Mülheim. Die Tierhaltung wird beim Fleischkauf wichtiger. Mülheims Discounter verbannt nun Produkte, die nur den Mindeststandards entsprechen.

Der Anteil von verkauftem Fleisch aus der niedrigsten Haltungsform ist im deutschen Lebensmittelhandel zuletzt weiter zurückgegangen. Das wurde im Rahmen der Grünen Woche in Berlin mitgeteilt. Die Zahlen dürften in Zukunft noch weiter zurückgehen, denn einer von Deutschlands größten Discountern hat sein Sortiment seit dieser Woche umgestellt.

Wie Aldi Süd mitteilte, verzichtet der in Mülheim ansässige Discounter nicht nur in seinen Geschäften vor Ort, sondern in allen rund 2000 Filialen vollständig auf gekühlte Fleisch-, Wurst- und Schinkenwaren sowie Frikadellen aus der niedrigsten Haltungsform. Ausgenommen davon sind internationale Spezialitäten sowie Convenience- und Fertiggerichte. Diese Maßnahme unterstütze die vollständige Umstellung des Aldi-Sortimentes bis 2030.

Freiwillige Kennzeichnung bei Aldi: Was die unterste Stufe besagt

Um den Kundinnen und Kunden mehr Orientierung beim Fleischkauf zu geben, gibt es seit 2019 eine freiwillige Kennzeichnung der Händler in vier Stufen. Die niedrigste davon bedeutet „Stallhaltung“ und entspricht lediglich den gesetzlichen Mindeststandards in der Tierhaltung. Zum Beispiel gerade einmal 0,75 Quadratmeter für jedes Schwein, maximal 2,2 Quadratmeter für Jungbullen oder Milchkälber.

Ab sofort bietet der Mülheimer Discounter eigene Wurstprodukte nur noch ab der Haltungsform zwei und höher an. In der Frischetheke sind schon seit zwei Jahren alle Wurstartikel ausschließlich in der höchsten Haltungsform erhältlich, teilt das Unternehmen mit. Bis 2030 will Aldi 100 Prozent des Frischfleischs, der Trinkmilch sowie der gekühlten Fleisch- und Wurstwaren auf die Haltungsformen drei und vier umstellen.

Trotz Umstellung: Welche Forderungen Aldi Süd an die Politik stellt

„Langfristig ist eine tierwohlgerechte Nutztierhaltung in Deutschland unverzichtbar. Bei Aldi Süd sind wir stolz darauf, Pioniere auf diesem Gebiet zu sein, doch die gesamte Branche ist aufgefordert, das Tierwohl zu verbessern“, sagte Dr. Julia Adou, Director Sustainability bei Aldi Süd.

Eine der Filialen des Discounters Aldi Süd in Mülheim.
Eine der Filialen des Discounters Aldi Süd in Mülheim. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Darüber hinaus seien überarbeitete politische Rahmenbedingungen notwendig: „Wir wünschen uns von der kommenden Bundesregierung, dass sie das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz weiterentwickelt und dabei auch die Kennzeichnungspflicht ausweitet. Zudem brauchen wir dringend ein langfristig angelegtes Finanzierungsinstrument für den Stallumbau. Dies wird allen Beteiligten mehr Planungssicherheit geben und einen flächendeckenden Fortschritt für Tierwohl fördern.“

Wie die Deutsche Presseagentur berichtet, will auch Nachbar Aldi Nord ab Ende des Jahres keine Produkte mehr aus der untersten Haltungsform verkaufen, Rewe und Penny planten dies bis Jahresende zumindest bei Schweine- und Geflügelfleisch. Während die Umstellung bei Lidl nahezu abgeschlossen ist, wollen auch Edeka, Kaufland und Netto den Stufe-eins-Anteil verringern, ohne dabei aber Zeiträume zu nennen.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch erklärte: „Der Vorstoß der Handelsketten ändert nichts am millionenfachen Leid in deutschen Ställen.“ Ob Tiere gesund seien, hänge nicht von der Haltungsform, sondern vom Stallmanagement der Landwirte ab. Statt einer Haltungskennzeichnung brauche es gesetzliche Vorgaben für gute Tiergesundheit.

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