Oberhausen. An 19 Adressen überall in Oberhausen öffnen am 16. November Künstlerinnen und Künstler ihre Ateliers und bieten Programm rund um die Kunst.

Während dreier dunkler Jahre blieben die Lichter aus und die Ateliers der Oberhausener Kreativen für die Öffentlichkeit geschlossen. Doch bereits im Vorjahr gelang den „Kunstlicht“-Machern mit zwölf beteiligten Ateliers ein beachtlicher „Re-Start“. In diesem Jahr vermelden die Veranstalter sogar schon 19 Standorte.

Am Samstag, 16. November, funkeln sie wieder (meist von 18 bis 22 Uhr) unter dem bewährten Motto: „Kunstlicht“. An 19 Adressen im gesamten Stadtgebiet präsentieren 50 Künstlerinnen und Künstler eine aktuelle Auswahl ihres Schaffens. Und sie gewähren – für viele noch spannender – Einblicke in ihre Werkstätten. Dort sieht es manchmal halt weniger aufgeräumt aus als in Galerien, doch Kunstbegeisterte genießen dieses einzigartige Ambiente. Anders als in musealen Räumen bietet sich besonderes Flair, bei dem die Besucher immer zum Gespräch eingeladen sind, bisweilen auch zu einem Snack und guten Tropfen.

Authentisches Atelier-Ambiente gibt‘s seit etlichen „Kunstlicht“-Abenden bei Robert Bosshard, Freiherr-vom-Stein-Straße 56. Er verspricht „Erfahrungen und Erkenntnisse eines Oberhausener Künstlers seit über 50 Jahren“.
Authentisches Atelier-Ambiente gibt‘s seit etlichen „Kunstlicht“-Abenden bei Robert Bosshard, Freiherr-vom-Stein-Straße 56. Er verspricht „Erfahrungen und Erkenntnisse eines Oberhausener Künstlers seit über 50 Jahren“. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Wie immer gibt es während der „Kunstlicht“-Nacht einen Mix aus großen und kleineren Standorten, an denen alle Genres der Bildenden Kunst zu erleben sind. Die „Kunstfabrik“ im Hof der Dieckerstraße 15 mit 15 Künstlerinnen und Künstlern und einem besonderen Flair bietet mit einer Werkschau ein sehr breites Spektrum. Aber auch im Atelierhaus Ludwigstraße 20 (ebenfalls im Hof) laden neun Kreative ein.

Von wegen „Perplex“: Pop-Art in schwelgerischen Dimensionen

Auch die besonders rührige Galerie KiR im Europahaus, Elsässer Straße 21, öffnet ihre Türen - man sollte vor dem Motto „Perplex“ nicht zurückschrecken. Für Frank Gebauer, den umtriebigen Pop-Art-Allrounder, ist das ohnehin nur ein Stichwort aus Francoise Hardys 1968er Chanson „Comment te dire adieu?“ Seine 18 großformatigen Fotocollagen nämlich feiern die Psychedelik, als ob Jimi Hendrix (hier porträtiert mit einem allerliebsten Harlekin-Kragen) noch auf Erden weilte. Seine rauschhaften Werke, komponiert aus tausenden winziger Bilddateien (alle aus dem eigenen Fotobestand des Künstlers) und gedruckt auf flauschigen Stoff, feiern mal die Indien-Manie der Sixties, mal die etwas frühere Optical Art: Für diesen Pixel-Sturz ins Kaninchenloch passte nur der Titel „White Rabbit“.

Irisierende „Optical Art“-Effekte kreiert Frank Gebauer aus hunderten winziger Fotos - alle aus eigenem Bestand. Man beachte die farblich abgestimmten Stühle in der Galerie KiR.
Irisierende „Optical Art“-Effekte kreiert Frank Gebauer aus hunderten winziger Fotos - alle aus eigenem Bestand. Man beachte die farblich abgestimmten Stühle in der Galerie KiR. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Etwas versteckt hinterm Raumteiler im tiefen Galerieraum kommentiert der 60-Jährige aber auch die NS-Kunstraubzüge: Seine Collage zeigt das Porträt von Emmy Göring, zweite Ehefrau des NS-Bonzen und Kriegsverbrechers Hermann Göring, angetan mit dem Collier von Adele Bloch-Bauer, so wie Jugendstil-Maestro Gustav Klimt sie porträtiert hatte. Frank Gebauer ist eben ein bildgewaltiger Kritiker - auch an Kirche und Kommerz. Und „Perplex“ ist die einzige der 19 Kunstadressen, die auch noch eine Woche nach der Galerienacht zu erleben ist: Der Künstler verspricht eine musikalisch-literarische Finissage für Sonntag, 24. November, um 16 Uhr.

Neu dabei ist, während „Kunstlicht“ glänzt, auch das Weiterbildungsinstitut an der Marktstraße 35 (Eingang Stöckmannstraße): Das WbI präsentiert die drei 2023er Preisträger des „City Arts“-Wettbewerbs an diesem Abend.

Im Kunsthaus Haven in Borbeck stehen Umzüge bevor, denn die fünf Ateliers sind neu ausgeschrieben. Dennoch beteiligen sich vier der fünf bisherigen Künstler am 16. November an der Ateliernacht.
Im Kunsthaus Haven in Borbeck stehen Umzüge bevor, denn die fünf Ateliers sind neu ausgeschrieben. Dennoch beteiligen sich vier der fünf bisherigen Künstler am 16. November an der Ateliernacht. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Obwohl im Kunsthaus Haven mit der Neu-Ausschreibung der fünf Ateliers ein umfassender Wechsel bevorsteht, beteiligt sich nach etlichen Jahren auch die „rechte Hälfte“ der Borbecker Havensteinschule am Küppers Hof 15: Vier der fünf Ateliers werden am 16. November öffnen und um 20 Uhr zum Künstlergespräch unter dem Motto „Help an Artist!“ einladen. Nur Yury Kharchenko, der bundesweit bekannteste Maler des Quintetts, hat als Wahl-Berliner sein Kunsthaus-Depot bereits geräumt.

„Kunstlicht“ beleuchtet ein halbes Dutzend neuer Adressen

Die besondere „Kunstlicht“-Atmosphäre ist aber auch in den kleineren Ateliers zu spüren. So beteiligen sich traditionell der Künstler Robert Bosshard, das Atelier Helga Brune, die Galerie Ludger Mels, das Atelier „Freiraum“ mit Viola Schledorn, der Künstlerhaushalt von Lara Schumann, aber auch die Künstlerinnen Iris Schnaitmann und das Atelier Nicole Tenge.

In seinem Atelier präsentiert Ludger Mels die Gemälde dicht an dicht, in „St. Petersburger Hängung“, hier bewundert während der letzten „Kunstlicht“-Nacht.
In seinem Atelier präsentiert Ludger Mels die Gemälde dicht an dicht, in „St. Petersburger Hängung“, hier bewundert während der letzten „Kunstlicht“-Nacht. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

„Es ist toll, dass wir in diesem Jahr auch ganz neue Standorte präsentieren können“, freut sich Wolfgang Kleinöder als einer der Organisatoren vom Arbeitskreis Oberhausener Künstler. Dazu zählen das Kunsthaus Mitte an der Paul-Reusch-Straße 60, das Pop-up-Atelier von Rebecca Gottschick im Pavillon am Altmarkt, die Künstlerin Dorothea Schaller an der Blücherstraße 61, „m-artdesign“ in der Sterkrader Steinbrinkstraße 146, „Allerlei Frickelei“ mit gleich vier Kunstschaffenden in Buschhausens Lindnerstraße 233 und Hans Schroers „Querbeet 4“ in den Alstadener Heiderhöfen 37.

Neu ist in diesem Jahr das Angebot der VHS zu einem geführten Besuch verschiedener Ateliers. Informationen hierzu, aber auch alle aktuellen Hinweise findet man auf der „Kunstlicht“-Website offene-ateliers-kunstlicht-oberhausen.jimdosite.com.