Duisburg. Jörg Detmold ist ein Bücher-Narr - und hat für seine gesammelten Werke eine eigene Wohnung angemietet. Ein Besuch in seiner Privat-Bibliothek.

Es riecht holzig und ledern sowie nach Papier und Tinte und überall wo man hinsieht ragen aus den Regalen bunte oder einfarbige Bücherrücken hervor. In der kleinen Diele, im Arbeitszimmer, sogar im Bad sind sie bis unter die Decke gestapelt: Große und kleine, dicke und dünne sowie neue und ganz alte Bücher.

Ein besonderer Hingucker ist der kleinste Raum der 60 Quadratmeter Wohnung. Er ist gestaltet wie ein richtiges, kleines Bibliothekszimmer, mit einem eigens für diesen Raum angepassten Bücherregal. „Insgesamt besitze ich 22.000 Titel“, sagt Jörg Detmold, Gymnasiallehrer, der am Konrad-Duden-Gymnasium in Wesel Deutsch, Griechisch, Philosophie und Geschichte unterrichtet.

Wohnung in Duisburg nur für Bücher

Seit seiner eigenen Schulzeit sammelt Detmold bereits bewusst Bücher und hat vor ein paar Jahren eine eigene Wohnung in Duisburg, nur für seine gesammelten Werke, angemietet. „Irgendwann haben sie alle einfach nicht mehr in die Wohnung von meiner Frau und mir gepasst“, erzählt er lachend. All das, was er besitzt und sammelt, seien Werke, die „für mich eine Idealbibliothek haben muss“.

Detmold besitzt „vor allem philosophische Werke von der Antike bis heute, aus Spezialgebieten vor allem Mittelalter, Deutscher Idealismus und 20. Jahrhundert“. Aber auch Grammatiken und Literatur aller möglichen Sprachen und Fotografiesammlungen sowie Zeitschriften, wie „Saeculum. Zeistschrift für Universalgeschichte“, „Deutsche Zeitschrift für Philosophie“, „Zeitschrift für Ideengeschichte“ gehören zu seinem Fundus. Ergänzt wird seine kleine Bibliothek zudem noch von einer großen Notensammlung. „Die nimmt in unserer Hauptwohnung auch noch einmal gut 15 Quadratmeter ein“, schätzt er.

Duisburger kritisiert, dass viele Bücher weggeschmissen werden

Das älteste Werk, das er besitzt, sei der Codex Hammurapi, das älteste Gesetzbuch der Welt. Viele seiner Werke habe er in Anitquariaten entdeckt oder auf Büchertrödelmärkten erstanden. Dort habe er beispielsweise auch eine kritische Version der hebräischen Bibel erworben. „Eine Menge“ habe er aber auch geerbt und sogar schonmal im Altpapier wertvolle Bücher gefunden. „Menschen schmeißen Bücher weg, weil sie denken, dass alles sowieso digital und online viel schneller verfügbar ist“, ärgert sich der Bücherliebhaber.

Die Wertschätzung gedruckter, literarischer Werke gehe durch die Digitalisierung verloren. Diese helfe ihm jedoch seine Werke zu erfassen. In den vergangenen Jahren hat der studierte Informatiker ein eigenes Computersystem entwickelt, das, wie in einer Bibliothek, alle seine 22.000 Titel erfasst.

Die Welt durch Bücher besser verstehen können

Den Grund, warum er mit dem Büchersammeln angefangen hat, erklärt Detmold wie folgt: „Ich möchte das europäische Gedankengut erfassen und erhalten und ich möchte die Welt und ihre derzeitige Situation verstehen. Das kann ich aber nur in ihrer Vollkommenheit, wenn ich auch weiß, was vorher war, wie sie so geworden ist wie sie nun ist.“

Er wolle alles „ganz genau wissen“ und nicht einer derjenigen sein, die „nicht mehr lesen, sondern nur noch Phrasen zitieren, die sie aufgeschnappt haben“, die aber vollkommen aus ihrem Zusammenhang gerissen wurden. Um all diese Zusammenhänge auf der Welt zu verstehen, scheut sich Detmold auch nicht davor, Bücher in anderen Sprachen, wie Französisch, Englisch, Griechisch oder Latein, zu studieren. Um diese Sprachen, die er alle verstehen kann, nicht zu verlernen, liest er an jedem Wochentag ein Werk einer anderen Sprache - genug Auswahl habe er ja.

Was ihm für seine Sammlung noch fehlt, sei die Vervollständigung des internationalen Kommentars zum alten Testament. „Ich habe sieben Bände, es gibt aber insgesamt 50. Diese Sammlung will ich natürlich noch vervollständigen“, sagt Detmold.