Wesel. Der Bedarf nach Förderung bei Schülerinnen und Schülern steigt in der Corona-Krise. Weseler Schulen gehen dabei unterschiedliche Wege.
„Der Bedarf an Nachhilfe ist deutlich angestiegen“, sagt Heike Böken-Heinemann, die Schulleiterin der Weseler Konrad-Duden Realschule (KDR). Im Durchschnitt würden drei bis vier Mädchen und Jungen jeder Klasse zusätzliche Förderung über die Schule erfahren. Im Rahmen des geförderten Aktionsprogrammes „Aufholen nach Corona“ kooperiert die Konrad-Duden-Realschule Wesel mit dem Nachhilfe-Institut Skill 42 in Rees. Neunt- und Zehntklässler bekommen in der Schule die Möglichkeit, kostenlos an der Nachhilfe in den Fächern Mathematik und Deutsch teilzunehmen.
Rund 50 Schüler nehmen daran teil: „Das ist eine sehr große Nachfrage“, hebt die Instituts-Leiterin Elke Koschinsky hervor: „Ich finde es gut, dass es diese Angebot kostenlos für die Schüler gibt. So werden nicht nur die gefördert, die es sich leisten können.“
Schulleiterin Böken-Heinemann sagt: „Für die Jahrgangsstufen fünf bis acht haben wir eine zusätzliche Aushilfskraft für eine separate Förderung gewinnen können: Der Lehrer steht uns 28 Stunden in der Woche zur Verfügung für die Fächer Mathe, Deutsch und Englisch.“ Sie beobachtet, dass durch den vielen Unterrichtsausfall der vergangenen zwei Jahre vor allem in der Rechtschreibung vermehrt Defizite auftreten. Sie ist deshalb froh, dass an ihrer Schule die Förderungen angeboten werden: „Vor allem in den Klassen neun und zehn gibt es teils Ängste, weil in Kürze die zentralen Abschlussprüfungen anstehen.“
Nachhilfe in Wesel: 164 Schüler profitieren von der VHS
An der Gesamtschule Am Lauerhaas laufen seit vergangener Woche jeden Dienstagnachmittag gleich 17 Nachhilfe-Angebote in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule. Die VHS-Dozenten fahren dann nach Obrighoven, um Schüler aller Jahrgangsstufen der Sekundarstufe I (also die Klassen fünf bis zehn) zeitgleich zweimal 45 Minuten zu unterrichten: Neben sechs Kursen in Mathematik gibt es jeweils fünf Angebote in Deutsch und Englisch und auch einen Französisch-Kurs.
Von dieser Kooperation profitieren insgesamt 164 Schülerinnen und Schüler bis Ende Februar im Rahmen des Förderprogramms „Ankommen und Aufholen“. „Das hat es in dieser Form in Wesel noch nicht gegeben“, freut sich Sebastian Eumann, der Didaktische Leiter der Gesamtschule. Bereits im November wurden im Rahmen des Elternsprechtages die Bedarfe abgefragt. Vor allem in den Hauptfächern gebe es Förderbedarf. Von manchen Lehramts-Anwärtern würde zudem in Randstunden „Ad-hoc-Nachhilfe“ angeboten, wenn der Wunsch danach bestehe. Auch vor dem Abi wird es für die Oberstufenschüler in den kommenden Monaten zusätzliche Hilfsangebote geben.
Angebot „Schüler helfen Schülern“
„Insgesamt hat der Bedarf an Nachhilfe zugenommen“, hat auch Lehrer Eumann beobachtet. Die Schule hilft dabei: Manchmal werden Lehrerinnen oder Lehrer um die Vermittlung einer Nachhilfe in einem oder mehreren Fächern gebeten. Auf der anderen Seite möchten Schülerinnen oder Schüler gerne Nachhilfe erteilen, kennen aber niemanden, der sie benötigt.
Am Lauerhaas werden deshalb alle Nachhilfen von Klasse fünf bis zur Jahrgangsstufe Q 2 zentral durch eine Lehrerin vermittelt, damit möglichst viele Kontakte zwischen anbietenden und suchenden Schülerinnen und Schülern hergestellt werden können. Alle weiteren Absprachen über Inhalte, Preis und Ort der Nachhilfe treffen die beiden Partner dann untereinander.
Ida-Noddack-Gesamtschule: Zusammenarbeit mit dem Internationalen Bund
Petra Haße-Schneider, die Schulleiterin der Weseler Ida-Noddack-Gesamtschule setzt bei der Förderung der Schüler bezüglich der Lernlücken durch Corona auf drei Säulen: Zum Einen gibt es die individuelle Unterstützung durch Lehrer und Pädagogen in der Schule, unter anderem durch zwei Extrastunden in den Hauptfächern Mathe, Englisch und Deutsch. Darüber hinaus wurde dank des Programms „Aufholen nach Corona“ zusätzliches Personal eingestellt – eine Pädagogin gibt acht Stunden pro Woche Nachhilfe.
Ebenfalls aus dem Fördertopf finanziert wird die Kooperation mit dem Internationalen Bund, durch den in den Herbstferien rund 30 Schüler von einem Lernangebot in den Ferien profitieren konnten. Diese Förderung soll es auch in den Osterferien erneut geben. Weitere außerschulische Bildungsträger haben sich mit Nachhilfe-Angeboten an die Schule gewendet. „Darüber hinaus sind wir dabei, ein schulinternes Konzept zu entwickeln, mit dem Lernlücken langfristig behoben werden können“, ergänzt Haße-Schneider, die davon ausgeht, dass die Defizite durch Corona ihre Schule noch lange beschäftigen wird.
Auch die Schülerhilfe Wesel bestätigt: „Momentan verzeichnen wir eine sehr hohe Nachfrage. Gerade jetzt zur Vergabe der Zwischenzeugnisse steigt die Nachfrage nach Nachhilfe. Auch die Abiturvorbereitung ist derzeit sehr gefragt. Daher raten wir Eltern, sich frühzeitig einen Nachhilfeplatz zu sichern.“