Wesel/Hamminkeln/Hünxe/Schermbeck. Immer wieder werden Geldautomaten gesprengt, dabei auch Häuser beschädigt. Weseler Sparkassen-Chef fordert bessere grenzübergreifende Verfolgung.

In der Nacht zu Mittwoch passierte es wieder, diesmal in Duisburg: Unbekannte sprengten den Geldautomaten einer Bank mit so einer Wucht, dass Bewohner der darüberliegenden Wohnungen evakuiert werden mussten – aus Sorge um die Statik des Hauses. Etwas Ähnliches geschah am 14. Januar in der SB-Filiale der Niederrheinischen Sparkasse im Dinslakener Ledigenheim. Davor schlugen die Täter in Büderich zu. Die zahlreichen Automaten-Sprengungen bereiten inzwischen nicht nur den Geldinstituten, sondern auch den Anwohnern Sorgen.

In Ratingen klagt eine Hausgemeinschaft derzeit sogar gegen eine Bank: Sie fordern die Demontage eines Automaten im Haus, die Menschen haben Angst um ihre Sicherheit. Auch die hiesigen Geldinstitute wissen um die Gefahr. „Wir können die Ängste nachvollziehen und nehmen das Thema sehr ernst“, versichert Andreas Blach, stellvertretender Bereichsleiter bei der Volksbank Rhein-Lippe. Von den 27 Geldautomaten der Volksbank befinden sich einige in Wohnhäusern. „Wir haben in Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen.“ Besonders im Fokus stehen dabei die Standorte unter oder in der Nähe von Wohnungen.

Gesprengter Automat in Büderich wird wohl nicht wieder aufgebaut

Zuletzt war 2016 in Mehrhoog ein Geldautomat der Volksbank gesprengt worden, damals entstand in der Filiale ein großer Sachschaden, auch wenn der Automat stand hielt. Da die Ganoven meist mitten in der Nacht zuschlagen, ist die Volksbank bereits vor längerer Zeit dazu übergangen, die Zugänge zu den Automaten zwischen 24 und 5 Uhr zu schließen. Das Automatennetz auszudünnen, sei nicht die Lösung, meint Blach: „Wir wollen den Kunden die Dienstleistung ja so weit wie möglich weiter bieten.“ Das Thema Sicherheit der Geldautomaten werde aber ständig beobachtet. „Wir ergreifen alle Maßnahmen, die möglich sind.“ Welche das sind, darüber möchte die Bank nicht öffentlich sprechen.

Die Niederrheinische Sparkasse hat das Thema ebenfalls auf dem Schirm. Nicht nur in Lohberg, auch in Büderich an der Bäckerei Dams flog vor einiger Zeit der Geldautomat in die Luft – zum vierten Mal. Er steht zum Glück außerhalb eines Gebäudes. Dass er noch einmal wieder aufgebaut wird, ist „sehr unwahrscheinlich“, sagt der Vorstandsvorsitzende Friedrich-Wilhelm Häfemeier. Schließlich sind in der Nähe gefährdete Betriebe wie die Tankstelle. Die Trümmer flogen bis dorthin. Und die Filiale in Büderich sei nur wenige Hundert Meter entfernt.

Sparkassen-Chef fordert länderübergreifende Verfolgung

Das Netz der rund 40 Geldautomaten steht laut Häfemeier derzeit ohnehin auf dem Prüfstand – unabhängig von den Sprengungen geht es dabei um die Kundenfrequenz. Auch über den Standort des SB-Center im Lohberger Ledigenheim denke die Nispa nach. „Wir werden den Stadtteil aber nicht aufgeben.“ Eine völlige Sicherheit für die Geldautomaten könnten die Geldinstitute trotz aller Maßnahmen – die auch die Nispa immer wieder verschärft – nicht garantieren, so Häfemeier.

Er sieht hier vor allem die Sicherheitsbehörden in der Pflicht: „Ich habe kein Verständnis dafür, dass es keine vernünftige länderübergreifende Fahndung gibt.“ Auch eine nächtliche Schließung der Zugänge würde aus seiner Sicht nicht abschrecken: „Die werden es trotzdem versuchen.“ Sämtliche Sicherheitsvorkehrungen provozierten nur noch stärkere Gegenmaßnahmen, ist er überzeugt. „Man muss an der Ursache anfassen.“ Und das ist die grenzüberschreitende Verfolgung der – in den meisten Fällen – organisierte Tätergruppen, die aus den Niederlanden einreisen und nach der Tat über die nächste Autobahn wieder verschwinden.

>> Das sagen Anwohner

Im Erdgeschoss der Santander-Bank an der Friedrichstraße 2-4 steht ein Geldautomat, direkt darüber wohnen in dem Mehrfamilienhaus mehrere Parteien. Eine Bewohnerin dort ist Sona Tonka, die erklärt, sie habe keine Angst: „Da kommt ja sowieso keiner rein“, sagt sie und zeigt auf die Eingangstür zu der Bankfiliale. Doch auch sonst störe sie der Geldautomat dort nicht: „Ich wohne in dem Haus ja ganz oben, was soll mir da schon passieren?“ Dann fügt sie noch hinzu: „Natürlich gibt es Sprengungen von Geldautomaten. Aber doch nicht hier in Wesel!“

Eine 44-jährige Mitbewohnerin sieht das schon etwas kritischer: „Ich wohne noch nicht so lange hier und habe mich mit diesem Thema eigentlich noch nicht konkret befasst. Aber die Überlegung, die Geldautomaten aus Gebäuden zu entfernen, in denen auch Menschen wohnen, ist sicher sinnvoll.“ (jok)