An Rhein und Ruhr. Photovoltaik oder Solarthermie werden bei den meisten Neubauten in NRW ab 2025 verpflichtend. Mit diesen Wartezeiten rechnen die Solarteure.
Auch, wenn aktuell so wenig gebaut wird wie seit 20 Jahren nicht mehr: Wer noch das nötige Geld übrig hat und sich ein Eigenheim baut, der setzt in der Regel auch auf eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Denn die Stromerzeuger sind inzwischen deutlich günstiger als in Zeiten der Energiekrise und rentieren sich dadurch auch schneller. Den meisten, die ab dem kommenden Jahr eine Immobilie bauen, bleibt da allerdings gar keine Wahl mehr.
Die Solarpflicht schreibt vor, dass alle ab 2025 neugebauten Wohnhäuser in NRW ab einer Dachfläche von 50 Quadratmeter mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet werden müssen – solang das auch wirtschaftlich rentabel ist. Müssen sich Solarteure jetzt also auf eine erhöhte Nachfrage einstellen? Müssen Kunden wiederum mit erhöhten Wartezeiten rechnen? Und wie werden sich dadurch die Preise der Solarstromanlagen entwickeln?
Photovoltaik gehört jetzt schon zum Hausbau dazu
„Es wird zwar erst 2025 für Wohnhäuser verpflichtend, aber wer aktuell ein Haus baut, greift sowieso fast immer auf PV-Anlagen zurück“, erklärt Daniel Hendriks im Gespräch mit der Redaktion. Der 42-Jährige ist Betriebsleiter der Firma Dahlmann Solar aus Wesel und blickt ganz entspannt auf das kommende Jahr. „Warum sollte man es auch nicht machen? Klar ist es anfangs nochmal ein Kostenfaktor, aber langfristig spart man sich bares Geld. So eine Anlage refinanziert sich praktisch von selbst.“
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Wie lang das dauert, hänge nicht zuletzt von den Strompreisen ab, die natürlich nicht hundertprozentig kalkulierbar seien. „Ich denke aber nicht, dass der Strom in den nächsten Jahren wieder günstiger wird, eher im Gegenteil“, schätzt der Solarteur, dass sich eine PV-Anlage in der Regel nach neun bis elf Jahren amortisiert.
Immer weniger Bauaufträge
„Mal davon abgesehen, wird gerade sowieso nicht viel gebaut. Auch das wird sich im nächsten Jahr nicht drastisch ändern“, ergänzt Hendriks. Von einer übermäßigen Nachfrage im vergleich zu diesem Jahr gehe er daher nicht aus. Das bedeutet auch, dass die Wartezeiten überschaubar bleiben könnten.
Aktuell ist die Firma Dahlmann Solar etwa genauso viel mit sanierten Dächern von Bestandsimmobilien beschäftigt wie mit Neubauten. Die Wartezeit liegt zwischen vier und acht Wochen. Beim Neubau lasse sich die PV-Installation aber schon sehr gut in die gesamte Planungsphase integrieren, „außerdem können wir im Optimalfall direkt das Baugerüst mitnutzen, dann geht alles nochmal ein wenig schneller“, erklärt Hendriks.
So viel kostet eine Photovoltaik-Anlage
Und die Preise? Auch die befänden sich gerade auf einem kundenfreundlichen Niveau, meint der Solarteur. „Während sich die Nachfrage zur Energiekrise drastisch erhöht hat, haben die Lieferengpässe der Bauteile die Preise 2021 in die Höhe getrieben.“ Beides habe sich inzwischen wieder erholt, was sich positiv auf die Preise auswirkt: Musste man vor zwei bis drei Jahren noch bis zu 3000 Euro pro Kilowatt peak (kWp) auf den Tisch legen, seien es heute nur noch 1200 bis 1700 Euro. Dabei gilt in der Regel: Je größer die Anlage, desto günstiger der Preis pro Kilowatt peak. Je nach Größe des Haushalts empfiehlt der Solarteur für ein Einfamilienhaus sieben bis zehn Kilowatt peak.
Die NRW-Solarpflicht im Überblick
Um die Energiewende im Land zu beschleunigen, macht NRW Solaranlagen auf Gebäuden schrittweise zur Pflicht. Bereits seit Januar 2024 gilt die Solarpflicht schon für alle Neubauten von Nichtwohngebäuden und seit Juli 2024 für Dachsanierungen bei kommunalen und landeseigenen Gebäuden. Ab 2025 gilt die Solarpflicht dann auch für Wohngebäude mit einer Dachfläche von mindestens 50 Quadratmetern. Ab Januar 2026 muss eine Solaranlage außerdem auch bei allen Dachsanierungen nachgerüstet werden.
Und auch die Stromspeicher sind inzwischen deutlich günstiger als noch vor wenigen Jahren. Grund dafür sei der gesunke Preis für Lithium-Ionen-Akkus und die wirtschaftlich angeschlagenen Produzenten. Das sagt auch Andrea Kiehl von der Firma Solonic aus Kamp-Lintfort. „Die hohen Preise vor zwei Jahren hat die Menschen zwar auch nicht vom Kauf einer PV-Anlage abgehalten, aber jetzt herrschen für den Kunden deutlich bessere Bedingungen.“
Solar ist wichtig für die Förderung
Durch den Preisverfall der Komponenten sei eine Photovoltaik-Anlage inzwischen wieder deutlich preiswerter geworden. Und wer heute ein Haus baut, verzichte ohnehin selten auf eine Solaranlage. „Alleine für eine Förderung des Neubaus kann sich das ja schon lohnen“, rät Kiehl. Um beispielsweise den KfW-Standard 40 plus zu erreichen, muss eine Anlage vorhanden sein, die entweder am Gebäude selbst oder in direkter Nachbarschaft Strom erzeugt.
Auch bei den Wartezeiten gebe es bei dem Betrieb derzeit keine Probleme. Am meisten arbeiten die Solarteure aus Kamp-Lintfort auf sanierten Dächern von Bestandsimmobilien, um hier Photovoltaik-Anlagen zu installieren. Neubauten würden hingegen einen eher kleinen Teil ausmachen. „Das wird sich auch durch die Solarpflicht 2025 nicht ändern“, schätzt Kiehl. Preisexplosionen oder lange Wartezeiten befürchtet sie daher ebenfalls nicht.