Kleve/ Düsseldorf. Peter Brückner hat als EM-Volunteer Fans in Düsseldorf betreut. Von der Stimmung ist er begeistert, von den UEFA-Vorgaben weniger.

Auch wenn die Fußball-Europameisterschaft erst mit dem Finale am Sonntag endet: Für Peter Brückner ist das Spiel aus. Als Volunteer hat der Klever als einer von 1600 ehrenamtlichen Helfern am Spielort Düsseldorf vom Eröffnungsspiel Deutschland gegen Schottland bis jetzt Dienstag den Fans dabei geholfen, sich in der Landeshauptstadt zurechtzufinden, hat den Weg zum Stadion erklärt oder bei Problemen geholfen. Insgesamt neun Einsätze hatte Peter Brückner, war in der Altstadt, am Bahnhof und am Flughafen unterwegs. „Es war wirklich ein Riesenerlebnis“, resümiert der 68-Jährige.

EM Volunteer
Peter Brückner aus Kleve © privat | Privat

Der pensionierte Verwaltungsangestellte war bereits bei den European Championships in München als ehrenamtlicher Helfer dabei, hatte sich jetzt für die Fußball-EM wieder beworben und wurde ausgewählt. Bundesweit waren und sind 16.000 Volunteers bei der EM dabei, für Fans leicht auszumachen in ihren grün-gelben Anziehsachen.

Schotten: Tolle Stimmung trotz Niederlage

„Die Begegnungen mit den schottischen Fans am Eröffnungsspieltag waren direkt ein Höhepunkt“, sagt Peter Brückner. Schon am Nachmittag strömten die Fans, teilweise in Schottenröcken und mit Dudelsäcken, in die Altstadt und sorgten mächtig für Stimmung. Der Volunteer berichtet von einer herzlichen, freundlichen und warmen Stimmung.

Und die kippte auch nicht, nachdem das Eröffnungsspiel aus schottischer Sicht mit eins zu fünf verloren war. Im Gegenteil: Besonders die Schotten bedankten sich besonders freundlich dafür, wenn man ihnen mit einem Tipp half oder eine Frage beantwortete. Bei deutschen Fans sei das nicht immer der Fall gewesen. „Da wurde unsere Hilfe oft als selbstverständlich angenommen.“

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In durchweg positiver Erinnerung hat Peter Brückner die Fußballanhänger aus Albanien, die gezeigt hätten, dass auch ohne Alkohol die Stimmung richtig gut und euphorisch sein kann. „Da wurde auf der Straße getanzt und gesungen, einfach wunderbar.“

Alles in allem ist der Volunteer von der Harmonie und Freundlichkeit begeistert, mit dem in Düsseldorf der Fußball gefeiert wurde. „Insgesamt waren ja bestimmt 300.000 bis 400.000 Menschen in der Stadt und ich habe persönlich nicht eine Auseinandersetzung oder etwas Ähnliches mitbekommen“, so der Klever. Auch, als aufgrund der Unwetterwarnung die Fanmeilen geschlossen werden mussten, hätten sich alle friedlich in die Düsseldorfer Kneipen zurückgezogen und eben dort weitergefeiert.

Lob für das Sicherheitskonzept

Lob gibt es auch für das Sicherheitskonzept: In der Altstadt sei die Polizei eigentlich kaum sichtbar gewesen. Beim Blick in die Seitenstraßen habe man aber deutlich gesehen, dass dort Einsatzkräfte bereitstanden, um im Fall der Fälle einschreiten zu können.

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Also alles positiv? Nicht ganz. Kritisch sieht Peter Brückner, dass die UEFA als Organisator den Volunteers ziemlich strenge Regeln auferlegt hat. So durften die Helfer kaum etwas über ihre Aufgaben und ihre Arbeit erzählen oder sollten auch Presseanfragen erstmal an die Organisation weiterleiten. Außerdem sollten Fragen nach den Fan-Märschen nicht beantwortet, sondern auf die Fanzonen verwiesen werden. Schade findet Peter Brückner auch, dass es keinen organisierten Austausch mit den Volunteers aus anderen Einsatzbereichen gab. „Mich hätte es schon interessiert, zu erfahren, wie zum Beispiel der Einsatz im Stadion war.“

Kritik an der Bahn

Enttäuscht war der Klever außerdem von der Bahn, die das Versprechen, alle gut von A nach B zu befördern, schlichtweg nicht eingelöst hat. „Ich kann mich noch gut an einen Ukrainer erinnern, dessen Zug aus Stuttgart mit dreieinhalb Stunden Verspätung in Düsseldorf eintraf und der mich dann fragte, was er nun mit seinem verfallenen Ticket machen soll.“

Schade auch, dass die Bahn die Volunteers nicht über Streckensperrungen und Zugausfälle informierte. Gerne hätte Peter Brückner das an die Fans weitergegeben. Wie schlecht die Bahn funktionierte, hat der Volunteer auch am eigenen Leib erfahren, war teilweise nach der Schicht noch Stunden bis nach Kleve unterwegs, kam erst nachts in der Schwanenstadt an.

Was bleibt? Eine trotz Kritikpunkten positive Erinnerung an ein tolles Ereignis, das schließlich noch nicht ganz beendet ist: „Seit der Vorrunde tippe ich auf Spanien als Europameister. Die Deutschen haben ein gutes Turnier gespielt und da ist das Ausscheiden nicht so dramatisch“, sagt Peter Brückner.