Mülheim. Bei vielen Themen hat die Stadt aus Sicht von Jugendlichen Nachholbedarf. Oder kommen die Informationen nur einfach nicht an?
Digitalisierung, verlässlichere ÖPNV-Taktungen, mehr Sportangebote, mehr Engagement im Tierschutz, sichere Orte: Es wurde über viel diskutiert am vergangenen Freitag in der Westenergie Sporthalle. Rund 200 Schülerinnen und Schüler der achten Klassen der Willy-Brandt-Gesamtschule in Styrum, der Ruhrstadtschule in Dümpten und der Realschule an der Mellinghofer Straße brachten beim dritten Jugendbezirksforum zahlreiche Themen, Ideen und Wünsche für Mülheim ein.
Organisiert wurde die Veranstaltung vom Mülheimer Amt für Kinder, Jugend, Schule und Integration in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft der offenen Türen (AGOT), also den Mülheimer Jugendzentren. Gesprächspartner der Schüler waren Vertreter aus Politik, Verwaltung und Institutionen. Und denen schlugen im Gespräch teils deutliche Aussagen entgegen.
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Etwa von der 14-jährigen Lilly-Marleen von der Willy-Brandt-Gesamtschule: „Bei uns sind die Klos so dreckig, wir versuchen, möglichst vor der Schule oder erst wieder zuhause auf die Toilette zu gehen.“ Lediglich Schüler zur Toilettenaufsicht in den Pausen einzuteilen, bringe gar nichts: „Die gucken auf ihr Handy und achten nicht darauf, wer die Klos benutzt und wie sie aussehen.“
Die Not scheint tatsächlich groß, hatten sich am Freitag doch gleich mehrere Schülergruppen des unschönen Themas angenommen. Bis zum Thema „Mehr öffentliche Toiletten“ war es da im Rahmen der Präsentation buchstäblich nur ein paar Schritte.
Defizite in Mülheim beim Thema Digitalisierung
Und woran mangelt es noch in Mülheim? Zum Beispiel an freiem WLAN in Bussen und Bahnen sowie im öffentlichen Raum. „Es geht da auch ums Zocken, klar“, räumte etwa Miguel (14) ein, doch wichtig sei auch die sichere Erreichbarkeit. Melissa (15): „Nicht alle Schüler haben eine eigene Sim-Karte oder ein großes Guthaben, aber mit öffentlichem WLAN könnten auch sie unterwegs zuhause anrufen.“
In Mülheim fehlen Rückzugsorte bei Mobbing und Diskriminierung
Sicherheit – auch das war ein wichtiges Thema. Im Straßenverkehr, ebenso wie in der Schule oder im Einkaufszentrum. Safe Spaces, Rückzugsorte, in dem man sich in Notsituationen, bei Mobbing, Diskriminierung, flüchten könne, sind gewünscht. Aber auch mehr Aufenthaltsorte für Jugendliche. Martyna (13): „Ich treffe mich unglaublich gerne mit Freunden im Park. Überdachte Bänke, damit wir auch bei Regen zusammenkommen können, wären toll.“ Ebenso wie gemeinsame Workshops für Schüler auch aus anderen Städten: „Viele von uns sind meistens daheim und alleine, so könnte man das ändern und auch neue Leute kennenlernen.“
Manuel, Mia, Joel und Jason haben sich dagegen auf das Thema Sport konzentriert. Ihr Wunsch: mehr Sportparks wie den in Styrum und mehr frei zugängliche Sportplätze, keine „Open Gyms“ – „wir wollen nicht trainieren, sondern Sport machen“. Und das – auch bei Sportarten wie Eishockey oder Floorball – möglichst in der Nähe und nicht in Mülheims Nachbarstädten.
„Wir haben ganz offensichtlich ein Informationsdefizit in Mülheim“
Mehr Treffpunkte, mehr Vernetzung also. Ein Aspekt, der mit Blick auf die Jugendbezirksforen von 2019 und 2024 durchaus interessant sei, meint Filip Fischer, Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses: „ÖPNV, WLAN, diese Themen wurden auch damals schon angesprochen. Was wir jetzt feststellen, ist, dass die Nach-Corona-Generation mehr Freiräume und entsprechende Angebote einfordert.“ Auf diesen Wunsch reagiere man bereits, etwa mit dem geplanten Jugendtreff im Forum.
Überhaupt: Es gebe, darauf wiesen Stadtdirektor David Lüngen und Oberbürgermeister Marc Buchholz gleichermaßen hin, bereits vieles von dem, was angemahnt werde – Sportangebote, Jugendzentren, starke Initiativen. „Aber wir haben ganz offensichtlich ein Informationsdefizit in Mülheim“, so Buchholz.
„Die Politiker sollten einfach öfter mal da sein, wo wir auch sind“
Anders formuliert: Es gelte nun darüber nachzudenken, warum man die Jugendlichen mit dem vorhandenen Angebot offensichtlich nicht erreiche und wie sich das ändern lasse. Janinas Fazit: „Die Politiker sollten einfach öfter mal da sein, wo wir auch sind“, sagt die 14-Jährige – und meint damit gleichermaßen den Stadtraum, die Schulen und die sozialen Medien. „Da kann man uns erreichen.“
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