Wesel. Die Händler, die noch auf den Wochenmärkten stehen, wollen vor allem für ihre Kunden parat stehen. Aber es ist nicht einfach für die Verkäufer.
Samstagmorgen. Der Gang über den Weseler Wochenmarkt ist eigentlich immer ein Vergnügen. Aber bereits die beschwerlichen Zugangswege verlangen heute bei minus zehn Grad äußerste Achtsamkeit: überall Eis, festgetretener Schnee, gefrorener Matsch. Vor allem Textilhändler und Floristen haben sich für heute verständlicherweise frei genommen.
Am Eingang des Marktes hat aber wie immer Axel Tepaß seine Wagen abgestellt. Die Landfleischerei aus Rheinberg prägt seit vielen Jahren das Bild des Weseler Wochenmarktes. „Wir verzeichnen an solchen Tagen mit extremen Bedingungen etwa zwanzig Prozent weniger Kunden“, sagt der Firmenchef und ergänzt: „Wir lassen uns durch ein solches Wetter aber nicht einschüchtern.“ Und berichtet, wie er und seine Mitarbeiter sich schon frühzeitig auf die besonderen Umstände in dieser Woche vorbereitet haben.
2010 Schneeketten angeschafft
Bereits am letzten Sonntag, als der erste Schnee fiel, habe er mit dem Schneeräumen begonnen, wohl wissend, dass seine Fahrzeuge sonst das Betriebsgelände gar nicht mehr verlassen können. 2010 habe er sogar Schneeketten angeschafft, um für alle Fälle gerüstet zu sein. Ein immenser Aufwand, aber: „Wir fühlen uns absolut unseren Kunden verpflichtet“.
Auch Klaus-Dieter Raab aus Blumenkamp hat mit seiner Familie beträchtliche Mühen aufgewendet, um überhaupt seinen Marktstand einigermaßen winterfest zu machen. „Schon viel Arbeit, und das bei diesen eisigen Temperaturen“, sagt einer der Söhne. Mit luftgepolsterten Folienwänden ringsum haben sie einen Verkaufsraum geschaffen, in dem Obst und Gemüse gut geschützt ist. Dabei helfen auch zwei kleine Heizofen. In einem abseits abgestellten Lkw werden weitere Waren bei kontrollierter Innentemperatur zwischengelagert.
Winterliche Verhältnisse
Für Jenny Kaschel, Mitglied des Familienunternehmens Hermann van de Linde, sind die winterlichen Verhältnisse im Hinblick auf ihre Produkte kein Problem. „Kräuter und Gewürze sind unempfindlich gegen diese Kälte“, sagt sie. Größere Sorgen habe ihr die Anreise gemacht. Der tonnenschwere Anhänger erfordere bei zugefrorener Straße ein behutsames Fahren. Dass der Marktplatz schlecht vom Schnee geräumt sei, beklagt der frierende Verkäufer der Kriemhild-Mühle aus Xanten. Seine Kundschaft, so berichtet er, bestehe überwiegend aus älteren Menschen, die unter diesen Bedingungen den Gang zum Markt wohl nicht riskieren wollten. Er schätzt den Rückgang auf zwei Drittel des normalen Umfangs. Außerdem vermisst er den vorzüglichen Kaffee vom „Extrablatt.“
Wie innovativ und kundenorientiert mancher Marktbetreiber ist, beweist eindrucksvoll Helmut Koenen aus Emmerich. Der Blumenhändler, der sonst mit einem zehn Meter langen Anhänger auf dem Markt vertreten ist, hat sich einen Verkaufswagen gemietet, den er an einer Seite geöffnet hat. Im Innenraum steht seine kälteempfindliche Ware. Von einem Onlinehändler habe er sich rasch einen Heizpilz schicken lassen, mit dem er die Temperatur im Wagen auf ein bis zwei Grad erwärmt. „Das reicht,“ sagt er. Verdienen werde er heute allerdings nichts. „Wichtig ist, dass ich für meine Kunden da bin.“ Und das gilt wohl für alle Markthändler an diesem so eisigen Tag.