Wesel. Das Marien-Hospital setzt auf medizinische Innovation und nutzt neue Behandlungsmöglichkeiten in der roboterassistierten Chirurgie.

Es wurde in Kalifornien entwickelt, basiert auf fast drei Jahrzehnten Erfahrung und sorgt dank hochmoderner Kamera und optimierter Lichttechnik für ein naturgetreues und zehnfach vergrößertes 3D-Bild des Operationsfeldes. Seit Jahresbeginn 2024 ist ein Da-Vinci-Operationssystem im Marien-Hospital in Wesel im Einsatz. Der Da-Vinci-Roboter ermöglicht ein breites Spektrum von komplexen, minimalinvasiven Eingriffen mit kleinen Hautschnitten. Von dieser präzisen Technik profitieren Patienten durch geringere Komplikationsraten, kürzere Genesungszeit und eine reduzierte Narbenbildung.

Großes Patienten-Interesse in Wesel

Im Marien-Hospital arbeiten die Operateure des Niederrheinischen Zentrums für Tumorerkrankungen, das als onkologisches Zentrum von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert ist, mit dem neuen Operationssystem. Beteiligt sind die drei Kliniken für Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirurgie, für Gynäkologie und für Urologie. „Wir freuen uns, unsere Patienten jetzt mit dieser modernen Medizintechnik behandeln zu können“, sagt Krankenhausdirektor Jürgen Gerhorst. „Das Interesse unserer Patientinnen und Patienten daran ist groß und nimmt stetig zu.“

Die Operateure durchliefen zusammen mit dem gesamten OP-Team einen Trainingsplan, sodass die Einführung der komplexen Technik reibungslos verlief. „In Anlehnung an die Piloten-Ausbildung erfolgt erst ein umfassendes Simulatortraining, dann folgen Hospitationen in anderen Kliniken und die ersten Operationen an Organmodellen, ehe man nach einer abschließenden Prüfung die erste OP selbst vornimmt“, beschreibt Dr. Marc Bludau, Chefarzt der Viszeralchirurgie, die Ausbildung. Dr. Bludau ist bereits seit 2017 zertifizierter Da-Vinci-Roboterchirurg.

Insbesondere Operationen in kleinen Operationsfeldern werden hochpräzise ausgeführt. Tumore im kleinen Becken, zum Beispiel des Enddarmkrebses, der Prostata und der gynäkologischen Organe können exakter und nervenschonender operiert werden. Dies hat entscheidende Auswirkungen auf den Therapieverlauf der Krebserkrankung sowie die Erhaltung der Kontinenz und Lebensqualität des Patienten.

„Es operiert immer der Arzt. Der Roboter ist sein Assistent und macht nichts allein.“

Dr. Stephan Böhmer, Chefarzt der Gynäkologie

Die vier Arme des Roboters lassen sich um 360 Grad schwenken und mit modernsten abwinkelbaren Instrumenten bestücken. Dazu gehören Scheren, Pinzetten, Nadelhalter, Fasszangen, Klammernahtgerät, Clips oder Geräte zur Blutstillung. Ein Arm führt die Kamera, dessen zehnfach vergrößertes dreidimensionales Bild auf die Konsole des Operateurs wie in einem Mikroskop dargestellt wird.

„Der Roboter ist sein Assistent und macht nichts allein“

Von diesem „Pilotensitz“ aus hat der Operateur die vollständige Kontrolle über die Gelenkinstrumente an allen Armen und kann ferngesteuert die Einstellungen des Roboters jederzeit anpassen und so jeden Patienten millimetergenau und „maßgeschneidert“ operieren – präzise, sicher und effizient. „So genau wie der Roboter kann kein Mensch die Instrumente halten und bedienen“, sagt Dr. Patrick Follmann, Chefarzt der Urologie. Dabei betont Prof. Dr. Stephan Böhmer, Chefarzt der Gynäkologie: „Es operiert immer der Arzt. Der Roboter ist sein Assistent und macht nichts allein.“

Die Operationen mit dem Da-Vinci-Roboter werden den Patientinnen und Patienten in den Spezialsprechstunden der chirurgischen Kliniken genau erklärt. „Bisher hat jeder die Empfehlung eines roboter-assistierten Eingriffs angenommen“, sagt Dr. Marc Bludau und spricht damit auch für seine Kollegen.