Kleve. . Zwölf öffentliche Büchereien am Niederrhein beteiligen sich an der „Onleihe“. Kleve und Goch sind auch dabei und haben bereits ein umfangreiches Angebot. Zusätzliche Kosten entstehen für die Ausleiher nicht
Nie mehr dicke Bücher nach Hause tragen. Nie mehr die Öffnungszeiten beachten. Nie mehr den Rückgabetermin verpassen. Möglich wird das durch ein im letzten Herbst eingeführtes Ausleihverfahren öffentlicher Bibliotheken, die sich in einem Verbund zusammengeschlossen haben und den Zugang zu elektronischen Büchern, Hörbüchern und Zeitungen anbieten. Dazu braucht es nur einen Leseausweis der Stadtbücherei und ein Passwort. Und natürlich einen Computer mit Internetzugang.
„Bei der Onleihe geht es nicht nur um Hörbücher,“ erklärt Jens Neumann, Leiter der Stadtbücherei Kleve. „Das breite Angebotsspektrum umfasst sowohl eBooks als auch die eAudios, dazu kommen ePapers und in geringem Umfang eVideos.“ Das papierlose Lesen macht ein Verbund von zwölf Bibliotheken am Niederrhein möglich, wobei die Onleihe keine niederrheinspezifische Angelegenheit ist. Deutschlandweit existieren zahlreiche Onleihemöglichkeiten im Bibliotheksverbund, in großen Städten sind es öffentliche Büchereien als Einzelanbieter.
8400 Titel sind schon verfügbar im Bestandskatalog
Dabei bedienen sich beide Formen der Ausleihplattform „divibib“ mit Sitz in Wiesbaden. Dieser Dienstleister organisiert das ganze Drumherum: Verhandlung mit den Verlagen, Bereitstellen des Servers, überhaupt das technische Know-how. Für diese innovativen Entwicklungen im Bibliothekswesen bekam die Stadtbücherei Kleve Fördermittel des Landes NRW. Der Themenbereich umfasst eine Kinder- und Jugendbibliothek, Schule & Lernen, Sachmedien & Ratgeber, Belletristik & Unterhaltung und Musik.
Wie funktioniert nun die Onleihe? Welche Voraussetzungen sind neben dem Computer (oder dem Tablet-PC und Smartphone) vonnöten? Man muss zunächst einmal als Benutzer in einer Stadtbücherei registriert sein. Die Anmeldung und Authentifizierung erfolgt über die Ausweisnummer der Stadtbücherei und einem Passwort (standardmäßig vorgegeben das Geburtsdatum des Users). Derzeit sind etwa achttausendvierhundert Titel im Bestandskatalog verfügbar. Stöbern und dann die ausgewählten Medien in den Warenkorb legen – so einfach geht Onleihe. Zur Kasse gebeten wird der Benutzer nicht, denn die Kosten sind bereits über die Jahresgebühr der Stadtbücherei beglichen.
5000 Ausleihen pro Monat
Im nächsten Schritt wird nach der Anmeldung die ausgewählte Datei auf den Computer heruntergeladen. Vierzehn Tage lang stehen eBooks und eAudios nun dem Leser zur Verfügung, eVideos sieben Tage und ePapers, also die Zeitungen, eine Stunde. Eine Rückgabe ist nicht erforderlich, da nach Ablauf der Lesefrist ein Zugriff auf die Datei nicht mehr möglich ist.
Ein harter Kern von Kunden der Klever Stadtbücherei benutzt bereits die Möglichkeiten des elektronischen Lesens. Etwa fünfhundert Ausleihen pro Monat kommen schnell zusammen. „Die Zahlen schwanken und sind ausbaufähig,“ sagt Jens Neumann, „denn mit den Medienausleihen kommen wir noch nicht an die Ausleihzahlen der klassischen physischen Medien heran.“ Aber auch hier wächst eine neue Generation von Lesern heran, die mit elektronischen Medien aufwächst und einen selbstverständlichen Umgang mit dieser Medienlandschaft pflegt. „Ich sehe die elektronische Ausleihe als zeitgemäße und nötige Ergänzung der traditionellen Bibliothek. Wir können dadurch für Zielgruppen attraktiv sein, die zu normalen Öffnungszeiten keinen Zugang haben,“ ist Jens Neumann von den Chancen der neuen Bibliotheksform überzeugt.