Wesel. Im Marien-Hospital steht der neue Gebetsraum wieder allen offen. Aus Platzgründen war er verlegt und nun neu eingerichtet worden.

Hell, geräumig und einladend – der neue Gebetsraum im Marien-Hospital ist fertig und offiziell eröffnet. Auf der Tür im zweiten Stock des Gebäudes B, unweit der Kantine, prangt in Großbuchstaben das Wort „Mescid“, also „kleine Moschee“. Einen muslimischen Gebetsraum gibt es in dem Weseler Krankenhaus bereits seit 2012, allerdings musste dieser wegen Platzgründen weichen und vorübergehend in einen kleinen, schwer zugänglichen Bereich unter dem Dach umziehen. „Diese baulich bedingte Übergangslösung war nicht zufriedenstellend“, sagt Karl-Ferdinand von Fürstenberg, Geschäftsführer des Marien-Hospitals.

Die Übergangslösung im Dachgeschoss war weder barrierefrei noch einfach zu finden. Deshalb wurde an einer besseren und sichtbareren Lösung im Interesse von muslimischen Patienten, Angehörigen sowie Mitarbeitenden des Marien-Hospitals gearbeitet. Bei der Einrichtung des Gebetsraumes wurde das Krankenhaus von Hasan Gördü, Mitglied der Gemeinde und CDU-Ratsmitglied aus Voerde, mit Rat und Tat unterstützt. Er war auch schon bei der Eröffnung des ersten muslimischen Gebetsraumes des Krankenhauses vor zwölf Jahren dabei. „Ich möchte mich im Namen der Gemeinde recht herzlich bei der Krankenhausleitung bedanken“, betonte er.

Religiösität in Ausnahmesituationen

„Ein Gebetsraum ist ein wichtiges Entscheidungskriterium bei der Wahl eines Krankenhauses“, erklärt Gördü die Wichtigkeit der Einrichtung. Vor der Wiedereröffnung hatten Muslime häufig zwischen den Betten gebetet oder Angehörige das Krankenhaus für die Dauer ihres Gebetes verlassen. Wie im Fall von Seyfullah Köse, der ebenfalls Vorsitzender der türkischen Gemeinde in Voerde ist. Als seine Mutter schwerkrank im Marien-Hospital lag, musste er ihre Seite verlassen, um beten zu können. Das soll in Zukunft nicht mehr passieren.

Der neue Gebetsraum des Krankenhauses ist größer, heller und vor allem barrierefrei erreichbar.
Der neue Gebetsraum des Krankenhauses ist größer, heller und vor allem barrierefrei erreichbar. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

„Uns ist wichtig, dass die Menschen ihre Religion auch in Ausnahmesituationen leben können“, betonte Pflegedirektorin Sylvia Guth-Winterink. „Dabei ist es natürlich wichtig, dass sich alle an die Vorgaben zur Nutzung des Raumes halten.“ Dazu gehört beispielsweise, dass der Teppich im Gebetsraum nicht mit Schuhen betreten werden darf. Die Möglichkeit zur rituellen Reinigung ist auch gegeben. Schräg gegenüber, auf der anderen Seite des Flures befindet sich ein Bad, in dem eigens zu diesem Zweck ein Fußwaschbecken installiert wurde.

700 muslimische Patienten im Jahr

Die Linienführung des Teppichs, der von einer Verlegefirma gespendet wurde, weist nach Mekka, die Richtung, in die gläubige Muslime fünfmal am Tag ihr Gebet sprechen. An der Wand des Gebetsraums sind die Kaaba, das größte Heiligtum des Islams, und das Glaubensbekenntnis aus dem Koran in arabischer Sprache abgebildet. Außerdem finden sich eine Schuhablage und eine Ausgabe des Korans sowie Bücher in Türkisch und Deutsch im neu eröffneten Gebetsraum.

Im Jahr 2023 haben etwa 700 Patientinnen und Patienten muslimischen Glaubens das Marien-Hospital besucht. Dazu kommen eine Vielzahl von Angehörigen und mehr als 100 muslimische Mitglieder der Krankenhausbelegschaft, in der Menschen aus 48 Nationen tätig sind. Der Raum im zweiten Stock steht dabei allen offen – rund um die Uhr und unabhängig von der persönlichen Glaubensrichtung. Der Gebetsraum soll, wie Sylvia Guth-Winterink sagt, allen als Ruhe- und Rückzugsort zur Verfügung stehen. Dass er auch im Sinne der Mitarbeiter gestaltet wurde, sei vor allem auch Seyma Ince zu verdanken, die für die Pflegeentwicklung im Marien-Hospital zuständig ist. Aber auch die externe Sicht wie die von Seyfullah Köse und Hasan Gördü war bei der Planung wertvoll.

„Uns ist wichtig, dass die Menschen ihre Religion auch in Ausnahmesituationen leben können.“

Sylvia Guth-Winterink

Die Einrichtung des Gebetsraumes unterstreicht das Leitbild der Pro Homine, in dem es heißt: „Im Zentrum unseres Auftrages und unserer Arbeit steht der Mensch – als Patient oder Bewohner, als Bezugsperson oder Besucher, als Mitarbeitende oder Dienstleister, die in unseren Einrichtungen tätig werden. Ihm wenden wir uns in einer christlichen Grundhaltung zu. Wir achten die Würde und Einzigartigkeit jedes Einzelnen und pflegen einen respektvollen und toleranten Umgang miteinander. Das gilt unabhängig von Religion, Alter, Geschlecht, Nationalität oder gesellschaftlichem Ansehen.“