Wesel. Die Sparkasse schließt ihren Geldautomaten in Wesel-Ginderich. Seniorenvertreter sind entsetzt über diese Entscheidung. Nispa hat einen Grund.
In dem kleinen Weseler Wallfahrtsort Ginderich geht Ende April eine Ära zu Ende: Die Niederrheinische Sparkasse Rhein-Lippe (Nispa) gibt nach ihrer dortigen Geschäftsstelle nun auch den letzten Geld- und Überweisungsautomaten in dem Dorf auf.
Diese Nachricht habe auch innerhalb des CDU-Ortsverbandes Ginderich eine „große Betroffenheit“ ausgelöst, berichten Ortsverbands-Vorsitzender Jan Kerski und Ratsherr Christoph Lohmann. Vor allem für ältere Mitbürger sei das ein „Manko“, ergänzt Lohmann, denn das Ziehen von Kontoauszügen und Tätigen von Überweisungen wird ab Mai nicht mehr wie bisher an der Schwanenhofstraße möglich sein, wo bisher in dem Eingangsbereich der ehemaligen Sparkassenfiliale noch der Automat steht.
Der Vorstandsvorsitzende der Nispa, Friedrich-Wilhelm Häfemeier begründet die Schließung so: „Wir haben über 80 Bankautomaten in unserem Verbreitungsgebiet und müssen immer im Blick halten, wie die entsprechende Nutzung ist, wie die Risikolage einzuschätzen ist und welche Alternativen es vor Ort gibt.“ In dem speziellen Fall in Ginderich sei „die Gefährdungslage recht groß“ so der Bank-Sprecher.
Sparkasse in Wesel sieht „Gefahrenlage“ als einen Grund
Wie berichtet, sorgen sich vor allem Anwohner in Gebäuden mit Geldautomaten vor Automatensprengungen. Laut Häfemeier sei man aber im Austausch mit den Menschen vor Ort und suche nach Lösungsansätzen, um die Bargeldversorgung sicherzustellen.
„Dies ist für die dörfliche Struktur ein schwerer Schlag“, urteilen die Christdemokraten. Auch wenn das bargeldlose Bezahlen bei Jüngeren schon weit verbreitet sei, müsse man doch an alle Gruppen der Gesellschaft denken. „Gerade Senioren und Menschen mit Einschränkungen sind auch in Ginderich auf diese Angebote der Nispa angewiesen. Diese Schließung bedeutet für viele Menschen starke Einschnitte“, so Kerski und Lohmann.
VDK sieht Banken in der Pflicht
Noch deutlich drastischer formuliert es Hermann Dobe, Vorsitzender des VDK Wesel-Mitte: „Das ist eine Unverschämtheit! Anstatt sich irgendwelche Paläste zu bauen, sollte man auch an die Gruppe der Kunden über 70 Jahren denken, die durch solch eine Maßnahme ausgegrenzt werden. Die Senioren sind doch teilweise völlig hilflos.“
Der VDK-Sprecher erinnert daran, dass viele seiner Mitglieder am liebsten persönlichen Kontakt zu Bankmitarbeitern hätten, den Bankautomaten aber für Überweisungen nun extrem vermissen werden. „Online-Banking können viele einfach nicht“, erklärt Dobe. Er sieht die Sparkasse als „öffentliches Institut“ grundsätzlich in der Pflicht, in der Fläche - also auch in Dörfern wie Ginderich - weiterhin vertreten zu sein.
Ähnlich wertet es sein Kollege vom VDK-Ortverband Hünxe-Drevenack, Bernhard Winterboer: „Seit ein paar Monaten ist die Sparkassenfiliale bei uns im Ort dicht. Jetzt hoffen wir, dass uns wenigstens der Bankautomat bleibt.“ Mal eben auf Online-Banking umzusteigen, gehe bei vielen älteren Menschen nicht so einfach“, ist sich der 77-Jährige sicher: „Die Hälfte unserer 180 Mitglieder wäre dazu vermutlich nicht in der Lage.“ Auch der VDK-Landesverband hätte sich dieser Thematik bereits angenommen und würde versuchen, auf die Geldinstitute einzuwirken, ihr Angebot aufrechtzuerhalten.
Ein Stück Lebensqualität geht verloren
Alltägliche Geldgeschäfte selbstständig zu erledigen, sei „ein großes Stück Lebensqualität“, wertet auch die CDU Ginderich. „Dieses fällt weg, weil der nächste Automat in Büderich nur mit Hilfe beziehungsweise Unterstützung anderer erreichbar ist.“ Doch wie könnte eine Lösung für Ginderich aussehen? Der Vorstandsvorsitzende der Nispa, Friedrich-Wilhelm Häfemeier, hat nun angeboten, demnächst nach Ginderich zu kommen und dies zu besprechen.
Zum einen möchte er dann die Hintergründe der Bankautomaten-Schließung erläutern sowie Alternativen und weitere Angebote der Nispa aufzeigen, die den Wegfall des Geld- und Überweisungsautomaten etwas kompensieren können, so der CDU-Ortsverband, der deshalb alle Gindericher am Montag, 11. April, ab 16 Uhr in die Dorfschule Ginderich zu diesem Austausch einlädt.
Geldabheben beim Edeka-Einkauf möglich
Immerhin gibt es einen kleinen Lichtblick in dem Wallfahrtsort: Denn bei Edeka Janssen in der Marienstraße kann man zu den Öffnungszeiten Geld abheben – bis zu 200 Euro. „Das geht allerdings nur in Verbindung mit einem Einkauf“, erläutert Inhaberin Sabine Christians. Dabei sei es vollkommen egal, was der Kunde erwirbt: „Das kann auch ein Überraschungsei oder ein Kinderriegel sein. Ich denke, dass das Geldabheben bei uns ab April vermehrt genutzt wird, wenn es keinen Bankautomaten mehr im Ort gibt.“