An Rhein und Ruhr. Erneut ruft Verdi Mitarbeitende von Geld- und Werttransporten in NRW zum Streik auf. So haben sich Banken diesmal vorbereitet, damit müssen Kunden rechnen.
Der Autokauf ist eingetütet, die Vorfreude groß. Nur das Geld muss noch abgehoben werden – und plötzlich tut sich nichts mehr am Automaten, kein Bargeld mehr da. So oder so ähnlich könnte es Kunden Anfang Oktober ergangen sein, als die Gewerkschaft Verdi Mitarbeitende von Geld- und Werttransporten wegen des Tarifstreits mit der Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW) zum dreitägigen Streik aufgerufen hatte. Nun drohen – zumindest vereinzelt – wieder Engpässe. Von Donnerstag (17. Oktober) bis Freitag (18. Oktober) sollen Mitarbeitende der Branche erneut die Arbeit niederlegen. Auch diesmal könne es mancherorts zu Bargeldknappheit und Automatenausfällen kommen, erklärt Karsten Braun von Verdi in NRW.
„Wahrscheinlich nicht direkt am Donnerstag, aber wenn auch am Freitag nicht befüllt wird und dann am Wochenende nicht, kann es am Montag schon passieren, dass Kunden kein Bargeld an den Geldautomaten abheben können“, so der Verdi-Sekretär. Betroffen vom Streik seien Mitarbeitende der Firmen Loomis, Prosegur und Ziemann an verschiedenen Standorten sowie der Westfälische Wachschutz Recklinghausen.
Leere Geldautomaten? Stadtsparkasse Düsseldorf stellt sich erneut auf Ausfälle ein
Bereits Anfang Oktober hatte es Automaten-Ausfälle bei der Stadtsparkasse in Düsseldorf gegeben. Auch nun stelle man sich erneut auf vereinzelte Störungen in den Geschäftsgebieten in Düsseldorf und Mettmann ein, wie Sprecherin Mine Öziri im Gespräch mit der NRZ erklärt. Weil der Streik diesmal nicht am Monatsanfang stattfindet, gehe man zwar jetzt von deutlich weniger Ausfällen aus, doch einzelne Standorte könnten trotzdem wieder betroffen sein. Um welche genau es sich dabei handelt, wisse Öziri hingegen nicht. „Wir empfehlen unseren Kunden, mögliche Auswirkungen frühzeitig zu berücksichtigen und rechtzeitig Bargeld abzuheben, wenn es um größere Mengen geht. Für kleinere Beträge bieten sich auch die Bargeldauszahlungen an Supermarktkassen an.“
Aufatmen können indes Kunden der Sparkasse am Niederrhein mit Geschäftsstellen in Moers, Rheinberg und Xanten. „Der Streik wird bei uns keinerlei Auswirkungen haben“, sagt Sprecher Holger Schmitz auf Nachfrage. „Es kommt immer auf den Dienstleister an, unserer ist von dem Streik nicht betroffen“, so Schmitz weiter. Gleiches sagt auch Ursula Ries, Sprecherin der Sparkasse Rhein-Maas mit Hauptsitz in Kleve.
Geldtransporter-Streik in NRW: Volksbank Niederrhein sei „weitestgehend“ unabhängig
„Auch unser Transportunternehmen ist am Streik nicht beteiligt“, erklärt Claudia Goldschmidt von der Genobank in Essen. „Grundsätzlich haben wir auch eine Bargeldversorgung, die für diesen Zeitraum immer abgedeckt ist. Wenn Transporte längerfristig ausfallen, gibt es bei uns außerdem ein Notfallkonzept, sodass immer sichergestellt ist, dass ausreichend Bargeld für Kunden zur Verfügung steht“, so die Sprecherin weiter.
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Bei der Volksbank Niederrhein mit Hauptsitz in Alpen sei man zumindest auf den Streik der Geldboten vorbereitet, sodass der Betrieb „weitestgehend“ unabhängig laufen könne. „Wenn jetzt besonders viele Kunden kommen und Bargeld abheben wollen, dann können wir natürlich für nichts garantieren, aber wir haben auf jeden Fall Vorkehrungen getroffen.“
Kunden der Commerzbank in der Region wird wiederum empfohlen, ihr Bargeld im Rahmen des täglichen Einkaufs in Supermärkten und bei Einzelhändlern zu beschaffen. „Sollte es zu Engpässen kommen, haben wir frühzeitig Maßnahmen ergriffen, um die Auswirkungen für unsere Kunden so gering wie möglich zu halten“, erklärte eine Commerzbank-Sprecherin am Mittwochnachmittag auf Rückfrage unsere Redaktion und wies außerdem auf die Möglichkeit hin, Bargeld auch kostenlos an Automaten anderer Banken der Cash-Group, beispielsweise Deutsche Bank, Postbank oder Hypovereinsbank, abheben zu können.
Streik der Geldtransporteure in NRW: Verdi fordert unter anderem 31 Urlaubstage
Zum Hintergrund: Seit mehreren Wochen laufen die Lohn- und Manteltarifverhandlungen für rund 10.000 Beschäftigte im Geld- und Werttransport. In der zweiten Verhandlungsrunde am 20. September 2024 habe die Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW) laut Verdi kein „akzeptables Angebot“ vorgelegt. Auch nach den darauffolgenden Streiks am 30. September sowie am 1. und 2. Oktober sei kein verbessertes Angebot unterbreitet worden.
Die Gewerkschaft Verdi fordert einen Überstundenzuschlag für alle Zeiten über acht Stunden pro Tag, ein einheitliches Urlaubs- und Weihnachtsgeld in Höhe eines halben Brutto-Monatsgehalts, einen Urlaubsanspruch von 31 Tagen für alle Beschäftigten und eine Erhöhung der Löhne in NRW auf 23 Euro pro Stunde. „Mit dem Streik haben die Beschäftigten deutlich gemacht, was sie von dem Angebot der Arbeitgeber und vor allem von deren Änderungsvorstellungen halten. Wertschätzung geht anders“, schrieb Verdi-Verhandlungsführerin Sonja Austermühle in einer Mitteilung der Gewerkschaft in NRW. „Um Druck auf die Arbeitgeber zu machen, spätestens in der jetzt folgenden Verhandlungsrunde ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen, haben wir erneut zum Streik aufgerufen.“
Wie groß die Einschränkungen durch den Streik sein werden und inwieweit es zu Ausfällen kommt, könne man pauschal nicht sagen, so Verdi-Sekretär Karsten Braun abschließend. „Da kommt es darauf an, von wem die einzelnen Niederlassungen beliefert werden. Was man aber sagen kann ist, dass die Geldtransporteure den Geldkreislauf aufrechterhalten. Und wenn kein Bargeld mehr nachkommt, dann kann es natürlich auch zu Ausfällen kommen.“