Am Niederrhein. Branchenverband erläuterte seine Flächenvorschläge beim Regionalverband Ruhr. Nachfrage nach Kies und Sand ist trotz Corona-Krise ungebrochen.
Im Streit um neue Abgrabungen am Niederrhein zeigt sich die Kiesbranche zuversichtlich. "Wir hatten zwei Gespräche mit dem Regionalverband Ruhr, die waren sehr konstruktiv", berichtete Raimo Benger, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Bau- und Rohstoffindustrie (Vero), an diesem Freitag (31. Juli 2020). Er hofft, dass im Frühjahr 2021 ein neuer Planungsentwurf vorliegt.
Bei Gesprächen in Februar und Mai habe man den Planern vom Regionalverband jene Alternativstandorte erläutert, die Vero im vergangenen Jahr zusammen mit der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer (IHK) präsentiert hatte. Diese Flächen würden nun geprüft. "Ich hoffe, dass beim RVR jetzt Kompromisse gefunden werden mit Standorten, die weniger konfliktträchtig sind und unseren Firmen zugleich genug Material bieten", erklärte Benger.
Noch kein Termin für nächste Abgrabungskonferenz
Vero hatte in der Vergangenheit kritisiert, dass die RVR-Planer bisher vorgesehene Standorte gar nicht mit der Branche abgestimmt hatten. Zum Teil gebe es dort gar keine ausreichenden, abbaufähigen Vorkommen; zum Teil seien unnötige Konflikte mit Anwohnern programmiert. Das gelte etwa fürs Wickrather Feld in Kamp-Lintfort und eine Fläche in Wesel-Obrighoven. Beide Areale sollten aus Sicht der Kies-Branche aus dem Regionalplan-Entwurf gestrichen werden.
Große Hoffnungen hingegen verbinden die Unternehmen mit dem ins Gespräch gebrachten Mündelheimer Rheinbogen in Duisburg, mit einer Pettenkaul-Erweiterung in Wesel, einer Fläche in Bislich-Vahnum in Wesel sowie Arealen in Neukirchen-Vluyn und Hünxe. "Diese Vorschläge werden derzeit beim RVR auf ihre Umsetzbarkeit geprüft", heißt es bei Vero. Für den "Spätherbst" dieses Jahres hatte der Regionalverband eine weitere Abgrabungskonferenz mit allen Beteiligten in Aussicht gestellt. Einen Termin gibt es bislang nicht.
Neun Werke am Niederrhein laufen in den nächsten fünf Jahren aus
Die Nachfrage nach den Rohstoffen Kies und Sand ist ungebrochen, trotz Corona-Krise wird kräftig weitergebaut. "Unsere Betriebe produzieren voll", berichtet Benger. Mit Blick auf das Wohnungsbauprogramm der Bundesregierung werde die Nachfrage sogar noch weiter zunehmen, sagt der Vero-Hauptgeschäftsführer voraus. In Nordrhein-Westfalen förderten 250 Sand- und Kieswerke im Jahr 2019 rund 55 Millionen Tonnen (Quarzsand mitgerechnet).
Besondere Bedeutung haben die Vorkommen an Niederrhein und Weser. "Ob die Unternehmen den zukünftigen Bedarf noch decken können, ist derzeit ungewiss“, warnt Vero-Hauptgeschäftsführer Benger. Neun der rund 30 Werke am Niederrhein laufen in den nächsten fünf Jahren aus. Dem gegenüber stehen derzeit nur zwei Flächen, die sich in einem laufenden Genehmigungsverfahren befinden. Laut Vero hängen am Niederrhein rund 16.000 Arbeitsplätze an der Kiesgewinnung.