Goch. Heinz van de Linde liest Geschichten in der Stadtbibliothek in Goch vor. Das Besondere: Er nutzt Requisiten, um den Inhalt zu veranschaulichen.

Eine Flasche Whiskey und eine Tasse Tee stehen auf dem Tisch. „The Bottle is important later on“, erklärt Heinz van de Linde die Szenerie. Heute steht Roald Dahls „Lamb to the Slaughter“ (Deutsch: Lammkeule) auf dem Programm.

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Der 81-Jährige aus Goch liest seit zehn Jahren in der Stadtbibliothek deutsche und englische Bücher vor - letztere liegen ihm als pensioniertem Englischlehrer besonders am Herzen. Anders als andere Vorleser, „spreche ich die Dialoge frei und versuche die Geschichte auswendig zu lernen und dann nachzuerzählen und selbst zu interpretieren“, erklärt er. Zur Unterstützung nutzt er oft Requisiten, die die das Inhaltliche veranschaulichen sollen - eben eine Whiskeyflasche, eine Teetasse oder aber manchmal auch eine Blume.

Lesepate aus Goch liest am liebsten auf Englisch vor

Er habe dieses theaterhafte Dialogsprechen schon während seiner aktiven Zeit als Lehrer, am Kardinal-von-Galen-Gymnasium in Kevelaer, für sich entdeckt. „Die Schule war für die ehrenamtliche Arbeit in der Stadtbibliothek ein tolles Trainingsfeld. Zudem mag ich selbst gerne Theater und habe auch damals schon immer meinen Schülern fremdsprachige Aufführungen empfohlen“, erklärt van de Linde, wie er auf die Idee des Vorlesens mit theaterhaften Elementen kam.

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Am liebsten lese er Kindern von der Grundschule bis zur siebten Klasse die Bücher von Judith Kerr „The Tiger Who Came to Tea” oder „Casper and the Rainbow Bird”, vor. Beim Vorlesen für Erwachsene präferiert er „alles von Hanns Dieter Hüsch, Heinrich Böll: Kurzgeschichten und ,Irisches Tagebuch’“.

Ehrenamt kann durch Corona-Pandemie nicht ausgeführt werden

Seit der Pandemie konnte van de Linde doch nicht mehr in der Stadtbibliothek seinem Ehrenamt nachgehen. „Das Vorlesen liegt seit einem Jahr brach. Ich leide sehr darunter“, gesteht der ehemalige Englischlehrer. Um „die Stimme nicht einrosten zu lassen und neue Stimmvariationen zu trainieren“, lese er seiner Frau jeden Abend vor dem Schlafengehen aus alten Tagebüchern vor.

Sie selbst ist ebenfalls Lesepatin in der Stadtbibliothek. „Wir führen dort sonst Lesungen für alle Altersklassen durch“, sagt van de Linde. Da dies momentan nicht möglich ist, verbringt der 81-Jährige seine Freizeit damit, selbst Bücher und Gedichte für Kinder, speziell für seine Enkelinnen Miriam und Hannah, zu schreiben. Wichtig seien ihm dabei auch immer, dass regionale Aspekte in seinen eigenen Texten vorkommen.

Gedicht mit lokalem Bezug zu Dinslaken

Er schreibt beispielsweise in einem Gedicht von der „Keilerei in Dinslaken“. Darin geht es um das Wildschwein, das sich im vergangenen Jahr in die Stadt Dinslaken verirrt und dort in einem Geschäft erheblichen Schaden angerichtet hatte (wir berichteten). „Das Schreiben war meine Corona-Beschäftigung und macht mir großen Spaß“, sagt er.

Sollten die Inzidenzwerte weiter sinken und die Corona-Lockerungen ausgeweitet werden, kann van de Linde seinem Publikum endlich auch seine eigenen, in Corona-Zeiten geschaffenen Gedichte und Geschichten, in Präsenz vorführen.

Roald Dahl - ein britischer Schriftsteller

Er schrieb Romane und Kurzgeschichten, denen schwarzer Humor zugrunde liegt und die oft überraschend enden. „Lamb to the Slaughter“ ist eine Kurzgeschichte über einen makaberen Kriminalfall aus dem Jahr 1953. Der Kinderbuchklassiker „Charlie und die Schokoladenfabrik“ stammt ebenfalls aus seiner Feder.