Mülheim. Wie ist der Zustand in Mülheims Offenem Ganztag ein Jahr vor dem Rechtsanspruch? Eine Gewerkschaft stellt ein vernichtendes Zeugnis aus.
Der Rechtsanspruch für einen Platz in der Offenen Ganztagsschule (OGS) stellt schon heute viele Einrichtungen vor große Herausforderungen. So sehr, dass der Mülheimer Stadtverband der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) nun ordentlich Alarm schlägt. „Was dort passiert, hat mit Bildung und Förderung kaum noch etwas zu tun“, kritisiert Angelika Glauch. Was die Gewerkschaft fordert.
Ihrer Meinung nach könne fast nur noch von Beaufsichtigung gesprochen werden. „Der eigentliche Bildungsauftrag bleibt dabei auf der Strecke“, sagt die GEW-Vertreterin, die für die „Linke.Liste“ auch im Schulausschuss der Stadt Oberhausen sitzt. Das liege bei Gruppengrößen von 25 bis 30 Kindern in erster Linie an der personellen Situation.
OGS in Mülheim: GEW prangert personelle Situation an
Dieser werde oftmals mit sogenannten „pädagogischen Ergänzungskräften“ wie FSJlern, Studierenden und Aushilfen als Honorarkräfte auszubessern versucht, wobei die Genannten häufig nicht über eine pädagogische Qualifikation verfügten. „Erkrankungen des Personals lassen die knappe Personaldecke vielfach wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen. Oft müssen dann Kinder auf andere Gruppen verteilt werden, die wiederum dadurch noch größer werden“, prangert Glauch an. Nicht selten führe das zu kompletten Absagen. „Ähnlich wie in den Kitas müssen Eltern immer wieder damit rechnen, dass sie ihre Kinder abholen und selbst betreuen müssen.“
Auch interessant
Aber nicht nur die Knappheit des Personals mache den Kindern zu schaffen, sondern auch die hohe Fluktuation desselben. „Pädagogische Kontinuität, Vertrauen und stabile Bindungen, die für die Entwicklung der Kinder entscheidend sind, können so kaum entstehen“, ist sich die GEW-Vertreterin sicher.
Mülheimer OGS: Rechtsanspruch gilt ab 2026
Mit dem ab 2026 geltenden Rechtsanspruch drohe die Situation vollends zu eskalieren. „Schon jetzt sind viele Einrichtungen überlastet und es fehlt an dringend benötigten Räumen und qualifiziertem Personal. Wenn sich die Rahmenbedingungen nicht grundlegend ändern, wird die Einführung des Rechtsanspruchs die ohnehin prekäre Lage weiter verschärfen“, warnt Glauch.
- Die Lokalredaktion Mülheim ist auch bei WhatsApp! Abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Kanal: Hier geht‘s direkt zum Channel.
Daher fordert die Gewerkschaft eine angemessene Finanzierung, die den tatsächlichen Bedarf an Personal und Infrastruktur deckt, langfristige Maßnahmen zur Gewinnung und Bindung pädagogischer Fachkräfte und einen Ausbau der Räumlichkeiten, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden.
„Die OGS leistet einen entscheidenden Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit. Insbesondere Kinder aus benachteiligten Familien profitieren von zusätzlichen Bildungs- und Förderangeboten, Hausaufgabenbetreuung und sozialer Integration. Doch unter den aktuellen Bedingungen droht dieses Ziel verloren zu gehen“, betont Glauch.
Bildung in Mülheim: Weitere Nachrichten
- OGS-Ausbau: So will Mülheim das große Ziel noch erreichen
- Weitere 1600 Betreuungsplätze: Wie Mülheim das schaffen will
- Mülheimer Schüler: „Jedes Kind hat ein Recht auf Bildung!“
- Welche Erstklässler werden abgelehnt? Banges Warten steht an
- Bürge steht parat: Mülheim soll eine neue Schule bekommen
Bleiben Sie in Mülheim auf dem Laufenden!
>> Alle Nachrichten aus Mülheim lesen Sie hier. +++ Abonnieren Sie kostenlos unseren Newsletter per Mail oder Whatsapp! +++ Hier kommen Sie zu unseren Schwerpunktseiten Wohnen, Gastronomie, Handel/Einkaufen und Blaulicht. +++ Zu unserem Freizeitkalender geht es hier. Legen Sie sich doch einen Favoriten-Link an, um kein Event zu verpassen! +++ Lokale Nachrichten direkt auf dem Smartphone: Laden Sie sich unsere News-App herunter (Android-Version, Apple-Version).