An Rhein und Ruhr. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr stellt sein Streichkonzept jetzt den politischen Gremien vor. Die Liste ist lang und trifft viele Pendler.

Weil in Nordrhein-Westfalen rund 300 Lokführer fehlen, werden zum Fahrplanwechsel und zum Jahreswechsel zahlreiche Verbindungen aus dem Fahrplan genommen. Oft sind es Züge, die ohnehin ständig ausfallen. Aber es sind auch etliche Verschlechterungen dabei. Teuerer wird es für die schlechter bedienten Kunden übrigens auch noch: Zum 1. Januar steigt der Preis fürs Deutschlandticket sowie für die elektronischen Tickets eezy.nrw.

Das „Streichkonzert“ führte im VRR-Fachausschuss für Verkehr und Planung zu heftigen Debatten und lauten Molltönen: . „Die Kürzungen sind eine Bankrotterklärung der Eisenbahnverkehrsunternehmen“, so Norbert Schilff (SPD) gegenüber dieser Zeitung. Frank Heidenreich (CDU) kommentiert: „Wir haben Geld, wir haben die Kundennachfrage, aber das Konzept wird nicht umgesetzt.“ Die Streichungen, so hieß es unisono, seien nötig, um wenigstens den Restfahrplan stabil zu bekommen. Wenn jetzt noch Züge darüber hinaus ausfallen, müssen die Eisenbahnunternehmen deutlich mehr Strafe zahlen. Zudem investiere der Verkehrsverbund in die Ausbildung von Lokführern, auch wenn das nicht seine Aufgabe sei.

Und abends fährt nur noch die Hälfte: Oberhausen wird durch die Kürzungen besonders hart getroffen.
Und abends fährt nur noch die Hälfte: Oberhausen wird durch die Kürzungen besonders hart getroffen. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Rolf Fliß (Grüne) spricht von einem „Trauerspiel“, der Nahverkehr werde gleichzeitig teurer und weniger, das sei den Fahrgästen nicht zu vermitteln. Er fordert eine Freigabe von Fernverkehrszügen zumindest in den Abendstunden, weil gerade dann massiv bei den Regionalexpresslinien gestrichen werde. Ein Vorschlag, den auch Norbert Schilff unterstützt.

Lothar Ebbers vom Fahrgastverband Pro Bahn hält das Streichkonzept angesichts der Umstände für unausweichlich, sieht aber vor allem im Spätverkehr erhebliche Probleme, wenn zwischen Duisburg und Dortmund sowohl der RE3 als auch der RE6 gestrichen werden. Am Oberhausener Hauptbahnhof, so rechnet er vor, fällt unterm Strich dann fast jeder zweite Zug weg. „Wir fallen teilweise hinter das Angebot von vor 25 Jahren zurück.“ Verkehrswende könne man das nicht nennen.

Auf diesen RRX-Linien wird der Verkehr eingeschränkt:

RE4 Aachen-Gladbach-Düsseldorf-Wuppertal-Dortmund: Sechs Verstärkerfahrten in der Hauptverkehrszeit entfallen bis weit ins Jahr 2025. Diese Kürzung besteht bereits, sollte eigentlich jetzt auslaufen. Nachts am Wochenende entfallen zusätzlich vier Zugpaare zwischen Düsseldorf, Wuppertal und Hagen.

RE6 Köln/Bonn-Flughafen-Neuss-Düsseldorf-Essen-Dortmund-Minden: Ab. 1 Januar Einstellung des Spätverkehrs zwischen Düsseldorf und Dortmund ab ca. 22 Uhr. Zum Teil werden auch Fahrten nach Hamm/Bielefeld/Minden entfallen. Zwischen Düsseldorf und Köln/Bonn-Flughafen wird nur bis 21 Uhr gefahren. Erste Fahrten ab 5 Uhr (mo-fr) bzw. 9 Uhr (am Wochenende).

RE11: Kassel-Hamm-Dortmund-Essen-Düsseldorf: Auch hier bleibt das bereits seit Monaten verstümmelte Angebot zwischen Hamm und Düsseldorf weiter bestehen. Heißt: Es fahren nur sechs Zugpaare zwischen Düsseldorf und Hamm.

So wird auf den anderen Regionallinien gekürzt:

RE3 (Düsseldorf-Oberhausen-Gelsenkirchen-Dortmund-Hamm): Betriebsende schon gegen 21 Uhr, ein Umlauf entfällt. Das bedeutet: Alle fünf Stunden gibt es eine Taktlücke. Hier will der VRR ein anderes Bahnunternehmen gewinnen, das diese Fahrten übernimmt.

RE7: Krefeld-Neuss-Köln-Wuppertal-Hamm-Münster-Rheine: Nachtruhe ab ca 21 Uhr. Für den Streckenteil Krefeld-Neuss wird noch eine Lösung gesucht, ebenso zwischen Hamm und Hagen.

Vor drei Jahren noch gefeiert: Aus Keolis wurde die Eurobahn. Ihren Namen trägt sie jetzt nur noch halb zurecht: jeder zweite Zug nach Venlo fällt flach.
Vor drei Jahren noch gefeiert: Aus Keolis wurde die Eurobahn. Ihren Namen trägt sie jetzt nur noch halb zurecht: jeder zweite Zug nach Venlo fällt flach. © Fabian Strauch / FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

RE13 (Hamm-Wuppertal-Düsseldorf-Gladbach-Venlo): Zwei-Stunden-Takt ab dem 1. Februar. Zwischen Mönchengladbach und Venlo soll es für die ausfallenden Züge einen Ersatzbus geben.

RE39: Düsseldorf-Neuss-Bedburg/Erft: Wegfall von Verstärkerzügen zwischen Neuss und Bedburg.

RE42 (Münster-Essen-Duisburg-Krefeld-Mönchengladbach): Gehört gewissermaßen zum Streichpaket II. Wenn die Kürzungen nicht reichen und immer noch Lokführer fehlen, wird bei den Zügen im sogenannten Kurztakt zwischen Essen und Münster alle drei Stunden eine Lücke entstehen, weil ein Zug weniger betrieben wird. Die „Langlinie“ wird dann am Wochenende zwischen Mönchengladbach und Essen gestrichen.

RE44: Moers-Duisburg-Oberhausen-Bottrop: Ausfall für ein Fahrplanjahr. Begründung neben Personalmangel sind die Arbeiten am Duisburger Hauptbahnhof genauso wie die Baustelle Betuwelinie (Oberhausen-Arnheim).

RE47: Remscheid-Solingen-Düsseldorf: Wird bis Mitte 2026 nichts. Dann gibt es neue Züge.

RE49: Wesel-Oberhausen-Essen-Wuppertal: Diese Baustelle gilt auch als Begründung für die Einstellung auf dem verbliebenen Reststück ab Friedrichsfeld, zumindest bis Oberhausen. Es soll ein „Restverkehr“ zumindest zwischen Essen-Steele und Oberhausen verbleiben, wenn die S3 (siehe unten) ausgedünnt wird. Der RE49 gehört auch zum Sparpaket II, wenn die erste Kürzung nicht reicht.

RB36: Duisburg-Ruhrort-Oberhausen: Einstellung auf ganzer Linie für ein Jahr. Für diese Strecke und den RE 44 sollen Busse im 30-Minuten-Takt zwischen Ruhrort und Bottrop pendeln.

Und ganz am Rand: Die RB34: Mönchengladbach-Dalheim. Hier entfällt ein Zugpaar, montags bis freitags. Aber nur für drei Monate und stattdessen fährt ein Bus

Und das droht auf den S-Bahn-Linien:

Die meisten Kürzunge hier gehören zum „Sparpaket II“, wenn die Kürzungen auf den ersten Streich noch nicht reichen. Dann gilt: S3: Oberhausen-Essen-Hattingen: In den Ferien und am Wochenende fällt jede zweite Fahrt aus. In den Ferien soll dies montags bis freitags durch die Linie RE49 zwischen Oberhausen und Essen gemildert werden.

S5: Hagen-Witten-Dortmund: In den Ferien und am Wochenende fällt jede zweite Fahrt aus.

Schöner Anblick, aber künftig seltener: Eine S-Bahn quert die Ruhr bei Essen-Steele.
Schöner Anblick, aber künftig seltener: Eine S-Bahn quert die Ruhr bei Essen-Steele. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

S8 Mönchengladbach-Düsseldorf-Hagen: In Wochenendnächten nur Stundentakt zwischen Wuppertal und Düsseldorf.

Diese beiden Linien indes werden (weiterhin) gestrichen:

S28: Wuppertal-Mettmann-Düsseldorf-Neuss-Kaarst: Wie (leider) schon derzeit: Konzentration auf den Verkehr zwischen Mettmann und Kaarst. Der Rest wird durch Busse ersetzt. Neben Personalmangel liegt das hier auch an vielen kaputten Zügen.

S68: Wuppertal-Vohwinkel-Düsseldorf-Langenfeld: Wegen keine Leute und wegen Baustelle im Raum Wuppertal wird diese Verstärkerlinie für satte anderthalb Jahre abgesagt.