? Melania fremdelt mit der First Lady-Position
Melania Knauss hatte Donald Trump 1998 in einem Nachtclub in New York kennengelernt. Zu diesem Zeitpunkt war die 1970 in Slowenien geborene Tochter eines Autohändlers bereits als Model in den USA erfolgreich. Durch die Liaison mit dem 24 Jahre älteren Immobilienmilliardär rückte sie ins Scheinwerferlicht. Sie schaffte es auf die Titel der Modezeitschriften und stieg in die New Yorker High Society auf. Zu den Gästen der pompösen Hochzeit im Januar 2005 in Florida zählten Prominente wie Elton John, Prinz Charles oder auch das Ehepaar Bill und Hillary Clinton.
Doch mit der Rolle als First Lady hat Melania immer gefremdelt. Sie habe „traditionell“ wie Jackie Kennedy sein wollen, schreibt sie über Trumps Amtszeit von 2017 bis 2021. Doch diesen Anspruch erfüllte sie nicht. So sorgte Melania für öffentliches Stirnrunzeln, als sie sich ein halbes Jahr Zeit ließ, bevor sie im Sommer 2017 ins Weiße Haus einzog. Sie wollte zunächst in New York bleiben, wo der gemeinsame Sohn Barron – den sie abgöttisch liebt – das Schuljahr vollendete.
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In den ersten Monaten in Washington kümmerte sie sich vor allem darum, das abgenutzte Mobiliar im Weißen Haus aufzupolieren und eine Bowlingbahn auf Vordermann zu bringen. Nach den glanzvollen Auftritten Michelle Obamas war dies ernüchternd. Nicht hilfreich war auch, dass Melania im Jahr zuvor beim Parteitag der Republikaner zwar eine Lobrede auf ihren Mann hielt – Passagen daraus aber ausgerechnet bei ihrer Vorgängerin abgekupfert waren.
Melania setzte immerhin einige wenige politische Akzente. So stellte sie sich gegen Trumps brutale „Nulltoleranzpolitik“ an der mexikanischen Grenze, die dazu führte, dass Migranten von der US-Polizei ihre Kinder entrissen wurden. Kurz nach Melanias Protest beendete ihr Mann diese Praxis per Dekret.
Melania wird wohl nicht ins Weiße Haus zurückkehren
Darüber hinaus tritt Melania in ihrer Biografie entschieden für das Recht auf Abtreibung ein. Durch Mitwirkung des früheren Präsidenten wurde dieses Recht massiv beschnitten. Der Instinktpolitiker Trump verteidigte das Plädoyer Melanias als unabhängige Position – wohl auch deshalb, weil er im Wahlkampf auf die Stimmen der Frauen schielte, die eher zu seiner Konkurrentin Kamala Harris tendierten.
Seit sie und Donald Trump das Weiße Haus 2021 verlassen haben, ist Melanias Hauptwohnsitz das Anwesen in Mar-A-Lago in Palm Beach in Florida. Wie die US-Autorin Kate Andersen Brower jüngst der britischen Zeitung „Daily Mail“ erzählte, soll Melania auch für den Fall eines Wahlsieges von Donald Trump einen erneuten Umzug ins Weiße Haus ausgeschlossen haben. Insidern zufolge habe Melania es in Washington „gehasst“, sagte Andersen Brower. Trumps Triumph – es ist auch die Rückkehr der Schatten-First-Lady.
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