Wesel. Die Geschäftsführer der Weseler Krankenhäuser berichteten im Stadtrat über die Folgen der Reform. Wie sie sich für die Zukunft aufgestellt sehen.
Wie geht es weiter mit den beiden Krankenhäusern in Wesel? Angesichts der bevorstehenden Krankenhausreform befindet sich die Kliniklandschaft vielerorts im Umbruch, dazu kommt die schwierige finanzielle Lage der Häuser. Mit der Aktion „Alarmstufe Rot“ machten auch die beiden Weseler Häuser darauf aufmerksam, dass die Kliniken finanziell besser ausgestattet werden müssen. Das Willibrord-Spital in Emmerich, das wie das Marien-Hospital zum Träger Pro Homine gehört, musste bereits Insolvenz anmelden. Das alles sorgt laut CDU in Wesel für Verunsicherung. Auf Antrag der Fraktion schilderten die Geschäftsführer der Pro Homine, Karl-Ferdinand von Fürstenberg, und des Evangelischen Krankenhauses, Heino ten Brink, dem Stadtrat ihre Situation. Die gute Nachricht: Keines der Krankenhäuser ist bedroht. „Wir müssen uns in der Stadt Wesel keine Sorgen machen“, sagte Heino ten Brink.
Das ist in umliegenden Städten durchaus anders, besonders in den Ballungszentren. Doch gerade der Standort außerhalb der großen Städte und das ausgedehnte Einzugsgebiet sind ein Grund dafür, dass die Lage in Wesel so gut ist, so Karl-Ferdinand von Fürstenberg. Veränderungen werde es aber dennoch geben, berichtete Heino ten Brink. So bringt die Reform mit sich, dass die Klinken neben der Grundversorgung Schwerpunkte anbieten. Das EVK will sich auf Wirbelsäulenchirurgie und neurologische Frührehabilitation spezialisieren, erklärte ten Brink. „Die endgültigen Bescheide vom Land erwarten wir Ende des Jahres“. Auf der anderen Seite werden aber operative Eingriffe bei Eierstockkrebs und Bauchspeicheldrüsenkrebs nicht mehr in Wesel, sondern in spezialisierten Zentren durchgeführt.
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Ten Brink sieht das Obrighovener Krankenhaus „stabil aufgestellt für die nächsten Jahre“ und investitionsfähig. Erst kürzlich hat das EVK einen umfangreichen Umbau der Stationen angekündigt. Dennoch seien die Häuser in bestimmten Bereichen unterfinanziert, räumte der Geschäftsführer ein: Die Tarifsteigerungen fürs Personal bekommen sie nicht vollständig refinanziert.
Diese Schwerpunkte hat das Marien-Hospital Wesel
Karl-Ferdinand von Fürstenberg stellte angesichts der Reform für das Marien-Hospital fest: „Wir sind glimpflich davongekommen. Wir werden nicht ganze Abteilungen verlieren.“ Er sieht sein Haus ebenfalls gut aufgestellt, gleichwohl sprach auch er von einer wirtschaftlichen Herausforderung. Das Marien-Hospital wird sich in der Orthopädie auf die Endoprothetik (künstliche Gelenke) fokussieren und den Bereich ausbauen. Lange gekämpft hat das Marien-Hospital um die Frühgeborenen-Versorgung: Das Zentrum Level 2 (für Früh- und Neugeborene ab der 29. Schwangerschaftswoche bzw. 1.250 Gramm Geburtsgewicht) bleibt erhalten. Das sei wichtig, um „die Fläche Richtung Norden, Nordosten und Nordwesten zu bedienen, weil viele Perinatalzentren im Umkreis nicht mehr für die Versorgung vorgesehen sind“, so von Fürstenberg. In der Kinder- und Jugendpsychiatrie soll die Tagesklinik ausgebaut werden, um den steigenden Bedarf zu decken.
Krankenhäuser in Wesel: Politik will helfen
Auf die Frage von Michael Oelkers (FDP), wie lange die Häuser die angesprochene Unterfinanzierung aushalten können, verwiesen die Geschäftsführer auf Entwicklungen: Der Bund habe verstanden, dass sich bei der Finanzierung etwas ändern müsse. 60 Prozent der Finanzierung werde künftig über das Vorhalten von Leistungen gesichert und nicht mehr über Fallpauschalen. „Wir stehen nicht das erste Mal vor Herausforderungen und werden gute Wege finden“, so ten Brink.
Beim Fachkräftemangel in der Pflege sehen sich die Krankenhäuser den gleichen Problemen ausgesetzt wie andere Branchen. Durch zusätzliche Ausbildungsplätze und die Einstellung ausländischer Pflegekräfte steuern die Häuser gegen. Die Ratsfraktionen sicherten den Krankenhäusern Unterstützung zu: „Da, wo wir helfen können, werden wir das tun“, versprach Jürgen Linz (CDU), ganz ähnlich äußerte sich Ludger Hovest (SPD).