Oberhausen. Selbst erfahrene Wahlkämpfer haben so etwas in Oberhausen noch nicht erlebt: Mitten in der Nacht lebten Polit-Vandalen ihre Zerstörungswut aus.

Natürlich gab es schon früher die einen oder anderen, die ein Wahlplakat heruntergerissen oder mit dämlichen Schnurrbärten beschmiert haben. Doch eine solch aggressive Aktion wie am vergangenen Wochenende im feinen Oberhausen-Königshardt geschehen, haben die erfahrenen Wahlkämpfer der hiesigen Christdemokraten noch nicht erlebt.

Ausgerechnet im Stadtteil mit der höchsten Wohlhabenden-Dichte von Oberhausen zogen in der Nacht Polit-Vandalen durch die Straßen: Sie rissen auf der Hartmannstraße und auf dem Buchenweg nicht nur 30 der kleinen Plakate an den Laternenmasten herunter, sondern zerstörten auch das Porträtbild des CDU-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz auf zwei der großen Wesselmann-Plakate im Format vier Meter mal 2,50 Meter.

Oberhausener Zerstörungswelle von Wahlplakaten sind kein Einzelfall in Deutschland

„Ich bin entsetzt, das ist unmöglich, das ist feige. In einer Demokratie kann man natürlich völlig anderer Meinung sein, aber solche Beschädigungen haben nichts mit einer politischen Auseinandersetzung zu tun“, sagt die CDU-Direktkandidatin für den Wahlkreis Oberhausen, Simone-Tatjana Stehr, am Rande des Jahresempfangs von Oberbürgermeister Daniel Schranz.

Oberhausen ist kein Einzelfall, in ihrem bundesweiten Chat tauschen sich Kreisgeschäftsführer der Christdemokraten darüber aus, wie sehr diesmal eine Zerstörungswelle gegen Wahlplakate durch Deutschland läuft - dokumentiert mit Aufnahmen vor Ort. Der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen hatte kürzlich über den zugenommenen Vandalismus im Wahlkampf geklagt. „Das Zerstören von Wahlplakaten ist kein Kinderstreich. Auch in Essen erleben wir schon jetzt eine zunehmend aufgeheizte Stimmung im Wahlkampf. Das drückt sich in den sozialen Medien aus, aber auch im Straßenbild.“ 

Die Oberhausener Direktkandidatin der CDU, Simone-Tatjana Stehr, zeigt sich entsetzt über die Zerstörungswelle in Königshardt: „Das ist unmöglich, das ist feige.“
Die Oberhausener Direktkandidatin der CDU, Simone-Tatjana Stehr, zeigt sich entsetzt über die Zerstörungswelle in Königshardt: „Das ist unmöglich, das ist feige.“ © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Die derzeitigen Zerstörungen von Wahlplakaten unterscheiden sich durchaus von früheren Wahlkämpfen. „Wir hatten hier in Oberhausen Beschädigungen von Plakaten aller Parteien höchstens mal an der Mülheimer Straße, von der Turbinenhalle bis zum Technologiezentrum Umwelt, wenn Besoffene nachts da mal randalierten“, berichtet der Oberhausener CDU-Geschäftsführer und Wahlkampfmanager Christian Benter.

CDU stellt im Gegensatz zu den Linken keine Anzeige bei der Polizei

Diesmal aber scheint es eine politisch motivierte Zerstörung zu sein: Die Plakate hingen kaum einen Tag, als nachts wie in einer konzertierten Aktion ausschließlich CDU-Plakate von den Laternen in Königshardt heruntergerissen wurden, andere Plakate blieben hängen. Trotzdem will die CDU Oberhausen keine Strafanzeige gegen Unbekannt stellen. Der für Oberhausen zuständige Staatsschutz der Essener Polizei hat in solchen Fällen nach Angaben der CDU von Anzeigen abgeraten - zu viel unnötige Bürokratie. Die Verfahren würden meist ohnehin eingestellt, da die Täter nicht gefunden werden könnten.

Die Oberhausener Linken haben dagegen Anzeige erstattet: Aufkleber mit fremdenfeindlichen Parolen von Neonazis wurden nachts auf ihre Parteizentrale und auf Linken-Wahlplakate geklebt. Zudem wurden Plakate an der Mülheimer Straße zerstört.

Beschmiertes SPD-Plakat am Friedensplatz in Alt-Oberhausen.
Beschmiertes SPD-Plakat am Friedensplatz in Alt-Oberhausen. © WAZ Oberhausen | Dominik Loth

Bei der Oberhausener SPD ist Spaziergängern bisher nur das große Plakat mit Bundeskanzler Olaf Scholz auf einer Wesselmann-Tafel am Friedensplatz in der Innenstadt aufgefallen: Es wurde ekelhaft beschmiert, zwei Ecken sind abgerissen.

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