Wesel. Wesels berühmtester Sohn Konrad Duden wollte den Menschen das Schreiben einfach machen. 1998 gab es eine grundlegende Rechtschreibreform.
Tausende Menschen fahren Tag für Tag an ihm vorbei, ohne ihn zu beachten: Denn eine Büste des Weseler Rechtschreibpapstes Konrad Duden steht an einer Sitzecke an der Julius-Leber-Straße, unmittelbar neben einem Supermarkt. Nur ein paar Meter weiter ist die Konrad-Duden-Straße, die direkt zur Geburtsstätte des Gelehrten führt: Gut Bossigt in Wesel-Lackhausen, heute Hotel Haus Duden.
Ja, es gibt einige Spuren, die auf den großen Sohn der Kreisstadt hinweisen. Ein Gymnasium ist ebenso nach ihm benannt wie eine Grundschule, was gut passt. Schließlich war Konrad Alexander Friedrich Duden, der am 3. Januar 1829 das Licht der Welt erblickte, doch selbst Lehrer an einem Gymnasium. Dabei befasste er sich immer wieder ausführlich mit der deutschen Sprache.
„Schreibe, wie man spricht“
Seine Regel lautete „Schreibe, wie man spricht“. Damit wollte er es den Menschen einfach machen und eine einheitliche Rechtschreibung bewirken. Denn in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts schrieb noch jeder so, wie er es für richtig hielt. Nicht nur in jedem Landstrich gab es andere Schreibweisen, auch in jeder Schule und jeder Zeitung wurden viele Wörter in höchst unterschiedlichen Versionen zu Papier gebracht.
1880 erschien es dann, das „Vollständige Orthographische Wörterbuch der deutschen Sprache“. Es war der Beginn einer einheitlichen Rechtschreibung. Doch Konrad Duden hatte die Rechnung ohne Otto von Bismarck gemacht. Denn der lehnte die gewünschte Reform kategorisch ab. Am Ende kam es anders als es der Reichskanzler wollte. 1901 wurden die Duden’schen Schreibweisen von der Rechtschreibkonferenz in Berlin besiegelt.
1902 erschien das erste verbindliche Wörterbuch
Die deutschen Kultusminister einigten sich auf eine einheitliche Rechtschreibung, auch die Schweiz und Österreich machten mit. 1902 erschien dann das erste verbindliche Wörterbuch der deutschen Sprache. Über viele Jahrzehnte stand das Nachschlagewerk, schlicht Duden genannt, auf nahezu jedem Schreibtisch, es wurde zum Bestseller. Mittlerweile haben die Internetsuchmaschinen ihm den Platz streitig gemacht. Ein paar Klicks und man hat die Schreibweise des gewünschten Worts.
Immer wieder wurde das dicke Buch aktualisiert, kamen neue, moderne Wörter hinzu. Es gab Änderungen und 1998 eine grundlegende Reform. 1880 hieß die Ernte noch Ärnte, Ägypten wurde Egypten geschrieben, und der Ozean enthielt ein „c“ statt ein „z“. In den diversen Auflagen ist auch ein Stück deutscher Geschichte zu erkennen. Der Reichstag und der Reichskanzler sind schon 1880 in der Schrift enthalten, 1934 gibt es dann gleich 54 Zusammensetzungen mit dem Begriff „Reich“.
Die Schifffahrt mit drei „f“ hintereinander
Längst sind auch englische Begriffe im Duden enthalten, weil sie einfach zum normalen Sprachgebrauch gehören. Konrad Duden selbst hätte wahrscheinlich gar nichts dagegen, war er doch am Gymnasium in Bad Hersfeld derjenige, der dort 1876 als Schulleiter den Englischunterricht einführte, für die damalige Zeit ein nahezu revolutionärer Schritt.
„Schreibe, wie man spricht“, sein Leitsatz kam auch bei der Reform vor 23 Jahren zur Anwendung. So wurde aus der französischen Variante Portemonnaie schlicht und einfach das Portmonee. Die Schifffahrt bietet tatsächlich drei „f“ hintereinander, bislang waren es immer zwei. Aber: Schreibe, wie man spricht. Und so wartet nun auch der Kompottteller mit drei „t“ auf. Und wer die italienische Schreibweise langer Nudeln - Spaghetti - nicht beherrscht, kann nun getrost Spagetti schreiben.
Stolz auf den Reformer
In Wesel ist man jedenfalls stolz auf den einstigen Hauslehrer, der zum Reformer wurde und 1911 mit 82 Jahren in Sonnenberg bei Wiesbaden starb. Es gibt den Konrad-Duden-Journalistenpreis, der gemeinsam mit dem Deutschen Journalistenverband in der Kreisstadt verliehen wird. Und einen Teil der Stadtinformation hat man mit Blättern aus dem Duden tapeziert - auch eine Form der Ehrerbietung...