Wesel. Die Mehrheit des Weseler Stadtrates ist gegen den Plan von Kai Meesters. Händler kritisierten die Verlegung des Marktes, Kompromisse scheiterten.

Dass man zu einem Kompromiss kommen will, hatten alle Beteiligten zu Beginn der Ratssitzung in Wesel am Dienstagabend versichert. Denn darin waren sich alle einig: Grundsätzlich ist die Idee des Veranstalters Kai Meesters, ein mehrtägiges Wein-, Food- und Musikfestival in der Stadt zu etablieren, gut. Allerdings nicht an einem Samstag, denn dann gehört der Große Markt den Händlern – und die sehen in einer Verlegung den Anfang vom Ende des Wochenmarktes. Im Laufe der Diskussion um das für Juni 2025 angedachte Großevent am Dom zeigte sich: Die Interessen sind unvereinbar, sogar von Drohungen gegen Fraktionsmitglieder war die Rede. In geheimer Abstimmung setzten sich schließlich die Kritiker durch. Mit 30 Nein- und 18 Ja-Stimmen lehnte die Politik den Plan ab.

Zuvor hatte Kai Meesters seine Idee vorgestellt und davon gesprochen, dass das Festival eine gute Möglichkeit für die Stadt sei, sich zu repräsentieren – und zwar auf dem schönsten Platz in Wesel. Der Veranstalter nutzt den Großen Markt bereits für das Domspringen, das viele Zuschauer anlockt. Seine neue Idee ist eine Mischung aus Weinfest, Schlemmermeile und Musikfestival. „Hochkarätige Winzer“ sollen sich an einem Juni-Wochenende präsentieren. Dazu könnte Live-Cooking mit bekannten Köchen wie Nelson Müller auf großes Interesse stoßen. Er habe durch seinen Beruf Kontakte, schilderte Meesters, zum Beispiel zu Günther Jauch, der bekanntlich familiäre Verbindungen nach Wesel hat und ebenfalls Winzer ist. Das ganze könnte durch Musikbands ergänzt werden, auch eine Beach-Area sei denkbar. Der Veranstalter betonte, er sei sehr an einer einvernehmlichen Lösung interessiert und bot an, die Marktbeschicker in das Konzept einzubeziehen.

Darum lehnen Weseler Markthändler das Festival ab

Doch die sind mit den Ideen des Veranstalters nicht einverstanden, wie der Sprecher der Markthändler, Axel Tepaß, darstellte. Zumindest nicht in dieser Form. „Wir haben nichts gegen das Format“, versicherte er. Das Problem der Markthändler ist der Termin: Ein Festival von Freitag bis Sonntag bedeutet eine Marktverlegung auf den Kornmarkt. Das ist für die Händler keine Option. Per Ratsbeschluss hat die Politik schon vor Jahren festgelegt, dass es nur eine Marktverlegung im Jahr geben soll, nämlich beim „Advent am Dom“. Der Wochenmarkt auf dem Großen Markt ziehe Kunden aus der gesamten Umgebung an, so Tepaß. Eine Verlegung bringe stets Einkommenseinbußen für die Händler mit sich. Sie sei aufgrund der Enge auf dem Kornmarkt großer Stress, bedeute unzufriedene oder gar ausbleibende Kunden und gefährde die Existenz des noch gut laufenden Marktes. „Der erste Schritt zur Abschaffung“, so Tepaß. Auch die Gastronomen auf dem Kornmarkt sind gegen eine Marktverlegung, ergänzte Bürgermeisterin Ulrike Westkamp. Denn ein Abbau der Außengastronomie auf der Fläche sei für sie aufwändig und teuer.

Weseler Politik ringt um Kompromiss für neues Festival am Dom

„Uns liegt der Markt am Herzen“, versicherte Jürgen Linz (CDU), dessen Fraktion aber auch Sympathien für die Idee von Kai Meesters hat. Es beklagte, dass es sogar Drohungen gegen Fraktionsmitglieder gegeben habe, die das Festival unterstützen. „Das ist schlechter Stil“. Linz schlug vor, das neue Format einmalig auszuprobieren und danach über die Zukunft zu entscheiden. „Das tragen wir nicht mit“, stellte Ludger Hovest (SPD) klar. Er warf Kai Meesters vor, etwas erzwingen zu wollen. Hovest stellte eine andere Idee vor: Das Festival könnte an einem der langen Wochenenden mit einem Feiertag am Donnerstag stattfinden, und zwar von mittwochs bis freitags. „Dann wären wir schlauer für 2026.“ Sollte ein Veranstalter den Großen Markt samstags nutzen dürfen, „hätten wir einen Sündenfall.“ Dann könnte man es auch anderen nicht verwehren. Auch Thomas Moll (WfW) warf Meesters mangelnde Kompromissbereitschaft vor und erteilte den Plänen in der vorliegenden Form eine Absage, weil sie zu Lasten einer Berufsgruppe gehen. Michael Oelkers (FDP) stimmte dem Vorschlag der CDU zu: „Wir müssen in Wesel mal etwas Neues wagen.“

Ein Festival von mittwochs bis freitags kann sich Mai Meesters indes nicht vorstellen: „Das ist organisatorisch unmöglich.“ Es würde auch weniger Gäste anziehen. Letztendlich ist das Format nach der Ablehnung für die Politik zumindest für das kommende Jahr gestorben. Sie würde es begrüßen, den Vorschlag an anderer Stelle noch einmal aufzugreifen, versicherte Ulrike Westkamp abschließend. Das könnte er sich grundsätzlich vorstellen, erklärte Kai Meesters im Gespräch mit der NRZ im Nachgang. „Schade, dass die Chance nicht gesehen wurde. Ich habe aber weiter Lust, etwas für die Stadt zu entwickeln.“